Streik bei Infineon beschlossene Sache

Mit der Arbeitsniederlegung will die Gewerkschaft die geplante Schliessung des Werks mit 800 Beschäftigten möglichst noch verhindern oder zumindest einen Sozialtarifvertrag erreichen. Darin könnten eine Beschäftigungsgesellschaft und Abfindungen geregelt werden.


Produktion geht trotz Streik weiter
Der Chipkonzern Infineon will bei dem drohenden Streik die Produktion in seinem Werk München-Perlach aufrechterhalten. «»Wir sind gut gerüstet»», sagte der zuständige Chef der Automobilsparte, Reinhard Ploss, am Freitag der dpa in München. «Wir gehen davon aus, dass wir die Fertigung in einem gewissen Rahmen weiter laufen lassen können.» Zugleich betonte der Manager, der Konzern sei kompromiss- und jederzeit verhandlungsbereit.


Zu Gesprächen bereit
Infineon sei zu Gesprächen über die Höhe der Abfindungen und die Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft nach der geplanten Schliessung des Werks mit 800 Beschäftigten bereit. Dagegen sei der Termin der Schliessung Anfang 2007 nicht verhandelbar. «Es gibt keine Alternative zur Schliessung.» An diesem Thema seien die Verhandlungen mit der IG Metall gescheitert.


Keine Alternative
Es gebe keine Alternative, betonte Ploss. «Überlegungen das Werk zu schliessen bestehen seit mehreren Jahren. Den einzigen Vorwurf, den man machen könnte, wäre, dass wir es nicht früher geschlossen haben.» Auch den Mitarbeitern sei schon länger bekannt, dass «die Aufgabenstellung der Fabrik nicht mehr gegeben ist».


Auffanggesellschaft für einen beträchtlichen Zeitraum
Theoretisch sei höchstens denkbar gewesen, Fertigung von besser aufgestellten Werken wie Villach oder Regensburg nach München zu verlagern. Dies mache wirtschaftlich aber keinen Sinn. Die betroffenen Mitarbeiter hätten noch Zeit, sich einen neuen Job zu suchen, sagte Ploss. Zudem werde es eine Auffanggesellschaft geben – allerdings nicht für fünf Jahre wie von der IG Metall gefordert, aber für einen beträchtlichen Zeitraum. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten hätten zudem die Chance, von anderen Standorten übernommen zu werden.


Samstag, Sonntag oder in der Nacht
Die Infineon-Führung hofft, dass die Verhandlungen mit der IG Metall bald fortgeführt werden können. «Von unserer Seite aus können wir auch am Samstag, Sonntag oder in der Nacht verhandeln.» Auch ein Streik werde das Klima nicht belasten. Wenn es allerdings das einzige Ziel der Gewerkschaft sei, die Schliessung zu verhindern, sei der Streik rechtswidrig.


Streik könnte Prozess der Schliessung beschleunigen
Zudem bestehe die Gefahr, dass Infineon Teile der Fertigung wegen der Arbeitsniederlegung in andere Werke verlagere. Dies könne den Prozess der Schliessung beschleunigen. «Rücktransferieren werde ich dann nichts mehr.» Ploss wollte nicht bestätigen, dass Infineon bereits Leiharbeiter engagiert hat, um die Fertigung in München-Perlach aufrechtzuerhalten. Man sei aber gut vorbereitet, zudem liege die Streikbeteiligung erfahrungsgemäss nie bei 100 Prozent. Die wirtschaftlichen Folgen des Streiks würden sich daher voraussichtlich in Grenzen halten.


Zuversichtlich über eine Einigung
Die Infineon Technologies AG ist aber zuversichtlich, dass noch eine Einigung über ein Gesamtpaket gelingt. Dabei sei man auch bei der Höhe der Abfindungen gesprächsbereit. Laut Gewerkschaftskreisen hat Infineon bisher 0,3 Bruttomonatsgehälter pro Jahr der Betriebszugehörigkeit angeboten. Üblich seien aber auch bei anderen Infineon-Standorten mindestens 0,6 Gehälter. (awp/mc/ab)

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