Studie: Was Unternehmen angesichts der Krise tun

82% der europäischen Unternehmen wollen geringfügig mehr Neueinstellungen als noch 2009 vornehmen. Die Löhne in Europa steigen moderat, wobei in den Personalprogrammen ein besonderes Augenmerk auf der Gewinnung, Förderung und Bindung von Talenten liegt. Europäische Unternehmen haben im letzten Jahr trotz Nullrunden und Entlassungen das Mitarbeiterengagement sowie das Produktivitätsniveau konstant halten oder sogar steigern können. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie «From Recession to Recovery», für die Towers Watson im Januar 131 Personalleiter aus mittleren und großen Unternehmen in Europa und insgesamt 459 Personalleiter weltweit befragt hatte.


Neueinstellungen und Entlassungen gehen Hand in Hand
Trotz des einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwungs zeigen sich in Europa die Nachwehen der Krise stärker als in den USA. Rund 92% der US-Firmen planen für 2010 selektive Neueinstellungen; in Europa wollen 82% der Unternehmen ihre Belegschaft vergrössern. Besonders im Vergleich zum Vorjahr wird Zurückhaltung deutlich: Lediglich 16% der europäischen Befragten rechnen mit signifikant mehr Neueinstellungen, 45% mit weniger Neueinstellungen. Unabhängig davon planen Unternehmen Entlassungen. Aber nur noch 5% der Befragten in Europa gehen von grossflächigen Entlassungswellen aus, 44% erachten selektive Kündigungen als wahrscheinlich.


Lohnerhöhungen leicht über Vorjahresniveau
Für das laufende Jahr rechnen die meisten Unternehmen mit geringfügig steigendem Lohnzuwachs, wobei dieser leicht über dem Vorjahresniveau liegt. Die Anzahl der Unternehmen ohne Lohnerhöhung hat sich deutlich reduziert. Unter Ausschluss der Unternehmen, die 2009 Nullrunden vornehmen mussten, erwarten europäische Firmen Lohnerhöhungen von rund 2% (USA: 2,8%). Während ein Grossteil der Unternehmen weltweit mit einer Reduktion der variablen Vergütung rechnet, ist es in Europa nur die Hälfte (USA: 100%).


Asien-Pazifik-Raum weiter auf dem Vormarsch&
Die Studienteilnehmer gehen mehrheitlich davon aus, dass die Personalkosten im kommenden Jahr steigen oder zumindest gleich bleiben. Lediglich 18% aller Unternehmen wollen oder müssen im Verlauf ihre Personalkosten weiter senken. Die mit deutlichem Abstand stärksten Personalkostenerhöhungen erwarten Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum, wo fast 70% der Unternehmen von höheren Aufwendungen ausgehen. «Diese Zahlen spiegeln die Zuversicht und die wirtschaftliche Dynamik in den jeweiligen Märkten wider», betont John Anthony, Managing Consultant Towers Watson Schweiz. «Die Werte entsprechen unserer Beratungspraxis.»


Hohe Produktivität durch effizientes Kostenmanagement
Trotz Entlassungswellen in den Vorjahren konnten europäische Unternehmen die Produktivität ihrer Mitarbeiter konstant halten. 54% der Befragten geben an, dass die Produktivität in den vergangenen zwölf Monaten sogar gestiegen ist (USA: 55%). Auch für das kommende Jahr gehen 57% der europäischen Personalleiter von einer steigenden Wertschöpfung aus, in den USA sind es mit 48% etwas weniger. «Produktivitätssteigerungen gepaart mit dem kontinuierlichen Druck eines effizienten Kostenmanagements sind mitverantwortlich für die verhaltene Bereitschaft der Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen. Dies erklärt auch die Disproportionalität der Zahl der Arbeitslosen zur wieder anziehenden Wirtschaft», erläutert Martin Emmerich, Leiter des Towers Watson-Beratungssegments Talent & Rewards in der Schweiz.


Auswirkungen der Krise auf berufliche Vorsorge
Als Folge der Finanzkrise und den damit einhergehenden Lohnkürzungen reduzierten letztes Jahr weltweit viele Arbeitnehmer ihre Beiträge in die berufliche Vorsorge. Fast ein Drittel der US-amerikanischen Arbeitnehmer (30%) kürzte die entsprechenden Einzahlungen, europäische Mitarbeiter griffen dagegen nur in Ausnahmefällen zu dieser Massnahme (1%); Dies erklärt sich zum Teil durch landesspezifische Systemunterschiede. So ist in der Schweiz eine solche Anpassung der Arbeitnehmerbeiträge in der Regel nicht möglich. Auf Arbeitgeberseite zeigt sich ein ähnliches Bild: 23% der befragten US-Unternehmen kürzten ihre Beiträge, im Gegensatz zu nur 3% der europäischen Firmen.


Belegschaft wird älter
Als weitere Konsequenz der Wirtschaftskrise konstatiert ein Viertel der Unternehmen weltweit einen Anstieg des Pensionierungsalters der Belegschaft. In US-Firmen ging 2009 über die Hälfte der Arbeitnehmer später in den Ruhestand, in Europa waren es nur 15%. Die Befragten gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch im kommenden Jahr fortsetzt. «Aus Arbeitgebersicht ist die spätere Pensionierung ein zweischneidiges Schwert: Sie sichert zwar Erfahrungsschatz und Talent, schafft aber auch internen Druck auf Karrierefortschritte und -entwicklungen», erläutert Towers Watson-Manager John Anthony. In der Tat erachtet ein Fünftel der befragten Unternehmen eine spätere Pensionierung als skeptisch.


Trotz Krise: Talente halten im Fokus
Das Halten und Binden von Talenten steht auch 2010 im Fokus. Jedoch geht die Hälfte der europäischen Unternehmen von schwierigeren Bedingungen als noch im Vorjahr aus. Dies ist vor allem auf die Belebung des Arbeitsmarkts zurückzuführen. Trotz der anziehenden Wirtschaft rechnen 40% der Unternehmen in Europa mit einer gleichbleibend schwierigen Situation bei der Bindung von High Potentials. «Die Unternehmen haben aus der letzten Wirtschaftskrise gelernt, durch strategische Investitionen Talente nicht nur zu halten, sondern weiter zu fördern und zu motivieren», führt Towers Watson-Experte Martin Emmerich aus. «Mit einem strategischen Personalmanagement investieren Unternehmen in ihre Zukunft und verschaffen sich so entscheidende Wettbewerbsvorteile.»


Mitarbeiter-Engagement trotz Krise hoch
In Anbetracht der Entlassungen und Nullrunden des Vorjahres war von einem Nachlassen des Arbeitnehmerengagements in 2010 auszugehen. Jedoch nimmt die Hälfte der europäischen Unternehmen an, dass die Belegschaft das bisherige Niveau halten wird. 41% der Personalleiter rechnen sogar mit einem höheren Mitarbeiterengagement als im Vorjahr. (towers watson/mc/ps)


Über die Studie
Im Januar 2010 befragte Towers Watson 459 Personalverantwortliche aller Branchen weltweit zur aktuellen Mitarbeitersituation und den strategischen Zielsetzungen zu Beginn der Krise und heute sowie zu ihren Einschätzungen für das kommende Jahr. Die Antworten liefern neue Erkenntnisse darüber, wie Unternehmen weltweit auf die Krise reagiert und dementsprechend Veränderungen vorgenommen haben und ob sich diese auch in Zukunft auszahlen werden. In Europa haben sich 131 Unternehmen, darunter auch aus der Schweiz, an der Umfrage beteiligt. Eine Zusammenfassung der Studie ist verfügbar unter: .


Über Towers Watson
Als eines der weltweit führenden Beratungsunternehmen unterstützt Towers Watson Organisationen in der Optimierung ihrer Performance durch effektive Lösungen im Personal-, Finanz- und Risiko-Management. Weltweit beschäftigt Towers Watson ca. 14’000 Mitarbeiter. In der Schweiz sind wir mit Büros in Zürich und Lausanne vertreten.

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