Swiss-Verkauf: CH Presse positiv, aber ohne Begeisterung


Der Verkauf der Swiss International Air Lines AG an die Deutsche Lufthansa AG wird von den Schweizer Zeitungen positiv, aber ohne Begeisterung aufgenommen. Es habe keine Alternative gegeben, lautet der Tenor. Kritisiert werden vornehmlich frühere Fehler.


Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber: Übernahme der Swiss an seinem 58. Geburtstag.
In Jubel und Euphorie verfalle niemand, stellt die «Berner Zeitung» fest. «Wer allerdings nicht mit dem Bauch, sondern den Verstand sprechen lässt, wird mit dieser Lösung gut leben können.» Die Lufthansa könne der Swiss eine Perspektive bieten, und dies sei mehr, als man noch vor kurzem habe erwarten können.

Einzige vernünftige Möglichkeit
«Der Verkauf an die Lufhansa ist noch die einzige vernünftige Möglichkeit» schreibt der «Tages-Anzeiger». Das Ende der Schweizer Zivilluftfahrt hätten Manager und Verwaltungsräte zu verantworten, aber auch das Volk mit seinem Nein zum EWR, das die Rahmenbedingungen für die Zivilluftfahrt verschlechtert habe.

Verschüttete Milch
Doch über «verschüttete Milch zu jammern hilft der Schweiz nicht weiter», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Es sei gegebenenfalls Sache der Justiz, Fehlbare zur Rechenschaft zu ziehen. Kritisiert wird, dass die Schweiz keine politischen Zusagen für ein «Ende der Diskriminierung des Flughafen Zürichs» erreicht hat.

Politischer (Miss-)Erfolg
Eine solche Zusage wäre beim Verkauf der nationalen Fluggesellschaft an ein deutsches Unternehmen durchaus gefragt gewesen. So werde man den politischen (Miss-)Erfolg des Bundesrates weniger am Verkaufspreis der Swiss als an den konkreten Verbesserungen für den Hub Zürich messen.

Mit dem Rücken zur Wand
Dass die Grossaktionäre – inklusive der Bund – wahrscheinlich weit weniger Geld zurückbekommen, als dass sie in den Aufbau der Swiss gesteckt hatten, ist für die «Aargauer Zeitung» nicht zu vermeiden gewesen. «Wer bei Verhandlungen mit dem Rücken zur Wand steht, kann nicht mehr erwarten.»

Gar nicht so schlecht gelungen
Die zwei Milliarden Bundesgelder hätten die Swiss heiratsfähig und die Schweiz vor einem ökonomischen Schock bewahrt, schreibt das «St. Galler Tagblatt». Das politische Unterfangen sei deshalb «gar nicht so schlecht gelungen».

Kaufpreis in Ordnung
Auch für die Westsschweizer Zeitung «Le Temps» geht der Kaufpreis in Ordnung. «Denn die Lufthansa setzt sich auch dem Risiko aus, mit der Swiss rote Zahlen zu schreiben.»

Schaler Nachgeschmack
Heftige Kritik am Verkauf übt einzig der «Blick». Der Bundesrat habe vor drei Jahren versprochen, dass der Verkauf der Swiss nicht in Frage komme. «Was dürfen Spitzenpolitiker und Wirtschaftskapitäne eigentlich alles ungestraft versprechen?», fragt der Kommentator. Es bleibe ein ganz schaler Nachgeschmack.

Garantiert den Erfolg nicht
Die Zukunft scheint den meisten Kommentatoren ungewiss. Dass sich ein Retter in der Not gefunden habe, lasse hoffen, schreibt die «Thurgauer Zeitung». Garantiert sei der Erfolg jedoch noch nicht. Ob die Marke Swiss erhalten bleibe, werde der Markt entscheiden.

Rolle ungewiss
Auch der «Bund» stellt fest, niemand könne sagen, welche Rolle die Swiss unter dem Lufthansa-Dach künftig spielen werde. So sei unklar, ob sei von der potenten Lufthansa profitiere oder «zur Zubringerin für die deutsche Fluggesellschaft degradiert» werde. (awp/mc/gh)

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