Swissair-Prozess: Laut Mario Corti hätte die Swissair nicht untergehen müssen

Die Swissair hätte laut dem letzten Swissair-Chef Mario Corti nicht untergehen müssen. Mit einer Sanierung der Swissair statt dem Aufbau der Nachfolgegesellschaft Swiss hätte die Schweiz einen Schaden von 21 Mrd CHF vermieden, sagte Cortis Verteidiger.


Papier von Corti und seiner ehemaligen Finanzchefin
Cortis Anwalt Paul Ramer präsentierte im Swissair-Prozess in Bülach ein Papier von Corti und seiner ehemaligen Finanzchefin Jacqualyn Fouse mit dem Titel «Eine Sanierung war möglich». Die Banken und der Bund hätten sich im September 2001 aber gegenüber den Überlegungen Cortis verschlossen, machte Ramer geltend.


Wertvernichtung von 17 Mrd CHF
Der Untergang der Swissair hat laut Ramer zu einer Wertvernichtung von 17 Mrd CHF geführt. Für den Aufbau der Swiss seien zudem rund 4,3 Mrd CHF verwendet worden, von denen nach dem Verkauf an Lufthansa noch rund 270 Mio CHF übrig geblieben seien: «Der Gesamtschaden beträgt also mindestens 21 Mrd Franken.»


Bilanzprobleme aber keine Überschuldung
Ende September 2001 habe die Swissair zwar Bilanzprobleme gehabt, eine Überschuldung habe aber nicht bestanden. «Es konnte also nicht sein, dass sofort ein Gang zum Richter anzutreten war», sagte Ramer. Da die Gesellschaft sanierungsfähig war, habe sogar eine Pflicht zur Sanierung bestanden. Der Anwalt rechnete vor, welche Mittel zur Sanierung der Gruppe noch hätten verwendet werden können: «Hätte man die SAirGroup so wirken lassen, wäre sie Ende 2001 mit genügend Barmitteln und einer lebensfähigen Bilanz dagestanden.»


Unfähigkeit oder mangelnder Wille
Wegen der Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September hätte es zur Überbrückung aber einen Milliardenkredit vom Bund gebraucht. Dieser wäre aber gedeckt gewesen: «Es war die Unfähigkeit oder der mangelnde Wille dies zu sehen.»


Moritz Suter als Strippenzieher
Beim Untergang der Swissair soll laut Ramer auch der damalige Crossair-Verwaltungsratspräsident Moritz Suter im Hintergrund die Fäden gezogen haben. Dessen Ziel sei es gewesen, eine nationale Fluggesellschaft auf Basis seiner Crossair aufzubauen. Der Anwalt zitierte dazu Protokolle aus «Geheimtreffen» im Haus von Suter in Basel, an denen auch der damalige Crossair- und spätere Swiss-Chef André Dosé teilgenommen habe, der damals auch in der SAirGroup-Geschäftsleitung sass.


Briefentwurf von UBS-Chef Marcel Ospel
Zudem wurde ein Briefentwurf von UBS-Chef Marcel Ospel an den Bundesrat zitiert: Darin soll sich der Basler Banker ebenfalls für eine neue Airline auf Crossair-Basis mit einem Verwaltungsratpräsidenten Moritz Suter ausgesprochen haben. Ob der Brief jemals abgesandt wurde, liess der Verteidiger allerdings offen. (awp/mc/gh)

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