Swissfirst-Aktionäre entscheiden am Freitag über neuen Namen und Ausrichtung

Der grösste Wachstumsschritt ist der Bank Swissfirst zum Verhängnis geworden – die Fusion mit der Bank Bellevue. Weil kurz vor dem Zusammenschluss mehrere Aktionäre – darunter etliche Pensionskassen – ihr Aktienpaket Swissfirst verkauft hatten, wurden Insidergeschäfte vermutet.


Denn die Aktie der Swissfirst schnellte nach dem Deal in die Höhe. Den Pensionskassen entgingen so theoretisch hohe Gewinne. Die Affäre zog immer weitere Kreise. So ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen Swissfirst selber, sondern auch gegen diverse Pensionskassen. Hier wurden Vermutungen wegen Schmiergeldzahlungen laut.


Neugeschäft ist praktisch zum Erliegen gekommen
Swissfirst hat die Vorhaltungen wiederholt entschieden zurückgewiesen, doch hat die Affäre dem Ansehen der Gruppe geschadet. Vor allem das Bankgeschäft litt unter dem Imageverlust. Das Neugeschäft ist praktisch zum Erliegen gekommen. Der Imageverlust führte dazu, dass im Vermögensverwaltungsgeschäft für reiche Privatkunden rund 300 Mio CHF abgeflossen sind. Der Reingewinn in den ersten neun Monaten sackte trotz boomenden Börsen um 12% auf 69 Mio CHF ab.


Konkurrenz will die besten Mitarbeiter
Wegen des Imageverlustes war es auch schwierig, die Beschäftigten im Hause zu behalten. Die Konkurrenz sei «wie Geier» um Swissfirst gekreist, um die besten Mitarbeiter wegzuholen, hiess es.


Befreiungsschlag mit neuem Namen
An der ausserordentlichen Generalversammlung vom Freitag sollen die Aktionäre nun die Grundlage für einen Befreiungsschlag schaffen. Wichtigster Punkt dabei ist die Änderung des Namens in Bellevue. Der Firmenname Swissfirst hat zu viel an Glaubwürdigkeit eingebüsst. Zudem sollen Inhaberaktien in Namenaktien umgewandelt werden. Damit will Swissfirst Transparenz über ihr Aktionariat erhalten. Um die finanzielle Flexibilität der Gesellschaft zu erhöhen, soll bedingtes und genehmigtes Kapital in der Höhe von je maximal 100’000 CHF geschaffen werden.


Abstimmung über Verkauf der Swissfirst Bank
Die Aktionäre stimmen auch über einen Verkauf der Swissfirst Bank ab. Der Betrieb der Privatbank gehöre nicht mehr zum Kerngeschäft der Gesellschaft, argumentiert der Verwaltungsrat. Bereits verkauft wurden die Filialen in Liechtenstein und Basel. Die restlichen Teile des Privatbankengeschäftes sollen bis Ende Jahr einen neuen Besitzer bekommen.


Back to the roots
Damit kehrt die Bank zu den Wurzeln der Bellevue Bank vor dem Zusammenschluss zurück. Sie will sich auf Anlagen im Gesundheitswesen, die Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger, das Vermittlungsgeschäft mit Schweizer Aktien und Unternehmensfinanzierung konzentrieren.


Knabenhans vor Wahl in den VR
Bei Swissfirst das Steuer übernommen hat inzwischen Ex-Julius- Bär-Banker Walter Knabenhans. Er soll an der Generalversammlung offiziell in den Verwaltungsrat gewählt werden. Nicht mehr an Bord ist Swissfirst-Gründer Thomas Matter. Er trat im Zuge der Affäre Ende August von seinem Posten zurück. Er gebe, so Matter damals, sein Lebenswerk preis. Nun wird Matter auch seinen Anteil von 13% reduzieren. (awp/mc/pg)

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