Thomas Schärer, Hotel Seeburg Luzern: Durchschnittlichkeit reicht schon lange nicht mehr

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Mit 31 Jahren konnten Sie die Leitung der Seeburg übernehmen, nachdem ihre Familie das Hotel von den Gebrüdern Hogg erstanden hatte. Wie konnten Sie sich auf die Aufgabe vorbereiten?

Thomas Schärer:
Die eine Vorbereitung für eine solche Herausforderung besteht in der fundierte Ausbildung, Professionalität und etwas Mut. Anderseits muss die richtige Einstellung zu Verantwortung und Pflicht vorhanden sein. Liegen diese Aspekte vor, kann die Herausforderung angenommen werden. Die effektive Vorbereitungszeit auf das Hotel Seeburg war schlussendlich recht kurz. Die Kaufverhandlungen galten nämlich als gescheitert und ich weilte drei Wochen in den Ferien. Dann aber konnte innerhalb von 3 Tagen nach den Ferien der Kaufvertrag plötzlich unterzeichnet werden. Die Betriebsübernahme und der erste Arbeitstag fanden gleich am folgenden Tag statt.


«Wir bezahlen nicht die Nationalität unserer Mitarbeiter, sonder die Leistungen.»  Thomas Schärer, Hotelier, Seeburg Luzern



In der Zwischenzeit beschäftige Sie in der Seeburg zwischen 60 und 70 MitarbeiterInnen und machen einen Umsatz von über 8 Millionen Franken. Seit 1999 sind ständige Umbauten oder Erweiterungen im Gange und die nächste Bauetappe ist in der Seeburg 61 ebenfalls schon in Sicht. Wie finanzieren Sie diese beträchtlichen Investitionen?

Kaufpreis, getätigte Investitionen und Unternehmenserfolg müssen sich in Balance halten. Die Hotel Seeburg Liegenschaft war beim Kauf komplett sanierungsbedürftig, somit war der Kaufpreis vernünftig und unser Bewusstsein, noch Einiges investieren zu müssen vorhanden. Ganz klar muss auch die Seeburg Hotels AG unternehmerisch seinen Erfolg erarbeiten.

Die Seeburg hat ein 500 jähriges geschichtliches Erbe. Was davon spüren Sie heute noch und was möchten Sie in die Zukunft retten?

Spüren kann man zu jeder Zeit alle fünf Jahrhunderte der Geschichte. Das Historische und das Moderne, Zukunftsweisende. Gerettet wurde schon einiges mit diversen Sanierungen, jedoch immer unter vernünftigen und realistischen unternehmerischen Aspekten.

Einen beträchtlichen Anteil des unverwechselbaren Charmes der Anlage ist dem noch nicht renovierten Flügel mit dem «Jesuitenhof» zuzuschreiben. Welche Pläne haben Sie mit diesem Teil der Anlage?

Für uns keine leicht Aufgabe. Die nächsten Investitionen folgen in anderen wichtigen Teilen der Liegenschaft. Dass ein Teil des Seeburg-Charmes dem alten Jesuitenkloster zuzuschreiben ist, steht ausser Diskussion. Die Zukunft des Jesuitenhofs ist noch nicht klar, sicher ist jedoch, dass diese historischen Gebäude bestehen bleiben. Es gibt Ideen einer Umnutzung in Alterswohnungen, wir hatten aber auch schon Verhandlungen mit Fachschulen und Gewerbe. Der Charme der Anlage wird dadurch aber nicht gemindert.

Mit der Beauftragung des Architekturbüros Scheitlin-Syfrig + Partner für den Verbindungsbau haben Sie sich für eine moderne Stilrichtung entschieden. Was gab den Ausschlag dazu und wie beurteilen Sie den Entscheid rückblickend?

Den Auftrag eines Verbindungsbaus zwischen dem denkmalgeschützten Chalet Gardenia und dem Seeburg 61 aus den sechziger Jahren brauchte Fingerspitzen Gefühl. Das Büro Scheitlin-Syfrig+Partner hat in einem anonymen Wettbewerb diese Aufgabe am besten gelöst. Ich bin mir auch heute noch sicher, dass die moderne Ausrichtung der einzige Weg war. Ein Schritt in die Zukunft. Alles andere wäre erzwungen gewesen. Man soll Zeitepochen für sich gelten lassen. Man darf sie auch ganz klar zeigen und sie weiter leben lassen.


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Die schrittweise Veränderung des Hotels führt wahrscheinlich auch zu einer Veränderung bei den Gästen. Woher kommen Ihre Gäste und was suchen sie in der Seeburg?

Sicher hat sich unser Gästemix verändert. Wir sind jünger geworden. Durch die kontinuierliche Qualitätssteigerung der letzten Jahren hat sich auch das Gästesegment vergrössert. Die Restauration wird besucht von lokalen und überregionalen Gästen. Bei den Übernachtungen haben wir nationale und internationale Kunden, obwohl wir am meisten Übernachtungen mit den Schweizern machen. Allgemein suchen auch unsere Gäste gute Qualität, ein faires Preis-Leistungsverhältnis und eine persönliche Atmosphäre. Durchschnittlichkeit reicht heute schon lange nicht mehr.

Im neuen Restaurant Alexander pflegen Sie eine ausgezeichnete du kreative Küche, momentan noch ohne Punkte und Mützen. Was sind Ihre Pläne, wohin soll sich das kulinarische Angebot in der Seeburg entwickeln?

Punkte und Mützen sagen noch nichts über Qualität aus. Qualität heisst nicht nur hervorragendes Essen. Ebenso wichtig ist der Service, das Ambiente, das Wohlgefühl und die Freundlichkeit. Unser Ziel ist ganz klar, besser als die meisten der anderen Gastrobetriebe zu sein und das Vertrauen des Gastes nicht zu missbrauchen. Ich bin überzeugt, dass wir uns auf einem sehr guten Weg befinden und klar unsere Zielsetzungen verfolgen.

Viele Schweizer Hoteliers beklagen sich über zu hohe Löhne und nicht konkurrenzfähige Strukturen in unserem Lande. Sie beschäftigen zu 50% SchweizerInnen und bauen den Betrieb um und aus? Rechnen Sie anders als Ihre Kollegen?

Wir bezahlen nicht die Nationalität unserer Mitarbeiter sonder die Leistungen. Wir respektieren die Mitarbeiter und führen sie durch unsere eigene Leistung. Wir schätzen sie als einen sehr wichtigen Bestandteil unseres Erfolges und sind uns bewusst, dass keine Position wichtiger ist als die andere, sondern eben nur anders. Es gibt Betriebe die rechnen etwas kurzfristiger, wir im Hotel Seeburg als reine Familien AG müssen langfristig investieren, auch in die Mitarbeiter.

Um das Thema Tourismus kümmern sich viele lokale, regionale Institutionen mit wechselndem und gesamthaft eher mässigem Erfolg. Schweiz Tourismus wird im Vergleich mit ausländischen Tourismusorganisationen finanziell eher kurz gehalten. Welche Unterstützung wünschen Sie sich für eine erfolgreiche Tätigkeit?

Dass endlich nicht nur der Staat und die Kantone sich bewusst werden, welche Wichtigkeit der Tourismus für uns alle hat. Auch die Städte, die sekundären Gewerbe, die Verkehrspolitik, und viele Verbände müssen endlich lernen, Synergien zu nutzen, Zusammenarbeiten einzugehen und sich an diesen Vorteilen finanziell beteiligen.

Sie haben zwei Wünsche frei. Wies sehen diese aus?

Mehr Respekt und Zufriedenheit aller Menschen und für mich persönlich weiterhin gute Gesundheit.






Der Gesprächspartner
Thomas Schärer schloss 1984 eine Lehre zum Koch im Restaurant «OldSwiss House» in Luzern ab. Anschliessend besuchte er die Hotelfachschule in Luzern, die er im Jahre 1991 abschloss. Seine Praktika absolvierte er in verschiedenen 5-Sterne Häusern d Schweiz, sowie bei Mövenpick in Zürich.

Weitere Erfahrungen sammelte er während eines zweijährigen Aufenthaltes in den USA, wo er an der «Cornell University» die Hotelfachschule besuchte.
Mit 27 Jahren übernahm er erstmals die Direktion eines 4-Stern Hotels (Winkelried in Stansstad). Seit 1997 leitet Thomas Schärer das 4-Stern Hotel Seeburg in Luzern.

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