ThyssenKrupp lässt Krise hinter sich

Dies teilte ThyssenKrupp am Dienstag in Essen mit. Im vorangegangenen Krisen-Geschäftsjahr war der Ruhrkonzern dramatisch abgestürzt und hatte an dieser Stelle einen Verlust von fast 2,4 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Mit seinem Ergebnis übertraf ThyssenKrupp die bereits optimistischen Prognosen von Analysten leicht. Unter dem Strich blieben 927 Millionen Euro übrig, ein Jahr zuvor hatte der Konzern einen Nettoverlust von fast 1,9 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Der Umsatz stieg um 5 Prozent auf 42,62 Milliarden Euro, der Auftragseingang wuchs um 15 Prozent auf 41,25 Milliarden Euro. Die Aktionäre dürfen sich auf eine höhere Dividende freuen. Sie soll von 30 auf 45 Cent steigen.


Vom Vorkrisenniveau noch weit entfernt
«Der Konzern ist dabei, auf den langfristigen Wachstumspfad zurückzukehren», sagte der scheidende Vorstandschef Ekkehard Schulz. Vom Vorkrisenniveau ist ThyssenKrupp aber noch weit entfernt. 2007/08 hatte der Konzern 53,4 Milliarden Euro erlöst und netto 2,3 Milliarden Euro verdient. Diese Zahlen hält Schulz erst in einigen Jahren wieder für realistisch. Dafür ist dann der frühere Siemens-Manager Heinrich Hiesinger verantwortlich, der nach der Hauptversammlung im Januar neuer Vorstandschef bei der Dax-Gesellschaft wird. Der 69 Jahre alte Schulz soll dem Konzern als Aufsichtsrat erhalten bleiben.


Vorsichtiger Optimismus
Für das laufende Geschäftsjahr gab sich der Manager «vorsichtig optimistisch». Er stellte ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent in Aussicht. Der operative Gewinn, damit meint das Unternehmen von nun an das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), soll deutlich stärker steigen, und zwar von rund 1,2 auf 2 Milliarden Euro. Bislang war das Vorsteuerergebnis die Steuerungsgrösse bei ThyssenKrupp. Schulz betonte, dass die strukturellen Veränderungen weitergehen sollen. Dazu gehörten auch weitere Verkäufe von Sparten. Auf der anderen Seite soll der Betrieb der neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA schneller hochlaufen.


Harter Sparkurs  
Mit dem harten Sparprogramm gelang es dem Konzern, seine Kosten um 1,5 Milliarden Euro im Vergleich zu 2007/08 zu drücken. Zudem veräusserte das Unternehmen mehrere Sparten. Zuletzt gelang nach zähen Verhandlungen der Verkauf des griechischen Werft HSY, im Dezember soll auch der Veräusserung eines Grossteils der deutschen Werften abgeschlossen sein. Die Zahl der Beschäftigten sank von fast 200.000 vor der Finanzkrise auf nun gut 177.000.


Starkes Stahlgeschäft
Die Trendwende geht zudem auf das vor einem Jahr noch am Boden liegende Stahlgeschäft zurück. Nun zahlt sich für ThyssenKrupp die Konzentration auf die Boombranchen Auto- und Maschinenbauindustrie wieder aus. Zudem profitierten die Essener von ihrer Ausrichtung auf Deutschland und die Nachbarländer. Die schwache Wirtschaftsentwicklung in Südeuropa und die schleppende Entwicklung der Baubranche, unter der Konkurrenten wie ArcelorMittal und Salzgitter leiden, spürt der Ruhrkonzern praktisch nicht. So konnte das Unternehmen zudem die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise gut wegstecken. Auch im Technologiebereich profitiert ThyssenKrupp von der weltweiten Wirtschaftserholung.


Edelstahl wird umgebaut
Weiterhin in der Verlustzone steckt das Edelstahlgeschäft. Der Markt leidet weltweit unter Überkapazitäten. Nun plant ThyssenKrupp einen tiefgreifenden Umbau. Der Standort in Düsseldorf-Benrath etwa soll geschlossen werden. Von den gut 4.000 Stellen in dem Bereich in Deutschland sollen nach Gewerkschaftsangaben rund 400 sozialverträglich abgebaut werden. Zugleich stehen knapp 250 Millionen Euro für die Neuausrichtung der Sparte bereit.


Flachstahl für Automobilindustrie
Verluste werden in den nächsten Jahren auch die neuen Stahlwerke in Brasilien und in den USA abwerfen. Die Baukosten waren in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert und trieben die Verschuldung in die Höhe. 5,2 Milliarden kostete die Anlage in Brasilien, 3,6 Milliarden Dollar das Walzwerk im US-Bundesstaat Alabama. ThyssenKrupp ist dennoch überzeugt, dass die Investitionen sich auszahlen. Mit dem Werk in Brasilien ist der Konzern etwa nahe an die dortigen Eisenerzvorkommen gerückt und verspricht sich dadurch Kostenvorteile. Das Werk in den USA soll vor allem für die Autoindustrie Flachstahl liefern. Im Blick hat der Konzern dabei vor allem die deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW mit ihren US-Werken. (awp/mc/ps/01)

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