Trichet stellt sich hinter Obamas Bankenpläne

Die europäische Zentralbank wolle in erster Linie sicherstellen, dass der Bankensektor sich darauf konzentriere, die Realwirtschaft zu finanzieren. Der oberste europäische Währungshüter äusserte sich in dem Interview zum ersten Mal zu den Plänen Obamas. Gleichzeitig sprach er sich für eine weitere Amtszeit von Ben Bernanke aus. Er hoffe, dass der Fed-Chef vom US-Senat im Amt bestätigt werde, sagte Trichet.


Auch Bank of England-Chef hinter Obama
Auch der Chef der Bank of England, Mervyn King, lobte laut «Wall Street Journal» Obamas Vorhaben: Die Pläne der US-Regierung machten klar, dass jetzt radikale Reformen auf den Tisch kämen. Obama hatte vergangene Woche mit seiner Ankündigung strengerer Bankenregeln Aufsehen erregt: Der US-Präsident will zum einen die Grösse der Banken begrenzen, zum anderen das Ausmass ihrer risikoreichen Geschäfte.


Ärger in der deutschen Bankenbranche
Die Resonanz auf die Pläne in Europa fiel unterschiedlich aus. Die Bundesregierung hatte den den Vorstoss am Freitag begrüsst. EU-Währungskommissar Joaquin Almunia sagte hingegen, der Vorstoss von US-Präsident Barack Obama sei mehr als angebracht, aber in der Europäischen Union nicht nötig. Die deutsche Bankenbranche reagierte verärgert: «Statt auf die schiere Grösse von Banken abzustellen, sollten die Regeln und die Beaufsichtigung weltweit darauf ausgerichtet werden, Marktentwicklungen und Vernetzungen besser zu erkennen und gegebenenfalls einzugreifen», fordert der geschäftsführende Vorstand des Privatbankenverbandes BdB, Manfred Weber. Auch Analysten stellten die Pläne infrage.


Bankenschelte von Trichet
Trichet sagte nun dem «Wall Street Journal» die EZB werde die Pläne Obamas mit Bedacht prüfen. Er ermahnte die Finanzinstitute, ihre Rolle in der grössten Finanzkrise seit der «Grossen Depression» nicht zu vergessen. Einige Banken würden bereits zur Normalität zurückkehren und vergessen, dass die Regierungen grosse Risiken für die Steuerzahler eingegangen seien und Zentralbanken Massnahmen angewandt hätten, die «absolut aussergewöhnlich» gewesen seien. (awp/mc/pg/19)

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