Trouble in Paradise: Fotografien von Ambitionen, Paranoia und dem ganz gewöhnlichen Leben







 

von Tanja Hess

Nur diese Welt war schon immer da… Oder haben wir im naiven Glaube an das Gute den Blick für das Schreckliche ignoriert?

Der zweite Blick
Dieser zentralen Fragestellung nach dem zweiten Blick geht der Filmer und Fotograf in seinen Bildern nach. Was in erster Instanz aussieht wie eine Momentaufnahme des alltäglichen Lebens, so wie wir es aus tausend Situationen am Tag kennen, stellt sich beim genaueren Betrachten als nicht so trivial dar. Das filmerische Auge des Fotografen zeigt sich in der Momentaufnahme, die immer auf eine längere Sequenz hinweist. Der weitere Ablauf des Bildes findet vor dem inneren Auge des Betrachters statt, dadurch erhält das Bild einen Impulscharakter, welcher seine Intensität auf alle weiteren Bilder weitergibt. Man kann eigentlich sagen, dass die Fotografie nicht nur den Moment einfängt, sondern auch die ganze angrenzende Zeit dazu nimmt als wäre die vierte Dimension das Selbstverständlichste der Welt.


Von den Ängsten, dass alles schief gehen muss
Unsere Gesellschaft strebt nach der perfekten Erscheinung. Doch gerade in den Momenten, da alles perfekt sein soll, da scheitert das Ganze. «Zuviel des Guten» heisst das alte Sprichwort für das tägliche Scheitern. Nach dieser Devise geht der Künstler Christoph Martin Schmid in seinen Werken vor. Alles ist fein säuberlich vorbereitet, inszeniert und komponiert. So zeigt uns das Bild den Blick auf den Vorplatz eines postmodernen Einfamilienhauses. Die Situation wirkt aufgeräumt. Bis hin zum Wetter stimmt alles, wenn wir es mit den Augen der Hausfrau, die auf dem Bild ist betrachten. Doch nur ein kleiner Moment bevor das Bild entstanden ist, ist das Missgeschick passiert, der Abfallsack ist von einem Hund angefressen worden.


Das Erschreckende ist viel näher als erwartet
Die Frau drückt mit ihrer ganzen Erscheinung das Missfallen über das Geschehene aus. Und plötzlich ist das schöne Ambiente nicht mehr schön, denn was nützt uns das aufgeräumte und bis aufs letzte durchgestylte Haus, wenn die Bewohner ebendieses eine Aura der Enervierung verbreiten? Somit ist «Trouble in Paradise» nicht das Malheur des aufgerissenen Sackes auf dem Vorplatz einer postmodern durchgestylten Wohngegend. Zu den wahren «Troubles in Paradise» ist die Frau zu zählen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert