Valentin Chapero, CEO Phonak: «Wir haben fünf Rekorde erzielt»
Von Lukas Schweizer
Moneycab: Herr Chapero, als Andy Rihs Sie vor zwei Jahren zu Phonak geholt hat, ging es dem Unternehmen nicht gerade rosig. Nun verkünden Sie bereits Rekordzahlen. Wie war das möglich?
Valentin Chapero: Die Substanz von Phonak bezogen auf die Kernkompetenzen, die Technologien und den Markennamen war intakt, als ich zu Phonak stiess. In so fern konnte ich die konkreten Massnahmen, die Vervollständigung des Produkteportfolios und die Kostensenkungen sehr schnell implementieren. Die Massnahmen haben sehr schnell gegriffen und sind in den Geschäftszahlen ersichtlich. Unter anderen Umständen, wenn wir ein schlechtes Image gehabt hätten oder nicht die richtigen Kompetenzen im Haus, wäre es natürlich deutlich langsamer gegangen.
Haben sie diesen Erfolg erwartet als Sie zu Phonak stiessen? Immerhin haben Sie den EBITA im Fiskaljahr 03/04 um über 50 Prozent gesteigert.
Ja… (lacht)
Hab ichs mir doch gedacht, dass Sie in früheren Interviews nur Zurückhaltung geübt haben… Überraschend ist auch der Erfolg im höchsten Preissegment, trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten in denen die Leute sparen müssen. Wie erklären Sie sich das?
Diese Interpretation ist nicht ganz richtig. Das Marktsegment der hochpreisigen Produkte ist nicht gewachsen. Wir gehen davon aus, dass dieser Anteil etwa 15 Prozent ausmacht, diese Zahl ist über das letzte Jahr nicht gestiegen. Im Gegenteil, gegenüber vor drei Jahren ist der Anteil sogar geschrumpft. Phonak hat zugelegt, weil wir insbesondere im Firts-Class-Bereich unseren Konkurrenten Marktanteile weggenommen haben.
Das Produkte-Portfolio von Phonak ist nun vollständig, die Kosten gesenkt. Was sind Ihre nächsten Aufgaben?
Wir müssen nun versuchen die Performance für den Menschen, der ein Hörgerät braucht, spürbar zu verbessern. Dazu gibt es jede Menge Gedanken, Ansätze und Ideen, sogar schon Patente, die zwar noch implementiert werden müssen. Sie können davon ausgehen, das wir diesbezüglich in den nächsten fünf, sechs, sieben Jahren genug Produkte auf den Markt bringen werden. Die andere Stossrichtung ist, dass wir innovative Produkte, wie zum Beispiel den Smart Link, auf den Markt bringen. So werden wir beispielsweise die drahtlose Kommunikation mit einem digitalen Hörgerät kombinieren. Das ganze Thema der implantierbaren Hörgeräte, wo wir eine Zusammenarbeit mit dem Weltmarktführer auf dem Gebiet der Kochler ?Implantate haben, ist ein weiterer wichtiger Punkt in der Zukunft.
$$PAGE$$Phonak will ausserdem weg vom reinem Gerätehersteller. Was können Sie da verraten?
Es geht um den Dienstleistungssektor. Wir fragen uns, wie wir dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt, dem Akustiker und dem Audiologen besser helfen können. Ich denke nicht, dass uns da die Ideen ausgehen werden.
In Ihrem Geschäftsbericht schreiben Sie, dass Phonak das Tempo in der Branche weiter angeben will. Für 2004/05 rechnen Sie mit einem Konzernumsatz von 700 Millionen Franken, das sind zehn Prozent Steigerung. Haben Sie keine Angst, dass Sie bei diesem Tempo plötzlich ins Schleudern geraten?
Der Begriff «Angst» ist hier, glaube ich, unangemessen. Natürlich kann es passieren, dass gewisse Produkte nicht so im Markt ankommen, wie man es sich wünscht oder es kann passieren, dass sich der Markt nicht gut entwickelt. Es gibt also Risiken. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass der Weg, den wir während den letzten 18 Monaten eingeschlagen haben, automatisch so weitergeht. Aber es ist unsere Aufgabe und unser Job, diese Risiken vorweg zu nehmen, vorausschauend zu planen und wenn etwas geschieht, schnell zu reagieren.
Die Schlussfrage: Welchen Rang belegt das Phonak-Team an der Tour de France?
Phonak wird sicherlich einen der ersten Ränge punkto Aufmerksamkeit belegen, zumindest bei den Phonak-Mitarbeitern. Auf der sportlichen Seite ist unser Team unter den Top Ten von der Performance der Mitglieder her. Wie die Mannschaft schlussendlich abschneidet, ist schwer zu sagen. Leider lässt sich die Welt des Cyclings nicht so gut planen, wie jene der Hörgeräteindustrie. Sonst würden wir das sicher etwas besser abschneiden.
Der Gesprächspartner
Valentin Chapero (47) ist als Sohn spanischer Eltern in Deutschland aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat auch den grössten Teil seines bisherigen Berufsleben dort verbracht. Er studierte an der Universität Heidelberg, wo er einen Abschluss in Physik machte und anschliessend den Doktortitel mit dem Prädikat «magna cum laude» im medizinphysikalischen Bereich erlangte. 1988 trat Chapero in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Nixdorf Computer AG seine erste Stelle an. Kurz darauf wurde er – als Folge der Übernahme Nixdorfs durch Siemens – Mitarbeiter dieses weltweit führenden Elektronik-, Informatik- und Kommunikationskonzerns. Bei Siemens durchlief Chapero eine steile Karriere: Zwischen 1996 und 1999 war er CEO von Siemens Audiologische Technik (dem sehr erfolgreichen Hörgeräte-Arm des Siemens Konzerns), ab dem Jahr 2000 war er Geschäftsgebietsleiter der Mobile Networks Division. Seit Oktober 2002 arbeitet Chapero als CEO der Phonak-Gruppe.