Victory für Victory

Die rund 450 anwesenden Kleinaktionäre der ehemaligen Oerlikon-Bührle hatten am Dienstag an der von der österreichischen Beteiligungsgesellschaft Victory verlangten ausserordentlichen Generalversammlung wenig zu sagen: Victory führte mit einem Aktienanteil von 42% ein Stimmengewicht von rund 80% ins Feld.


Anträge genehmigt
Mit dieser Übermacht brachten die Österreicher erwartungsgemäss sämtliche Anträge problemlos ins Trockene: Die Nennwertrückzahlung von rund 200 Mio CHF an die Aktionäre wurde rückgängig gemacht. Die Klausel, wonach Victory von der Pflicht eines Übernahmeangebotes an die Kleinaktionäre entbunden wird, wurde wieder eingeführt.


Beschlüsse rückgängig gemacht
Damit sind die Beschlüsse der ordentlichen Generalversammlung vom 26. April rückgängig gemacht worden. Damals war Victory mit den Anträgen unterlegen. Inzwischen hat die Beteiligungsgesellschaft unter Mithilfe der Gründerfamilien Anda-Bührle ihr Unaxis-Polster ausgebaut. Auch auf der Kommandobrücke übernehmen Victory-Leute das Steuer. Der bisherige Verwaltungsrat ist mit Ausnahme des designierten Konzernchefs Markus Limberger zurückgetreten. Neu im Gremium nehmen Victory-Mitbesitzer Mirko Kovats als Präsident sowie die Victory- Vertrauten Günther Robol, Christian Schmidt und Georg Stumpf Einsitz.


Aussergewöhnlich scharfe Kritik
Der abtretende Verwaltungsratspräsident Markus Rauh nutzte das Schlusswort für eine aussergewöhnlich scharfe Kritik. Zwar räumte Rauh auch Fehler ein: Entscheidungen seien im Rückblick risikoreich und «kein Ruhmesblatt» gewesen. Mit seinem Rücktritt wolle er sich aber «distanzieren und nichts mit den neuen Herren zu tun haben», sagte Rauh. Er zweifelte auch an den Finanzierungsmöglichkeiten von Victory. Aus zwei Bankenquellen wisse er, dass Victory «händeringend, aber erfolglos» auf Geldsuche gewesen sei.


Woher kommt Geld
Spätestens wenn Victory im September die restlichen Aktien der Familienholding IHAG übernehme, müsse man sich fragen, woher das Geld komme. Victory habe dann nämlich «uneingeschränkten Zugriff» auf die Kassen von Unaxis. Die Liquidität des Konzerns betrug Ende 2005 gemäss Geschäftsbericht 625 Mio CHF. Auch störte sich Rauh daran, dass Victory den Minderheitsaktionären kein Übernahmeangebot machen will. Es handle sich dabei um einen «respektlosen Umgang mit den Minderheitsaktionären».


Unaxis gehört allen Aktionären
Unaxis gehöre allen Aktionären, sagte Victory-Mitbesitzer Ronny Pecik. Victory habe die Stimmen rechtmässig erworben. Das Engagement von Victory habe den Kleinaktionären auch genützt. So habe der Kurs seit ihrem Einstieg um 56% zugelegt. Konkreter zu den Plänen mit Unaxis wurden die beiden Industriellen nicht. Mirko Kovats sagte, dass er gemeinsam mit dem Aktionariat mit grossem Einsatz dafür sorgen wolle, dass er bei der nächsten Generalversammlung von Erfolgen berichten könne. Es müsse aber «extrem auf die Kosten» geachtet werden. Immerhin: Unaxis sei ein «Juwel». (awp/mc/as)

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