Vorschau Straumann: Basler mit Biss


Der Zahnimplantatehersteller Straumann bleibt auf Wachstumkurs. Die Frage am Vortag der Halbjahreszahlen ist nur: Kann das Waldenburger Dentaltechnik-Unternehmen die hohen Erwartungen erneut übertreffen?

Von Martin Vetterli


Hat gut lachen: Straumann wächst deutlich schneller als die Konkurrenz. (pd)
Zahnersatz hat eine strahlende Zukunft. In einer Gesellschaft, in der Senioren immer jünger aussehen wollen, weist dieses Geschäft Steigerungsraten auf, von der die erfolgsverwöhnte Pharma nur träumen kann. Nach Berechnungen der Bank Pictet wächst der Markt weltweit jährlich um 15 Prozent. Und das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Kronen und Brücken sind bereits in aller Munde, noch aber ist nur jeder siebte Zahnersatz ein Implantat. Das lässt die innovative Branche hoffen.


Starke Vorgabe von Nobel Biocare
Selbst Nobel Biocare, die Nummer eins auf dem Weltmarkt mit Zahnimplantaten, zuletzt aber von Wachstumssorgen geplagt, hat auf den Pfad der Tugend zurückgefunden. Das Unternehmen scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben: Die vor zwei Jahren eingeleitete Restrukturierung sorgt nun für einen positiven Basiseffekt. Neue Produkte wie der Piccolo Scanner sorgen für deutlich mehr Umsatz. Wie am Mittwoch gemeldet, waren es zwischen April und Juni 20,8 Prozent (in Lokalwährungen) – fast doppelt so viel wie im enttäuschenden letzten Jahr.


Straumann mit strahlenden Perspektiven
Die Aussichten für Straumann sind noch besser. Die Nummer zwei wächst noch schneller und hat in dem Wachstumsmarkt systematisch Marktanteile dazu gewonnen. Kein Wunder, dass Straumann ein Liebkind der Analysten ist. Letztes Jahr steigerte das Waldenburger Unternehmen seinen Umsatz um 23 Prozent (in Lokalwährungen). Im ersten Quartal 2003 legte es noch einen Zahn zu. Das Umsatzplus belief sich auf satte 24,6 Prozent.Eine Überraschung selbst für Optimisten. Zusätzlich beflügelt von der Irak-Hausse legte die Aktie in der Folge sagenhafte 44,3 Prozent zu. Seit Mitte Mai ist die Luft allerdings draussen. Die traditionell hoch bewerteten Titel sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 29 deutlich teurer als die Konkurrenz.Wiederholt Straumann den Überraschungscoup?
Wenn am Donnerstag Straumann seine Halbjahreszahlen veröffentlicht, interessiert deshalb in erster Linie eines: Schaffen die Waldenburger wie im Frühling erneut eine Überraschung und steigern Umsatz und Gewinn stärker als erhofft? – Die meisten Analysten sind skeptisch. Sie unterstreichen zwar, Straumann habe in der Vergangenheit immer wieder konservativ prognostiziert und lege die Messlatte traditionell tief an. Doch mehr als die vom Management erwarteten 20 Prozent Umsatzwachstum dürften dieses Jahr nach Auffassung von Marktbeobachtern kaum drin liegen.Analysten: Vorsichtig euphorisch
Die Prognosen für das zweite Quartal bestätigen die vorsichtige Zuversicht. Gemäss den von AWP ermittelten Konsensschätzungen hat die Straumann-Gruppe den Umsatz im ersten Halbjahr um 16,2 Prozent gesteigert: auf 162,5 bis 166,9 Millionen Franken. Der Betriebsergebnis auf Stufe Ebit soll sich um 12,7 Prozent (44,0 bis 47,1 Millionen) erhöht haben, der Reingewinn um 17,5 Prozent (32,1 bis 35,7 Millionen).ZKB-Analystin Yasemin Ersan meint beispielsweise, dass sich zwischen April und Juni 2003 das Wachstumstempo auf 15 Prozent verlangsamt hat. Die Waldenburger hätten zuletzt erheblich von Preissteigerungen vor allem in den USA profitiert. Zudem dürften ungünstige Wechselkursentwicklungen auf die Gewinnrechnung drücken, meinte Ersan gegenüber Swisscontent weiter.Weiterhin solides Wachstum
Ähnlich die Einschätzung von Sarasin-Analyst Patrick Laager, der für Unternehmen und Management fast nur lobende Worte findet. Straumann sei trotz des schwächeren Momentums auf seinem soliden Wachstumskurs weiter voran gekommen. «Um negative Währungseffekte angepasst dürfte sich sogar ein Wachstum von 20 Prozent ergeben.» Im Klartext heisst das: Straumann wächst weiterhin schneller als die Konkurrenz und gewinnt laufend Marktanteile hinzu.Deutsche Sorgen
Die Deutsche Bank rechnet ebenfalls damit, dass der schwache US-Dollars auf den Umsatz drückt. Doch Straumann habe seine im Branchenvergleich führende Profitabilität wohl beibehalten. Interessant sei insbesondere, wie sich die Waldenburger auf dem schwierigen deutschen Markt geschlagen haben und wie die Integration von Biora voranschreite.Wichtig für Pictet-Analst Daniel Jelovcan ist, wie sich das kürzlich lancierte Zahnimplantat verkauft und wie viel neue Kunden gewonnen werden könnten. Sal. Oppenheim wird beim Halbjahresresultat vor allem auf die Umsatzentwicklung in Deutschland achten, dem grössten Einzelmarkt des Unternehmens, wo sich das Geschäft zuletzt nur noch zögerlich entwickelte.Martin Vetterli (swisscontent)

AnalysteneinschätzungenBankUmsatzBetriebsgewinnReingewinnPictet166,9 (+18,4%)46,6 (+15,9%)33,2 (+16,5%)CSFB 166,3 (+17,9%)47,1 (+17,2%)35,7 (+25,3%)Sal.Oppenheim 163,3 (+15,8%)45,6 (+13,4%)33,9 (+18,9%)UBS 163,1 (+15,7%)45,2 (+12,4%)33,5 (+17,5%)ZKB 163,0 (+15,6%) 44,0 (+ 9,4%)33,0 (+15,8%)Vontobel 163,0 (+15,6%)45,6 (+13,4%)33,7 (+18,2%)Sarasin 162,9 (+15,5%) 44,5 (+10,7%)32,5 (+14,0%)Merrill Lynch 162,9 (+15,5%)44,3 (+10,2%)33,6 (+17,9%)DB 162,5 (+15,2%)44,9 (+11,7%)32,1 (+12,6%)AWP-Konsens 163,8 (+16,2%)45,3 (+12,7%)33,5 (+17,5%)

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