VW: Aufsichtsrat will Vertrag über Zusammenarbeit mit Porsche

Der VW-Aufsichtsrat will die künftige Zusammenarbeit mit Porsche vertraglich geregelt sehen. Das Kontrollgremium hatte sich am Montag auf einer Sondersitzung in Wolfsburg über den Einstieg der Stuttgarter bei Volkswagen informieren lassen.

Alle Mitglieder hätten das Engagement des Sportwagenherstellers begrüsst, hiess es anschliessend. Der Aufsichtsrat beauftragte den Vorstand, einen Grundlagenvertrag über die zukünftige operative Zusammenarbeit zu verhandeln. Ziel sei ein «fairer Interessensausgleich».

Entscheidung über Piëch noch offen
Eine Entscheidung über die Person von Chefaufseher Ferdinand Piëch wurde nicht getroffen. Dies sei auf der Sitzung kein Thema gewesen, wurde aus Teilnehmerkreisen bekannt. Die Debatten im Vorfeld hätten sich als «Sturm im Wasserglas» erwiesen. Porsche-Enkel Piëch war in den vergangenen Tagen wegen seiner Doppelfunktion bei VW und als Miteigentümer bei dem Stuttgarter Sportwagenhersteller kritisiert worden. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der zu den heftigsten Kritikern der Doppelfunktion von Piëch gehört, hatte vor Beginn der Sitzung gefordert, das Thema müsse besprochen werden. Alle Aktionäre müssten gleich und fair behandelt werden. Er selbst habe eine Begutachtung beantragt. Den Ergebnissen wolle er aber nicht vorgreifen. «Wir sind der Meinung, dass wir heute erstmal die Konsequenzen aus dem Einstieg Porsches bei VW diskutieren müssen».

Betriebsrat steht hinter Piëch
Wulff bekräftigte aber auch seine Auffassung, dass er einen Interessenkonflikt bei Piëch sieht, der als Grossaktionär auch bei Porsche im Aufsichtsrat sitzt. Wulff sagte: «Ich bin der Meinung, dass sich auf Grund des Einstiegs Interessenkollisionen ergeben könnten.» VW brauche einen Aufsichtsrat, der die Interessen des Konzerns vertritt, und die seien nicht zwangsläufig die gleichen wie die von Porsche. Ein «Putsch» gegen Piëch, der in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt zahlreicher Gerüchte stand, gilt indessen als weitgehend chancenlos, weil sich die Arbeitnehmerseite hinter den Chefaufseher gestellt hat. Auch der neue Betriebsratsvorsitzende von VW, Bernd Osterloh, sagte bei einem Treffen mit Wulff in Wolfsburg: «Wir haben ja in den letzten Jahren gute Erfahrungen mit ihm gemacht.» Der IG Metall-Vorsitzende Jürgen Peters sagte im NDR, es gebe genügend Möglichkeiten, die Interessen von VW zu wahren.

Wulff repräsentiert im VW-Aufsichtsrat das Land Niedersachsen, das 18,2 Prozent an Volkswagen hält und vor dem Porsche-Einstieg grösster Einzelaktionär war. Porsche hat sich inzwischen mehr als 18,5 Prozent gesichert.

(AWP / MC / hfu)

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