«Weissbuch Landwirtschaft» kritisiert heutige Agrarpolitik

Andreas Bosshard, Markus Jenny und Felix Schläpfer – alle sind Ökonomen oder Naturwissenschaftler und gehören «Vision Landwirtschaft» an – präsentierten das Buch am Freitag in Bern. Der Verein «Vision Landwirtschaft» setzt sich nach eigenen Angaben für eine Landwirtschaft ein, deren Ziel nicht nur die Nahrungsmittelproduktion ist. Sie solle auch gesellschaftlich wertvolle Leistungen für die Umwelt und die Landschaft erbringen.


Landwirtschaft erfüllt Versorgungssicherheit nicht
Mit jährlich 2 Mrd CHF oder 80% machen die allgemeinen Direktzahlungen den grössten Anteil an den Direktzahlungen des Bundes an Landwirte aus. Sie werden als Beiträge für die bewirtschaftete Flächen und Nutztierhaltung ausgerichtet. Mit ausführlichem Zahlenmaterial will das Weissbuch aufzeigen, dass die Landwirtschaft damit ihren Verfassungsauftrag nicht erfülle: weder die Versorgungssicherheit noch die Nachhaltigkeit. So hätten beispielsweise die Ökoflächen seit 2002 nicht mehr zugenommen, vom selbst gesteckten Ziel sei der Bund weit entfernt.


Förderung nicht nachhaltiger Betriebsmodelle
Für die Ineffizienz der Zahlungen gibt das Weissbuch ein Beispiel: «Ein grosser Teil der pauschalen Direktzahlungen fliesst in überdimensionierte Maschinenparks sowie Futter- und Düngemittel.» Damit würden «nicht nachhaltige Betriebsmodelle» gefördert statt Rentabilität: Ein Schweizer Ackerbauer im Tal weise bis zu vier Mal höhere Produktionskosten aus als ein Betrieb in Süddeutschland.


Anreize würden Direktzahlungen überflüssig machen
Gerade im Talgebiet könnten sich Betriebe bei entsprechenden Anreizen so organisieren, dass die allgemeinen Direktzahlungen überflüssig würden, hält das Weissbuch fest. Im Flachland sei ein wirtschaftlicher Betrieb auch ohne pauschale Unterstützung möglich, und auch die Umwelt würde davon profitieren.


Verlagerung der Unterstützung vom Tal- ins Berggebiet
Deshalb schlägt das Weissbuch ein neues System vor, das zu einer Verlagerung der Unterstützungen vom Tal- ins Berggebiet führen würde. Abgegolten werden müssten gemeinwirtschaftliche Leistungen, welche sich an den Zielen in der Verfassung orientierten. Die Ausgaben von zurzeit 3,6 Mrd CHF blieben gleich. (awp/mc/pg/21)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert