Wirtschaftskriminalität: Täter meist aus den eigenen Reihen

Durch Unterschlagung, Betrug sowie Produktpiraterie und Industriespionage entstand jenen allein in den Jahren 2003 und 2004 ein Schaden von insgesamt 622 Mio. Euro. Das Risikobewusstsein der Unternehmen ist trotz steigender Delikte allerdings immer noch sehr schwach ausgeprägt. Zu diesen Ergebnissen kommt die von PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Martin-Luther-Universität Wittenberg präsentierte Studie.


Grössere Unternehmen mit mehr Möglichkeiten zur Aufdeckung von Delikten
Grössere Unternehmen sind der Studie zufolge öfter von wirtschaftskriminellen Aktivitäten betroffen als kleinere. 62 Prozent der Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten berichteten von entsprechenden Vorfällen, während von Betrieben mit weniger als 200 Mitarbeitern nur 37 Prozent betroffen waren. «Die Differenz ist einerseits darauf zurückzuführen, dass mit zunehmender Unternehmensgrösse das Kriminalitätsrisiko steigt. Andererseits verfügen grössere Unternehmen über bessere Kontrollmechanismen und decken so mehr Delikte auf», meint Steffen Salvenmoser von PwC im Gespräch mit pressetext. Salvenmoser geht folglich davon aus, dass die Dunkelziffer der tatsächlich betroffenen Unternehmen auch deutlich höher liegt als in der Studie angegeben.


Täter vornehmlich aus dem Top-Management
Gut die Hälfte der Wirtschaftsdelikte wird von eigenen Mitarbeitern des geschädigten Unternehmens begangen, die zumeist über einen längeren Zeitraum im Unternehmen beschäftigt waren. «Viele Täter nutzen offenbar die Zeit, um Schwachstellen der Unternehmensorganisation zu erkennen und auszunutzen», erläutert Claudia Nestler, Leiterin des Bereiches Forensic Services bei PwC. Die grössten materiellen und immateriellen Schäden entstehen dabei durch Mitarbeiter aus dem Top-Management, die weltweit für jede vierte, in Deutschland sogar für jede dritte Straftat verantwortlich sind. Aus Rücksicht auf den Ruf des Unternehmens kommen jene strafrechtlich aber zumeist ungeschoren davon. Weltweit erfolgt nur in 32 Prozent der Fälle gegenüber 61 Prozent bei Tätern aus dem Angestelltenbereich eine Anzeige.



Noch wenig Sensibilisierung für das Thema
Angesichts der angestiegenen Delikte um sieben Prozentpunkte im Vergleich zu den Jahren 2001/2002 ist das Risikobewusstsein aber immer noch sehr schwach ausgeprägt: «Nur 21 Prozent der befragten deutschen Unternehmen halten es für wahrscheinlich, in den kommenden fünf Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden. Dabei wird es statistisch betrachtet fast jedes Unternehmen betreffen», meint Salvenmoser. Neben verbesserten Kontrollmechanismen komme der Vermittlung ethischer Grundsätze gegenüber Mitarbeitern eine entscheidende Rolle zu, so der Experte. Mit einem entsprechenden Werte- und Unrechtsbewusstsein könne ein guter Teil wirtschaftskrimineller Aktivität von vornherein verhindert werden, so Salvenmoser gegenüber pressetext abschliessend.
(pte/mc/th)

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