Zeitungsmarkt zwischen Online- und Printauftritt

Dieser Trend wird durch die neuesten Halbjahreszahlen der größten amerikanischen Tageszeitungen bestätigt, die bereits zum vierten Mal in Folge Verluste bei den Verkaufszahlen einstecken mussten. Ursächlich dafür ist eine erhebliche Verlagerung des Leseranteils in den Online-Bereich von Tageszeitungen.


Rückgang der Auflagenzahlen
Im Detail gingen die verkauften Auflagenzahlen bei den täglichen Printausgaben amerikanischer Tageszeitungen gegenüber dem Vorjahr um rund 2,8 Prozent zurück. Auch die bis dato recht stabilen Sonntagsausgaben verzeichnen einen Rückgang um fast 3,5 Prozent. Dass die Zahl der Leser mit Blick auf die Verkaufszahlen ebenfalls abnimmt, ist nicht pauschal auszumachen. Vielmehr kann man von einer erheblichen Verlagerung traditioneller Leser in den Online-Bereich ausgehen. Die täglich erscheinende Ausgabe der Los Angeles Times kalkuliert den Rückgang mit acht Prozent. Bei der New York Times liegt das Defizit bei 3,5 Prozent, währenddessen die Washington Post 3,3 Prozent und das Wall Street Journal 1,9 Prozent verzeichnen.

Gleiche Entwicklung in Europa wie in den USA
Der deutsche Zeitungsmarkt ist nach Angaben der Zeitungs Marketing Gesellschaft (ZMG) ähnlich betroffen wie der amerikanische, wobei das Ausmass noch nicht so stark absehbar ist. Im dritten Quartal des Jahres 2006 verkauften deutsche Zeitungsverlage 478.000 (1,74 Prozent) Exemplare weniger als im Vorjahreszeitraum. Obwohl die Auflage deutscher Wochenzeitungen sogar ausgebaut werden konnte, verloren Tageszeitungen im Schnitt 2,3 Prozent. Deutschland unterscheidet sich gegenüber den USA insofern, dass Sonntagszeitungen mit einem minimalen Defizit von unter einem Prozent zu Buche schlagen. Wurden im dritten Quartal 2001 bundesweit noch 30 Mio. Zeitungen verkauft, waren es im letzten Quartal 2006 nur mehr 27 Mio.


Internet- und Printauftritt anbieten
«Zeitungen müssen einen Internet- und Printauftritt anbieten, um auch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben zu können», so Markus Ruppe, Geschäftsführer der ZMG, im pressetext-Interview. Der Fachmann betont, dass der Webauftritt einer Tageszeitung allein nicht ausreicht oder gar die dominierende Oberhand gewinnen wird. In dieser Hinsicht betont Ruppe, dass «der Vorteil im Internet zwar in der Gestaltung von Anzeigen für Kunden liegt, dennoch ist die Tendenz zur Darstellung von Unternehmen in herkömmlicher Weise – das heißt im Papierformat – wieder evident nachzuvollziehen. Das Internet wird viel stärker als Suchmedium für traditionelle Printmedien verwendet, was sich vor allem im Immobilien- und Stellen-Anzeigenmarkt ablesen lässt».


Konsumzuwachs von acht Prozent bei den Online-Portalen
Entsprechend anhaltender Prognosen konstatiert auch die Newspaper Association of America (NAA) in ihrem aktuellen Bericht, dass Zeitungsauflagen im Printsektor zwar abnehmen, sich die Leser jedoch verstärkt in den Online-Bereich verlagern. Online-Portale der Tageszeitungen verzeichnen einen durchschnittlichen Konsumzuwachs von acht Prozent. Interessant hierbei ist, dass vor allem bei den 25- bis 34-Jährigen mindestens 17 Webseiten eine Zunahme von 20 Prozent ausmachen. Allein im September 2006 besuchten über 58 Mio. Menschen Newspaper-Webseiten. Diese Zugriffsraten lassen sich in 2,7 Mrd. pageimpressions ausdrücken. Für das dritte Quartal 2006 bezogen bislang knapp 57 Mio. Nutzer – folglich 36,5 Prozent aller Internet-User – ihre tagesrelevanten Informationen aus dem Netz. Besonders deutlich werden diese Zahlen mit Blick auf das Vorjahr. Gegenüber 2005 ergibt sich eine Steigerung von 23,9 Prozent. Eng damit verbunden, stieg auch der Zeitanteil, den Online-Nutzer mit Newspaper-Sites verbrachten um 10,9 Prozent auf insgesamt 41 Minuten im Monat. (pte/mc/gh)

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