Zürich: Fluglärm-Grenzwert 2008 erstmals überschritten

Gründe sind dabei die Zunahme der Flugbewegungen, veränderte Routen und lautere Flugzeuge während der Nacht, wie es am Donnerstag an einer Medienkonferenz der Volkswirtschaftsdirektion hiess. Zu rund 40% war das Bevölkerungswachstum rund um den Flughafen für den Anstieg verantwortlich. Dieses lag mit rund 2% leicht über dem kantonalen Mittel von 1,5%.


Massnahmenkonzept liegt vor
Wie im Flughafengesetz festgeschrieben ist, muss der Regierungsrat bei Überschreiten des Grenzwertes Massnahmen ergreifen. Da bereits im Vorjahr der Grenzwert nahezu erreicht war, beauftragte der Regierungsrat die Volkswirtschafts- und Baudirektion, ein Massnahmenkonzept zu erarbeiten. Dieses liegt nun vor und wurde vom Regierungsrat zusammen mit dem ZFI-Bericht 2008 verabschiedet. Die Massnahmen sind in «Flugbetrieb» und «Raumentwicklung/Wohnqualität» aufgeteilt.


Abgrenzungslinie geplant
In den Verkehrsrichtplan «Flughafen Zürich» soll eine Abgrenzungslinie rund um den Flughafen aufgenommen werden. In Gebieten, in denen der Lärm den Grenzwert erreicht oder überschreitet, soll es keine neuen Siedlungsgebiete und keine Neueinzonungen beziehungsweise Um- oder Aufzonungen für Wohnzwecke geben.


Keine Beschränkung der Flugbewegungen – 7stündige Nachtruhe
Nicht vorgesehen ist eine Beschränkung der Flugbewegungen, wie es im Massnahmenkonzept «Flugbetrieb» heisst. Eine solche wäre gemäss Flughafengesetz erst bei 320’000 Bewegungen pro Jahr in Erwägung zu ziehen. Hingegen listet der Bericht die siebenstündige Nachtruhe auf – diese ist aber noch durch Beschwerden am Bundesverwaltungsgericht blockiert. Weiter sollen Verbote von Flugzeugen, die den neueren Lärmstandards nicht genügen, geprüft werden.


Das Zürcher Stimmvolk hatte erst im November 2007 Ja zum ZFI gesagt, anstelle einer per Volksinitiative verlangten drastischen Beschränkung der Flugbewegungen. Der ZFI wird aufgrund einer mathematischen Formel ermittelt. Berücksichtigt werden dabei die Bevölkerungszahl, die Zahl der Flugbewegungen, der Flottenmix, die Dauer der Nachtsperre sowie die An- und Abflugrouten. Betroffene werden keine befragt. Die ZFI-Monitoringwerte des Jahres 2008 waren von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) im Auftrag der Volkswirtschaftsdirektion im Herbst 2009 berechnet worden.


Flughafen Zürich setzt auf Pistenverlängerung
Die Überschreitung des Grenzwertes beim ZFI kommt für die Flughafen Zürich AG nicht überraschend. Als Gegenrezept propagiert der Flughafen die im laufenden SIL-Verfahren diskutierte Variante mit Pistenverlängerung. Die weitere Zunahme des ZFI sei angesichts der vor einem Jahr publizierten Zahlen absehbar gewesen, sagte Flughafen Zürich-Mediensprecherin Sonja Zöchling auf Anfrage der SDA. Sie betont, dass die Bevölkerungszunahme der letzten Jahre in der Umgebung des Flughafens wesentlich verantwortlich sei für das ZFI-Wachstum.


Längerfristig verspricht sich der Flughafen laut Zöchling eine Reduktion der Anzahl Lärmbetroffener durch das im SIL-Prozess (Sachplan Infrastruktur Luftfahrt) ins Spiel gebrachte Betriebskonzept mit Pistenverlängerung (J optimiert). Entsprechende Berechnungen hatte der Bund im August bei der Präsentation der drei noch weiter verfolgten Varianten vorgelegt.


Swiss erneuert Flotte
Lärmdämpfend werde sich aber auch die weitere Erneuerung der Flugzeugflotte der Fluggesellschaft Swiss auswirken, sagte Zöchling. In die Anschaffung leiserer Flugzeuge werde Swiss in den nächsten Jahren Milliarden investieren, sagte Swiss-Sprecher Franco Gullotti gegenüber der SDA. Deshalb sei man dezidiert gegen eine allfällige Erhöhung der lärmabhängigen Flughafengebühren. Swiss begrüsse es, dass nun raumplanerische Massnahmen als Lösungen auf den Tisch kommen, sagte Gullotti weiter.  (awp/mc/pg/32)

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