Temenos enttäuscht Investoren mit Schlussquartal 2021

Temenos enttäuscht Investoren mit Schlussquartal 2021
Max Chuard, zurückgetretener Temenos-CEO. (Photo: Temenos)

Genf – Der Bankensoftwarespezialist Temenos ist mit dem Ergebnis im Schlussquartal des vergangenen Jahres hinter den Markterwartungen zurückgeblieben. Am Dienstag bricht die Aktie prozentual zweistellig ein und fällt auf unter 100 Franken.

Im vierten Quartal 2021 stieg der Umsatz um 5 Prozent auf 290,0 Millionen US-Dollar, wie es von dem Unternehmen, das zu den 30 wichtigsten an der Schweizer Börse gehandelten gehört, am Montagabend hiess. Unter dem Strich blieb ein Gewinn pro Aktie von 1,42 Dollar (+0,7%).

Im Vorjahresquartal war es wegen der Coronakrise zu einem deutlichen Umsatzrückgang gekommen, nachdem der Umsatz 2019 noch zweistellig auf knapp 310 Millionen angewachsen war. Analysten hatten für das Berichtsquartal einen Wert deutlich näher an dieser Vergleichszahl erwartet.

Ausblick für 2022
Im Gesamtjahr 2021 erreichte der Umsatz 967,0 Millionen Dollar (+7%) und der Gewinn lag bei 3,80 Dollar je Aktie (+7%). Und die Aktionäre dürfen sich über eine höhere Dividende von 1,00 Franken je Aktie freuen – nach 90 Rappen im Vorjahr.

«Wir hatten einen sehr guten Jahresabschluss mit starkem Wachstum», sagte Temenos-Chef Max Chuard. Das Verkaufsumfeld habe sich weiter verbessert, und man sei nun bei den Vertragsabschlüssen wieder auf einem Niveau von vor Covid.

Und Temenos sei gut positioniert für starkes Wachstum. Für das neue Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent. Der EBIT dürfte der Prognose zufolge 9 bis 11 Prozent höher liegen.

Neues Abo-Modell
Derweil kommt es im Vertrieb zu einer Umstellung auf ein Abo-Modell: Temenos will für «On-Premise»-Lizenzen (Software wird auf eigenen Servern in den eigenen Räumlichkeiten gehostet) und Wartung ab diesem Jahr standardmässig Fünfjahresverträge zu verkaufen, auch bei Verlängerungen. Das heisst der Kunde zahlt nicht einmal, sondern regelmässig eine Art Miete. Die «On-Premise»-Verträge sind das Gegenstück zu den Software-Abos in der Cloud – im Fachjargon «Software as a Service SaaS» (SaaS) genannt.

Ein Grund sei vor allem auch die Nachfrage gewesen, sagte Chuard an einer Telefonkonferenz mit Analysten. Immer mehr Kunden – egal aus welchem Segment oder wie gross die Bank – wünschten sich Abo-Verträge statt einer traditionellen Lizenz, wo im Voraus gezahlt wird. Für Temenos werden auch nicht-traditionelle Banken wie Neobanken oder Fintechs immer wichtiger als Zielgruppe.

Belastung für Cashflow
Die Umstellung habe – wegen der wegfallenden grösseren Summen an Barmitteln im Voraus – zwar zunächst einen Einfluss auf den Cashflow, sagte Chuard. Aber letztendlich schaffe die neue Preisgestaltung mehr Wert für Temenos, denn der Anteil des so genannten wiederkehrenden Umsatzes werde stark ansteigen, und die finanzielle Performance sei vorhersehbarer.

Mithilfe des neuen Ansatzes soll der wiederkehrende Umsatz bis 2025 auf 1,3 Milliarden Dollar steigen und dann mindestens 85 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.

An der Börse lösten die Nachrichten allerdings grössere Verunsicherung aus. Die Temenos-Aktie brach am Dienstag um 11 Prozent ein auf 96,40 Franken. Vor allem vom «schwachen» Schlussquartal 2021 zeigten sich die Anleger enttäuscht. Und die positiven Zukunftsaussichten müssten sich erst noch beweisen, hiess es am Markt. (awp/mc/ps)

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