Arbeitslosigkeit im Juni nach dreimonatigem Anstieg wieder gesunken

Arbeitslosigkeit im Juni nach dreimonatigem Anstieg wieder gesunken

Bern – Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im Juni etwas entspannt. Die Arbeitslosenquote ist nach dem seit Mitte März andauernden Anstieg wegen der Coronakrise nun erstmals wieder gesunken. Dazu trugen auch saisonale Effekte bei.

Die Arbeitslosenquote betrug im Juni noch 3,2 Prozent nach einem Wert von 3,4 Prozent im Mai, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte. Der Rückgang kommt für die meisten Beobachter überraschend: Die von der Nachrichtenagentur AWP im Vorfeld befragten Experten hatten eine im Vergleich zum Mai unveränderte oder leicht höhere Arbeitslosenquote erwartet.

Anstieg zum Stillstand gekommen
Der rund zweieinhalb Monate dauernde Anstieg der Arbeitslosenzahlen sei damit zum Stillstand gekommen, sagte auch Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. «Das gilt für alle Kategorien und Regionen in ähnlicher Art.»

So habe sich auch die Lage in der hart getroffenen Hotellerie und Gastronomie etwas verbessert und auch in der Bauindustrie sanken die Arbeitslosenzahlen aus saisonalen Gründen.

Noch im Februar 2020, also vor dem Ausbruch der Coronakrise, hatte die Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent gelegen. Die Stärke des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in der Periode von Mitte März bis Ende Mai sei für die Schweiz «absolut historisch», sagte Zürcher. Im internationalen Vergleich sei er gleichzeitig aber moderat ausgefallen – dies vor allem dank der starken Zunahme der Kurzarbeit.

Alle Gruppen profitieren
Ende Juni waren insgesamt 150’289 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 5’709 Personen weniger als noch im Vormonat. Weiterhin bedeutet dies aber einen starken Anstieg im Vergleich mit dem Wert von vor einem Jahr: Gegenüber dem Juni 2019 kletterte die Zahl der Arbeitslosen damit um 53’067 Personen.

Dabei profitierten die meisten Gruppen, wie der Statistik zu entnehmen ist: So sank die Arbeitslosenquote bei allen Altersgruppen und auch bei den Frauen wie bei den Männern. Die Arbeitslosenquote bei den Schweizern verharrte unverändert bei 2,4 Prozent, während es bei den Ausländern einen deutlichen Rückgang auf 5,5 Prozent nach 5,9 Prozent gab.

Jahresdurchschnitt höher erwartet
Im Gegensatz zur Zahl der Arbeitslosen stieg die Zahl der Stellensuchenden im Juni allerdings um 472 auf 233’454 Personen an. Der Anstieg sei damit zu erklären, dass sich bereits gekündigte Arbeitnehmer noch innerhalb der Kündigungsfrist beim RAV meldeten, sagte Zürcher. «Die Stellensuchenden-Zahl ist im Moment wohl der bessere Indikator dafür, was am Arbeitsmarkt noch ansteht.»

Für 2020 geht das Seco offiziell weiterhin von einer Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt von 3,8 Prozent aus. Dies würde allerdings einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf gegen 5 Prozent gegen Ende des Jahres bedingen, so Zürcher. Für ein solches Szenario gebe es momentan keine Anzeichen, räumte er ein. Er erwartet entsprechend Korrekturen bei der nächsten BIP-Prognose des Seco im August.

Über eine Million im April in Kurzarbeit
Auch bei der Kurzarbeit gab es im März und April eine Zunahme «historischen Ausmasses», wie Zürcher sagte. Allerdings seien im Mai und Juni kaum mehr neue Gesuche für Kurzarbeit mehr hereingekommen. Nun spiele eine Rolle, wie stark die Gesuche ausgeschöpft würden. Die Unternehmen sind bei der Kurzarbeit flexibel: Wird ein Gesuch um Kurzarbeit bewilligt, so bleibt es den Betrieben freigestellt, ob sie diese auch in Anspruch nehmen wollen.

Im März waren 55 Prozent der gestellten Gesuche für Kurzarbeit in Anspruch genommen worden, im April waren es 58 Prozent. Insgesamt waren im «Corona-Lockdown-Monat» April laut den neuen Zahlen 1,08 Millionen Personen von Kurzarbeit betroffen. Die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe lag bei 33’637.

Für den April wurden damit laut den Seco-Zahlen Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von rund 2,4 Milliarden Franken ausgerichtet nach rund 1 Milliarde Franken im März. «Wir liegen damit deutlich unter den Erwartungen», sagte Zürcher. So habe man in ersten Hochrechnungen für den März Kurzarbeitsentschädigungen von 2 bis 3 Milliarden und für den April von 5 bis 7 Milliarden prognostiziert. (awp/mc/pg)

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