BLS-Chef Bernard Guillelmon tritt nach Subventions-Affäre zurück

BLS-Chef Bernard Guillelmon tritt nach Subventions-Affäre zurück
Bernard Guillelmon. (Foto: Mobimo)

Bern – BLS-Chef Bernard Guillelmon tritt zurück. Damit zieht der Bahnchef die Konsequenzen aus der Affäre um zu viel bezogene Subventionen. Guillelmons Nachfolge übernimmt interimsmässig BLS-Cargo-Chef Dirk Stahl.

Seine Demission per Ende Oktober gab Guillelmon am Tag nach der Publikation des Untersuchungsberichtes der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) bekannt. Die EFK ortete Verbesserungsbedarf im komplexen Rechnungswesen und verlangt mehr Transparenz und Zuverlässigkeit in den Spartenrechnungen.

Im Februar war bekannt geworden, dass die BLS Verkäufe von Halbtax-Abos im Libero-Verbund über mehrere Jahre nicht budgetiert hatte. Dadurch erhielt das Unternehmen in der Folge zu hohe Abgeltungen von Bund und Kantonen für den Regionalen Personenverkehr. Das Bahnunternehmen musste dem Bundesamt für Verkehr (BAV) 43,6 Millionen Franken an Subventionen zurückzahlen. Die BLS versprach in der Folge Verbesserungen und gab beim Beratungsunternehmen PwC eine externe Untersuchung in Auftrag.

Ein Jahr zuvor war die BLS wegen eines mangelhaften Zinsglättungsmodells in die Kritik geraten. Dabei ging es um zu hohe Abgeltungen in der Höhe von 29,4 Millionen Franken.

«Keine versteckten Kassen»
Vor den Medien betonte der BLS-Chef, dass sich an den zu viel erhaltenden Abgeltungen niemand bereichert habe. Niemand habe etwas Kriminelles getan und «es gab keine versteckten Kassen.» Die EFK-Untersuchungen wie auch diejenige von Pwc zeigten, dass die Gelder zweckbestimmt im öV geblieben seien.

Der Abgeltungsprozess sei hochkomplex, weil zwischen der Planung und der tatsächlichen Leistungserbringung mehrere Jahre lägen. Entsprechende Verbesserungen seien bereits eingeleitet worden, betonte auch Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli.

Rückblickend «ein Fehler»
Stämpfli räumte ein, dass man innerhalb der zuständigen BLS-Abteilungen gewusst habe, dass die Libero-Halbtaxerlöse nicht in den Offerten eingerechnet waren. Laut der PwC-Untersuchung wusste dies die BLS-Geschäftsleitung seit Frühling 2017.

Man habe dies als Gegenposten zu nicht akzeptierten Kosten «im Sinne einer Verhandlungslösung» eingeschätzt, sagte Stämpfli. Guillelmon sagte dazu, die Geschäftsleitung habe dies damals als betriebswirtschaftliche «Risikominimierung» akzeptiert. «Aus heutiger Sicht ist es ein Fehler.»

Neu muss VR Offerten genehmigen
Man wolle «keine Schönfärberei» betreiben, erklärte Verwaltungsrat Ueli Dietiker, Vorsitzender des Ausschusses Finanzen und Revision. Der Verbesserungsbedarf sei erkannt und Massnahmen eingeleitet. So muss die Offertabgabe neu auch vom Verwaltungsrat genehmigt werden. Zudem werde die Risikoanalyse verstärkt.

Die PwC-Prüfer orteten zudem einen «Zielkonflikt» zwischen den vom Verwaltungsrat vorgegebenen Gewinnzielen und der Geschäftstätigkeit der BLS. Die Gewinnvorgabe sei als Anreiz für haushälterischen Einsatz der Mittel gemacht worden, sagte Dietiker.

Von 2011-2018 wurde ein Gewinnziel von 25-30 Mio. Franken vorgegeben – auf einen Umsatz von einer Milliarde Franken. Seit 2019 gebe es in den Budgets der BLS kein Gewinnziel mehr, betonte Dietiker.

Findungskommission sucht neuen Chef
CEO Bernard Guillelmon tritt Ende Oktober nach 12 Jahren an der BLS-Spitze ab. Ab November 2020 leitet BLS Cargo-Chef Dirk Stahl das Unternehmen interimsmässig. Eine Findungskommission soll den neuen Unternehmenschef bestimmen. Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli seinerseits tritt im Mai 2021 turnusgemäss nach 12-jähriger Amtszeit ab. (awp/mc/pg)

BLS

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