Charles Vögele schickt Niederlande-Filialen in Konkurs

Charles Vögele schickt Niederlande-Filialen in Konkurs
(Foto: Charles Vögele)

Pfäffikon SZ – Der Zerfall des kriselnden Schweizer Bekleidungskonzerns Charles Vögele geht weiter. Der Kleiderhändler hat in den Niederlanden Konkurs angemeldet. Betroffen sind 95 Standorte mit rund 700 Mitarbeitern.

Der Schritt kommt nicht überraschend. Die Investorengruppe Sempione Retail um den italienischen Modekonzern OVS (früher: Oviesse) hatte bereits beim Kauf von Charles Vögele im September angekündigt, sich auf die Märkte Schweiz, Österreich, Ungarn und Slowenien zu konzentrieren. Aus den Geschäften in Deutschland, Belgien und den Niederlanden wollte man aussteigen.

Das Schweizer Bekleidungshaus hatte im Herbst 2016 nach sechs Jahren in den roten Zahlen die Waffen gestreckt. Die Investorengruppe Sempione Retail, an der OVS einen Anteil von 35% hält, übernahm den Kleiderhändler mit Hauptsitz in Pfäffikon SZ für gerade einmal 56 Mio CHF.

Charles Vögele hat im ersten Halbjahr 2016 bei einem Umsatzrückgang von 4% auf 449 Mio CHF erneut einen Verlust von 32 Mio CHF erlitten.

Am meisten operatives Defizit machte dabei die Region Benelux, die ihren Betriebsverlust (EBIT) um gut ein Fünftel auf 4,1 Mio CHF vergrösserte. Angesichts der schlechten Zahlen hatte Charles Vögele bereits vor dem Verkauf an die Italiener den Ausstieg aus Belgien beschlossen. Nun sind die Niederlande an der Reihe.

Keinen Käufer gefunden
In den letzten Monaten habe Charles Vögele mit Hochdruck verschiedene Optionen geprüft, um die Geschäftstätigkeit in den Niederlanden aufrecht zu erhalten, teilte das Unternehmen am Freitag in einem Communiqué mit. Diese hätten sich aber nicht umsetzen lassen. «Wir haben keinen Käufer gefunden», sagte Vögele-Sprecherin Nicole Borel auf Anfrage.

Nun würden die Konkursverwalter das operative Geschäft in den Niederlanden übernehmen und über das weitere Vorgehen entscheiden. Es werde sich zeigen, wie schnell die Läden geschlossen würden und was mit den Mitarbeitern geschehe.

Bereits im November hatte Charles Vögele seinen Ausstieg aus dem anderen Krisenland Belgien vollzogen. Immerhin 14 der 41 Filialen dort konnten noch verkauft werden. Der Rest ging pleite. In Belgien hatte Charles Vögele seit dem Start im Jahre 1999 noch nie Gewinne erzielt.

Käufer in Deutschland
In Deutschland wurde ein Grossteil der 284 Filialen Anfang dieser Woche von den deutschen Detailhändlern Tedi, Woolworth und Kik übernommen. Die Mitarbeiter können bleiben. Um wie viele Läden es sich dabei handelt, wurde nicht bekannt.

Ein weiterer Teil der deutschen Läden wird in Geschäfte des zu OVS gehörenden italienischen Detailhändlers Upim umgewandelt. Upim verkauft Kleider, Bettwäsche, Einrichtungsgegenstände, Geschenkartikel und Kosmetik.

Und in der Schweiz soll ein Grossteil der 163 Filialen bis im Sommer umbenannt und umgestaltet sein. Der Name Charles Vögele wird bis Anfang nächsten Jahres verschwunden sein. Die Machtübernahme durch die Italiener hatte auch Folgen für das Personal. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Charles Vögele am Hauptsitz in Pfäffikon 100 Mitarbeiter entlässt.

Betroffen sind Angestellte, die für den Einkauf und das Design der Kleider zuständig sind. Nach der Übernahme durch die Italiener wird das Sortiment mittelfristig auf die Kleiderkollektionen von OVS umgestellt. Deshalb werden gewisse Aufgaben beim Einkauf und Design von deren Hauptsitz in Mestre (Italien) aus gesteuert. (awp/mc/upd/ps)

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