Charles Vögele soll nach Italien verkauft werden

Charles Vögele soll nach Italien verkauft werden
(Foto: Charles Vögele)

Pfäffikon – Charles Vögele könnte schon bald in italienischen Händen sein. Eine Investorengruppe um den italienischen Modekonzern OVS hat dem seit Jahren defizitären Bekleidungsunternehmen ein Übernahmeangebot gemacht. Sollte das Angebot Erfolg haben, wird die Marke Charles Vögele von der Bildfläche verschwinden.

Die Investorengruppe Sempione Retail AG um den italienischen Modekonzern OVS offeriert einen Betrag von 6,38 CHF je Aktie oder gut 56 Mio CHF in bar. Dies entspreche dem volumunengewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Handelstage oder einer Prämie von 2,1% gegenüber dem Schlusskurs vom 16. September 2016, heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Das Angebot seht unter der Bedingung einer Mindestkontrollquote von 70%.

Verwaltungsrat stützt Angebot
Der Charles-Vögele-Verwaltungsrat unterstützt das Angebot und empfiehlt es einstimmig zur Annahme. «Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind überzeugt, dem Unternehmen mit der Transaktion eine solide Zukunftsperspektive bieten zu können», sagte VR-Präsident Max E. Katz am Montag vor den Medien. Aus industrieller Sicht mache die Transaktion im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung des Textilmarktes Sinn und die Zusammenarbeit mit OVS werde den Turnaround beschleunigen.

OVS verspricht sich von der Übernahme eine Beschleunigung der internationalen Expansion seiner Marke. Im Geschäftsjahr 2015 erzielte das an der italienischen Börse kotierte Unternehmen einen Nettoumsatz von 1,3 Mrd EUR. Zum Vergleich: Charles Vögele erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von gut 0,8 Mrd CHF und erlitt dabei einen Verlust von 62 Mio CHF. Im ersten Halbjahr 2016 lag der Fehlbetrag bei 32 Mio CHF.

Deutschland-Geschäft und Liegenschaften werden separat verkauft
Der neue Eigentümer wird sich auf die strategischen Märkte Schweiz, Österreich, Ungarn und Slowenien konzentrieren. Die Vertriebsorganisation in Deutschland soll dagegen verkauft werden. Eine entsprechende Vereinbarung mit einem europäischen Detailhändler sei bereits unterzeichnet worden.

Auch für das Liegenschaftsportfolio von Charles Vögele in der Schweiz wurde eine Lösung gefunden. Unter der Bedingung eines erfolgreichen Ausgangs des Angebots würden die Liegenschaften an eine Drittpartei verkauft. Dank dem erwarteten Bruttoerlös von rund 170 Mio CHF soll die Finanzlage des Unternehmens normalisiert werden, so Katz weiter. Ein Teil der veräusserten Liegenschaften soll dann vom neuen Besitzer wieder zurückgemietet werden.

Aktie soll dekotiert werden
Die VCH-Aktien sollen nach Abschluss der Transaktion von der Schweizer Börse dekotiert werden. Auch die Marke Charles Vögele wird bei einem erfolgreichen Ausgang der Übernahme verschwinden. «Die Marke hatte in der Schweiz schon seit langem mit einem negativen Image zu kämpfen», so der Verwaltungsratspräsident. Der Hauptsitz bleibe aber in der Schweiz und das aktuelle Management werde an der Ausarbeitung eines Transformationsplans beteiligt sein.

Die Angebotsfrist wird voraussichtlich vom 26.Oktober bis zum 23. November dauern und bis Ende 2016 soll die Übernahme abgeschlossen sein. Unterstützt wird das Angebot auch vom Vögele-Grossaktionär Aspen Trust, der den Angaben zufolge aktuell 15,2% an Charles Vögele-Aktien hält und auch zu 20,5% an der Sempione Retail AG beteiligt ist. Der Modekonzern OVS hält 35% an Sempione, und weitere 44,5% entfallen auf die Retails Investment S.R.L.

An der Börse schlossen die Titel am Montag 1,8% höher bei 6,36 CHF. Analysten bezeichneten das Angebot als eher tief. Allerdings sei die Lösung wohl trotzdem die beste, die Charles Vögele erhalten könne, schreibt etwa die ZKB. (awp/mc/upd/ps)

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