Chinesische Firmen investieren wieder deutlich mehr in Schweizer Unternehmen

Chinesische Firmen investieren wieder deutlich mehr in Schweizer Unternehmen
Michael Messerli, Leiter Strategy & Transactions bei EY in der Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Nach dem pandemiebedingten Einbruch bei den chinesischen Firmenübernahmen in Europa im Jahr 2020 hat sich die Zahl der Transaktionen 2021 wieder erhöht: von 132 auf 155. Auch das Transaktionsvolumen stieg: der Wert der Beteiligungen und Übernahmen hat sich von 1,5 auf 12,4 Milliarden US-Dollar mehr als verachtfacht.

In der Schweiz haben chinesische Firmen im Jahr 2021 neun Unternehmen gekauft oder Beteiligungen an diesen erworben. Das ist eine Transaktion mehr gegenüber dem Vorjahr. Ein sprunghafter Anstieg ist beim Investitionsvolumen zu verzeichnen: Die im Jahr 2021 vollzogenen Unternehmenszukäufe und Beteiligungen in der Schweiz erreichten einen Wert von 96 Millionen US-Dollar. Das ist ein markanter Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 7 Millionen US-Dollar.

Vier in der Schweiz ansässige Unternehmen mit chinesischen Muttergesellschaften haben andere Unternehmen ausserhalb der Schweiz gekauft oder Beteiligungen an diesen erworben.

Das sind Ergebnisse einer jährlich erscheinenden Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die Investitionen chinesischer Unternehmen in der Schweiz und Europa untersucht.

Michael Messerli, Leiter Strategy & Transactions bei EY in der Schweiz sagt: „Dämpfend wirken sich die inzwischen hohen Hürden für ausländische Beteiligungen gerade in bestimmten kritischen Branchen sowie die zunehmende Konkurrenz durch kapitalstarke Finanzinvestoren aus.“ Die zuletzt stark gestiegenen Kaufpreise auf dem M&A-Markt hatten laut Messerli auch Folgen für Investoren aus China: „In einigen Fällen wollten die chinesischen Interessenten da nicht mehr mitgehen. Besonders die börsennotierten chinesischen Unternehmen fürchten, mit teuren Zukäufen den eigenen Aktienkurs unter Druck zu setzen.“

Gesundheitssektor gefragt – Interesse an Industrieunternehmen lässt nach
Nach wie vor entfallen auch im Jahr 2021 die meisten Deals auf klassische Industrieunternehmen – 30 der 155 Transaktionen in Europa fanden im Industrie-Sektor statt. Allerdings ist deren Zahl rückläufig: 2020 waren europaweit noch 36 Industrietransaktionen gezählt worden.

Gestiegen ist die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen im Bereich Gesundheit: von 16 auf 26 Transaktionen. „Vor allem für die Schweiz wird der Gesundheitssektor – ob Pharma, Biotech oder Medizintechnik –zunehmend zu einem der wichtigsten Zielsektoren chinesischer Unternehmen, weil es in diesem Bereich einen grossen Nachholbedarf in China gibt, insbesondere bei der Forschung und Entwicklung“, sagt Hubert Stadler, Leiter des China Desk von EY in der Schweiz.

Hier richtet sich das Interesse chinesischer Investoren vor allem auf den Gesundheitssektor: Drei von neun Transaktionen im Jahr 2021 entfallen auf diesen Sektor, gefolgt von zwei Transaktionen im Bereich Verbraucherprodukte und Dienstleistungen. Auf High Tech/Softwareunternehmen entfielen im vergangenen Jahr europaweit 27 Transaktionen (Vorjahr: 20). „Wir sehen ein gestiegenes Interesse etwa an Spieleentwicklern und Softwareprogrammierern. Gerade der aktivste chinesische Investor im vergangenen Jahr, Tencent, hat sich zuletzt in diesem Segment stark engagiert“, beobachtet Michael Messerli.

Grossbritannien löst Deutschland als Top-Ziel in Europa ab – Schweiz auf Rang 6
Die meisten Transaktionen wurden im vergangenen Jahr in Grossbritannien verzeichnet. Mit 36 Übernahmen und Beteiligungen liegt Grossbritannien knapp vor Deutschland (35 Transaktionen) und deutlich vor den drittplatzierten Niederlanden (13). Die Schweiz liegt in diesem Ranking auf Platz 6 (9 Transaktionen). Im Vorjahr war die Reihenfolge an der Spitze noch umgekehrt: 2020 lag Deutschland mit 28 Transaktionen vor Großbritannien mit 21 Deals. „In dem Maß, wie sich das Interesse chinesischer Investoren weg von klassischen Industrieunternehmen hin zu Technologie-, Software- und Medienunternehmen entwickelt, gewinnt der Zielmarkt Grossbritannien an Bedeutung“, sagt Messerli.

Die europaweit grösste Investition war im vergangenen Jahr der Verkauf der Haushaltsgeräte-Sparte von Philips an die Investmentfirma Hillhouse Capital mit Sitz in Hong Kong für 4,4 Milliarden US-Dollar.

Die zweitgrösste Transaktion war die Übernahme des britischen Entwicklerstudios Sumo Digital durch Tencent für 1,1 Milliarden US-Dollar, gefolgt von der Übernahme des dänischen Kühlcontainer-Herstellers Maersk Container Industry durch China International Marine Containers für ebenfalls 1,1 Milliarden US-Dollar. (EY/mc)

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