Clariant kann starke Preiserhöhungen durchsetzen

Clariant kann starke Preiserhöhungen durchsetzen
Clariant-Standort Pratteln BL. (Foto: Clariant)

Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant bereitet sich auf eine mögliche Gasmangellage in Deutschland vor. Dort betreibt das Unternehmen acht seiner 80 Produktionsstandorte weltweit. Den anziehenden Energie- und Rohstoffkosten erwehren sich die Muttenzer mit starken Preiserhöhungen.

Clariant arbeitet mit Hochdruck an einem Plan, wie die Risiken möglicher Gas-Engpässe minimiert werden können, sagte Konzernchef Conrad Keijzer am Donnerstag nach Vorlage der Halbjahreszahlen. Egal, ob die Gaslieferungen an die Hersteller um 30 oder gar um 60 Prozent gedrosselt werden: Die Anlagen in Deutschland werde Clariant nicht schliessen müssen, sagte Keijzer.

Der Branchenprimus BASF hatte am Vortag hingegen erklärt, er werde seinen grössten Verbundstandort Ludwigshafen herunterfahren müssen, sollte dort die Erdgasversorgung «deutlich und dauerhaft» unter die Hälfte des maximalen Bedarfs sinken.

Gas ist kein Rohstoff für die Produktion
Der entscheidende Unterschied: BASF verwendet die Hälfte des bezogenen Gases als Rohstoff in der Produktion. Clariant als Spezialchemiehersteller benötigt Gas nur zur Wärme- sowie in geringen Umfang zur Stromerzeugung, was zu einem guten Teil kompensiert werden kann.

Schliessen Zulieferer wie BASF, wird Clariant aber als Käufer von Basischemikalien betroffen sein. «Dann stellen sich natürlich viele Fragen zur Logistik und zum Einkauf», sagte der Clariant-Chef. Die Herausforderungen nehmen also nicht ab.

Erfolgreiche Preiserhöhungen
Denn wie andere Firmen sah sich auch Clariant mit stark steigenden Energie- und Rohstoffkosten konfrontiert. Mit Preiserhöhungen um 18 Prozent im ersten Halbjahr konnten diese Effekte aber kompensiert werden. Clariant kann Preiserhöhungen gut durchsetzen, seit sich das Unternehmen auf hochwertige Spezialitäten konzentriert.

In der Folge kletterte der Umsatz von Januar bis Juni um 26 Prozent auf 2,56 Milliarden Franken. Vom Wachstum in Lokalwährungen von +29 Prozent entfielen damit nur 11 Prozent auf höhere Verkaufsvolumen.

Besonders gut lief es in den beiden grossen Segmenten Care Chemicals (etwa Substanzen für die Kosmetikindustrie) und Natural Resources (Produkte für den Erdölsektor und den Bergbau).

Das Geschäft mit Katalysatoren litt aber weiterhin unter einem noch schwachen Produktmix, da vergleichsweise wenige hochmargige Petrochemikalien verkauft wurden. Zudem kostete das Hochfahren einer grossen Produktionsanlage für Cellulose-Ethanol in Rumänien viel Geld.

Rekordhohe Marge
Die Profitabilität hat Clariant dank der guten Auslastung und Kosteinsparungen verbessert. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) etwa stieg um 30 Prozent auf 436 Millionen Franken.

Die entsprechende Marge nahm um 0,5 Prozentpunkte auf 17,0 Prozent zu. Das sei ein neuer Rekordwert für die erste Jahreshälfte, betonte Firmenchef Keijzer.

Unter dem Strich erzielte Clariant einen Konzerngewinn von 189 Millionen Franken, nach 105 Millionen im Vorjahr. Inklusive dem Gewinn aus der Veräusserung von Firmenteilen lag der Überschuss bei 386 Millionen.

Mit Blick auf das gesamte Jahr erwartet Clariant ein «starkes» Wachstum in lokalen Währungen auf einen Umsatz von rund 5 Milliarden Franken. Ausserdem wird eine weitere Verbesserung der Marge angestrebt. (awp/mc/pg)

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