Digitalisierung der Energiebranche als Megatrend

Digitalisierung der Energiebranche als Megatrend

Kurt Lüscher, CEO Energie 360°. (Foto: Europa Forum Luzern)

Mit dem „Smart Energy Innovationsfonds“ will Energie 360° bezüglich Innovation neue Massstäbe setzen und sich an Start-up-Unternehmen im Energiebereich beteiligen. Neben dem Erdgasgeschäft baute der Energiedienstleister in den letzten Jahren zusätzliche Geschäftsfelder auf. Kurt Lüscher, CEO Energie 360°, ist Referent am Europa Forum Luzern vom 16. November 2015 und spricht im Interview über die Transformation in der Energiebranche.

Europa Forum Luzern: Welche Bedeutung kommt innovativen Produkten im umkämpften Energiemarkt zu?

Kurt Lüscher: Eine herausragende Bedeutung schlechthin. Natürlich geht es auch darum sich mit bestehenden Produkten in den sich öffnenden Märkten zu behaupten. Aber nur mit innovativen Produkten wird es gelingen eine Differenzierung im Energiemarkt zu erreichen, welche die Basis für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung und Unternehmensprofitabilität bilden wird.

Mit welchen Innovationen ist Ihr Unternehmen in Zukunft erfolgreich?

Wir haben bereits vor 7 Jahren erkannt, dass wir unser traditionell starkes Erdgasgeschäft modernisieren und zusätzliche Geschäftsfelder aufbauen müssen. Einerseits sind wir mit einem „state of the art“ Marketing- und Vertriebsansatz bestens auf die Marktöffnung vorbereitet. Schon heute verkaufen wir grossen Industriekunden Erdgas/Biogas in der ganzen Schweiz. Andererseits haben wir mit den neuen Geschäftsbereichen „Erneuerbare Energien“ (Biogas, Holzpellets und Erdwärme) und „Energiedienstleistungen“ (Contracting) erfolgreich zwei durchaus zukunftsorientierte Bereiche aufgebaut. Zudem wollen wir uns jetzt auch mit sogenannten „Smart Energy Services“ positionieren. Ein erstes Beispiel dazu ist unsere Beteiligung und Partnerschaft mit swisscharge.ch, einer modernen Software Plattform für das Management von Ladestationen für die Elektromobilität.

Welche neuen Technologien sind besonders erfolgsversprechend?

Es wird Technologien geben, welche es ermöglichen, immer mehr erneuerbares Gas über die heute schon vorhandenen Erdgasnetze zu transportieren. Die „Power to Gas“ (P2G) Technologien können zur Speicherung und zum Transport von überschüssigem Strom verwendet werden. Damit dienen diese auch der absehbaren Konvergenz der Energienetze.

Ein grosser Megatrend wird die Digitalisierung der Energiebranche sein. Diese wird sowohl die heute bereits bekannten Prozesse und Produkte erfassen, als auch völlig neue Themenkreise betreffen. Diese können durchaus unter dem Begriff „Smart Energy Services“ zusammengefasst werden: Smart Home, Smart Mobility, Smart City, etc.

Persönlich bin ich überzeugt, dass es gerade diese Digitalisierung oder eben das Internet der Dinge sein wird, welche uns auch bezüglich Ökologisierung der Energiebranche um Welten voranbringen wird.

Welche Rolle spielt Erdgas in der Umsetzung der Energiestrategie 2050?

Erdgas kann und wird in den nächsten Jahren einen sinnvollen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie leisten, falls dies energiepolitisch zugelassen wird. Die Erdgasinfrastruktur kann erneuerbare Gase und Wasserstoff transportieren, Erdgas/Biogas bietet heute schon eine sehr ökologische Mobilitätsvariante und mittels Wärme-Kraft-Kopplung kann dezentral äusserst effizient und ökologisch sinnvoll gleichzeitig Strom und Wärme produziert werden. Zudem lässt sich Erdgas sehr gut mit erneuerbaren Energien kombinieren.

Welche ökologischen Energielösungen mit erneuerbaren Energien bietet ihr Unternehmen an? Wohin geht die Entwicklung?

Im Rahmen unserer Energiedienstleistungen bieten wir heute schon alle erdenklichen ökologischen Energielösungen an. Dies geschieht ausschliesslich gemäss den individuellen Kundenbedürfnissen. Diese Lösungen umfassen die Produktion von Strom, Wärme, Dampf und Kälte mit Energie aus dem Boden, dem Wasser, der Luft und aus Biomasse. Über 150 solcher Anlagen haben wir in den letzten Jahren evaluiert, geplant, gebaut und finanziert. Ein eigens für diesen Zweck aufgebautes Betriebsteam stellt zudem den täglich einwandfreien Betrieb dieser Anlagen sicher.

Neben dem Handel mit Erdgas, Biogas und Holzpellets werden wir unser Angebot an Dienstleistungen und Lösungen vermehrt mit intelligenter Informatik kombinieren und diese als „Smart Energy Services“ vermarkten.

Wie können Ihre Kunden und insbesondere KMU von innovativen Produkten von Energieunternehmen profitieren?

Auch KMU werden – dank der Marktöffnung – attraktivere Angebote für Strom und Erdgas erhalten und ihren Anbieter frei wählen können. Dank dem Angebot von erneuerbaren Energien und Energiedienstleistungen können sie ihre Energieversorgung ökologisieren, sich finanziell entlasten (tiefere Investitionen) und sich voll und ganz auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren.

Wo will Energie 360° als Unternehmen in 10 Jahren im Energiemarkt stehen?

Gemäss unserer Vision werden wir der führende Anbieter für ökologisch sinnvolle Energielösungen in der Schweiz sein. Diese Position werden wir durch organisches und anorganisches Wachstum und durch Partnerschaften erreichen.

In welchen Bereichen ist diese Transformation bei Energie 360° spürbar?

Die Transformation vom lokalen Erdgasversorger hin zum führenden Anbieter von ökologisch sinnvollen Energielösungen ist mittlerweile in allen Bereichen spürbar. Dieser Umstand wird auch durch den neuen Unternehmensnamen manifestiert. Letztendlich ist eben Energie 360° viel mehr als ein Name, er ist auch Ausdruck für ein neues Selbstverständnis und eine neue moderne Kultur.

Energie 360° will gerade bezüglich Innovation wirklich neue Massstäbe setzen und hat deshalb den „Smart Energy Innovationsfonds“ gegründet. In den nächsten 3 bis 5 Jahren werden wir uns bis zu einer Summe von Mio. 20 CHF an Start-up Unternehmungen im Energiebereich beteiligen. (Europa Forum Luzern/mc/ps)

Europa Forum Luzern

Europa Forum Luzern behandelt Energiepolitik
Die Schweiz steht vor entscheidenden Fragen in der Energiepolitik. Es gilt, den stetig wachsenden Energiebedarf und die Erfüllung der Klimaschutzziele in Einklang zu bringen. Die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Jahrhundertherausforderung Energie stehen auch im Zentrum des 29. internationalen Europa Forum Luzern vom 16. November 2015.
29. internationales Europa Forum Luzern
Jahrhundertherausforderung Energie
16. November 2015 in Luzern
Symposium: 10.10 Uhr bis 17.30 Uhr inkl. Imbiss und Netzwerk-Apéro Eintritt CHF 440.00
Öffentliche Veranstaltung: 18.30 bis 20.30 Uhr
(Eintritt frei, Anmeldung erforderlich)

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