Energiedienst 2016 mit deutlichem Gewinnrückgang

Energiedienst 2016 mit deutlichem Gewinnrückgang
Martin Steiger, CEO Energiedienst Holding. (Foto: zvg)

Laufenburg – Die Energiedienst Holding hat im vergangenen Jahr erneut einen Gewinneinbruch erlitten. Allerdings behauptet sich das Unternehmen besser als andere Schweizer Stromproduzenten, die teilweise hohe Verluste schreiben. Beim angestrebten Aufbau eines grossen Dienstleistungsbereichs steht der Konzern derweil noch ganz am Anfang.

Im Geschäftsjahr 2016 produzierte Energiedienst selbst genauso viel Strom wie im Vorjahr. Der Stromabsatz sank allerdings in Kilowattstunden um gegen 7% und der Betriebsertrag um 5% auf 954 Mio EUR.

Unter dem Strich blieb ein EBIT – wie bereits vor rund drei Wochen in Aussicht gestellt – von 45 Mio EUR (-10%) und ein Reingewinn von 31 Mio (-21%). Die Aktionäre sollen dennoch wie im Vorjahr eine Dividende von 1 CHF je Aktie erhalten.

Keine regulierten Endkunden
«Im schwierigen Marktumfeld haben wir ein respektables Ergebnis erzielt», kommentierte CEO Martin Steiger das Resultat in einem Gespräch mit AWP am Rande der Bilanzmedienkonferenz am Montag. Insbesondere die europäischen Strompreise, die zu Beginn des Jahres 2016 an der Börse neue Tiefststände erreicht hatten, drückten auf die Marge und führten zu einer erneuten Wertberichtigung auf Langfristverträge. Die Wasserkraftwerke von Energiedienst seien indes «im Geld», so der Konzernchef.

Einzig beim neuen Wasserkraftwerk in Rheinfelden hätte man Wertberichtigungen erwarten können. Dort profitiere Energiedienst allerdings von Subventionen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für den Stromvertrieb in Deutschland. Der Teil, der in die Schweiz fliesst, gehe zudem zu Gestehungskosten an den Energiekonzern Axpo.

Ansonsten sei Energiedienst den Markteffekten jedoch vollständig ausgesetzt. Denn «gefangene» Endkunden in der Schweiz habe Energiedienst keine, sagte Steiger. In der Schweiz können bisher – seit 2009 – nur Konsumenten mit einem Stromverbrauch ab 100’000 Kilowattstunden im Jahr den Versorger frei wählen.

«Marge statt Menge»
Gründe für den Gewinnrückgang waren laut Energiedienst des Weiteren die Wasserzinsen und Bewertungseffekte bei der Personalvorsorge wegen des tiefen Zinsniveaus. Neben den externen Faktoren spielten beim Umsatz jedoch auch strategische Überlegungen mit hinein: Im Grosskundensegment etwa werde der Verkauf aktiv zurück zurückgefahren nach dem Prinzip «Marge statt Menge», weil in der Regel kein ausreichender Ergebnisbeitrag mehr erzielt werden könne, so die Gesellschaft.

Zur Ergebnisverbesserung seien indes verschiedene Massnahmen zur Steigerung der Effizienz in Angriff genommen, um die Markteffekte etwas zu kompensieren – etwa im Kraftwerksbereich.

Gleichzeitig wurde 2016 mehr als im Vorjahr investiert – vor allem in die Netze, aber auch in bestehende Wasserkraftwerke in Deutschland und in der Schweiz sowie in neue Geschäftsinitiativen. «Wollen wir unser Geschäft stabilisieren, müssen wir unsere Entwicklung vom traditionellen Energieversorger zum innovativen Energiedienstleister schnell voranbringen», so Steiger dazu.

Dienstleistungen noch am Anfang
Mit neuen Angeboten sollen die Kunden zum Beispiel ermutigt werden, möglichst viel Energie selbst zu erzeugen und diese auch selbst zu verbrauchen. Als Beispiele für das neue Angebot nannte Steiger Photovoltaik-Anlagen sowie Elektrofahrzeuge mit zugehöriger Ladeinfrastruktur. Zu den Initiativen zählten ausserdem die Leistungssteigerung sowie der Neubau von Kleinwasserkraftwerken und Projekte im Bereich Wärmepumpen oder Energiespeicher.

In zehn Jahren könnte der Anteil von traditionellem Geschäft einerseits und neuen Geschäftsfeldern andererseits laut Steiger halbe-halbe betragen. Der Umsatz von Dienstleistungen müsse dann schon einen dreistelligen Millionenbetrag erreichen, während dieser derzeit noch in der Grössenordnung von rund 5 Mio liege.

Für die nahe Zukunft ist Energiedienst aber weniger optimistisch: Der Druck auf die Ergebnisse bleibe hoch, weil man kurzfristig «keine durchgreifende Erholung» bei den Grosshandelspreisen für Strom sehe und sich die Initiativen in den neuen Geschäftsfeldern noch im Aufbau befänden. (awp/mc/pg)

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