Europa Forum Luzern: Sechs Fragen an Klaus Lorenz

Europa Forum Luzern: Sechs Fragen an Klaus Lorenz
Klaus Lorenz, General Manager der Wattwiler Heberlein AG. (Foto: pd)

Luzern – China auf Einkaufstour – gegenüber den Übernahmen aus Fernost herrscht im Westen nach wie vor eine spürbare Skepsis. Ist diese defensive Haltung in jedem Fall begründet, und wie wird die Entwicklung in den kommenden Jahren weiter gehen? Nach neusten Studien von Baker-McKenzie dürften im laufenden Jahr der Übernahmefluss ins Stocken geraten – eine Trendwende?

Klaus Lorenz, General Manager der Wattwiler Heberlein AG, die seit 2013 unter Führung der chinesischen Jinsheng Gruppe steht, gibt Einblicke in die Zusammenarbeit mit der fernöstlichen Muttergesellschaft.

Wie kam die Fusion mit dem chinesischen Partner zustande?

Die Firma Jinsheng hat im Jahr 2013 einen Teil der Textilmaschinenbauaktivitäten aus der Oerlikon gekauft und daraus die «New Saurer» gegründet. Nach der Strukturierung der Saurer Gruppe entstanden fünf Business Units, eine davon war die Saurer Components GmbH, Teil der Sauer Components war die Heberlein.

Wie organisieren Sie die Zusammenarbeit?

Über Regelbesprechungen, Monatsberichte, Quartalsmeetings in der Schweiz und China. Gerne kommen auch Online-Meetings mit WebCam zum Einsatz oder auch DV-Programme, die den direkten Austausch von Dokumenten zulassen. Die gebräuchlichen Uhrzeiten für die Kommunikation sind nach unserer Zeit 08:00 bis 14:00 Uhr. Mails und Telefonate werden gerne auch am Samstag ausgetauscht, der chinesische Partner arbeitet nach eigenen Aussagen im Gegensatz zum amerikanischen «24/7» im «7 to 11» Rhythmus.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrem chinesischen Partner bisher gemacht? Welche Herausforderungen sind noch zu bewältigen?

Unser Partner ist sehr verlässlich, hat immer ein offenes Ohr für uns, vor allem auch für Innovationen und Zukunftsprojekte, investiert stark in unsere Zukunft und ist stolz darauf, ein Schweizer Unternehmen zu besitzen. Chinesische Partner sind von den Managementphilosophien- und -Techniken eher amerikanisch ausgerichtet. Schweizerische Denkweisen, z.B. in der Menschenführung, müssen immer wieder erläutert werden. In der Zusammenarbeit ist aktives Zuhören ein absolutes Muss, um Missverständnisse auszuschliessen. Gespräche, Meetings und Telefonkonferenzen sind immer über ein Protokoll festzuhalten, das an alle Parteien verteilt wird, um Missverständnisse auszuschliessen. Der Vertrauensaufbau mit einem chinesischen Partner ist geprägt von offenem Austausch und absoluter Ehrlichkeit.

Hatte das bilaterale Handelsabkommen zwischen der Schweiz und China Auswirkungen auf Ihr China-Geschäft?

Ja, unser Hauptgeschäft und auch die Hauptkunden sind in China. Es gibt keine negativen Themen mit Zollabwicklungen oder mit sonstigen Beschränkungen. Der Zugang zum chinesischen Markt insbesondere zu chinesischen Partnern/Kunden wird erleichtert, wenn die Mutterfirma wie in unserem Fall chinesisch ist. Auf der zolltechnischen Seite gibt es keine Vorteile, durch unseren chinesischen Partner ist jedoch das Führen von Zolllagern einfacher. Ohne das Handelsabkommen wäre die Geschäftsabwicklung deutlich schwieriger.

Auf Ihrer Webseite versprechen Sie eine umfassende Betreuung Ihrer Kunden für beste Lösung ihrer Anwendungen. Wie lässt sich das in China umsetzen?

Wir haben in China eine chinesische Sales- und Serviceorganisation aufgebaut, sind regelmässig beim Kunden, geben unseren Support direkt vor Ort. Falls der Kunde weitergehende Hilfe bei der Umsetzung in seinen Prozessen benötigt, sind auch unsere Spezialisten aus der Schweiz sehr schnell vor Ort, um den Kunden zu unterstützen.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Marktzutritt in China gemacht, die für Schweizer Unternehmer mit Zielmarkt China von Interesse sein könnten?

Der Marktzutritt wird durch eine chinesische Mutterfirma stark erleichtert, das gegenseitige Vertrauen von chinesischen Firmen untereinander und die dort bestehenden chinesischen Netzwerke spielen eine grosse Rolle. Behördliche Auflagen und Vorgaben werden verständlicher und besser umsetzbar, wenn die Ausdeutung durch den chinesischen Partner vorgenommen wird, z.B. bei der Zulassung von medizinalen Produkten. Dadurch wird China auch ein stückweit zu unserem Mutterland, wir werden dort stärker ge- und beachtet.

Zur Person:
Klaus Lorenz leitet seit 2013 das traditionsreiche Schweizer KMU Heberlein in Wattwil, ab 2013 als Werk-leiter, seit 2016 als General Manager. Nach dem Studium der Feinwerktechnik in München war er u.a. für Robert-Bosch, ThyssenKrupp sowie im Textilmaschinenbau und der Herstellung von Fahrzeugkomponenten tätig. Gross geworden in der Textilindustrie, hat Heberlein diversifiziert und den Sprung z.B. in die Medizintechnik geschafft und steht seit 2013 unter Führung der chinesischen Jinsheng Gruppe.

Veranstaltungsinformationen

Frühjahr 2017 – The New Global Race
32. internationales Europa Forum Luzern
15. Mai 2017 | KKL Luzern

Lunch Cruise: Mobility 4.0: 11.15 bis 12.45 Uhr
Symposium der Wirtschaft: 13.00 bis 17.30 Uhr
Öffentliche Veranstaltung: 18.45 bis 20.30 Uhr (Eintritt frei)
VIP Networking Dinner: 20.30 bis 22.00 Uhr

Information und Anmeldung www.europaforum.ch
Kontakt: [email protected]
Teilnehmerzahl beschränkt

Das Europa Forum Luzern ist die führende nationale Veranstaltung zur Zukunft der Schweiz in Europa. Namhafte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland tauschen im KKL Luzern ihre Strategien und Standpunkte aus. Das Europa Forum Luzern informiert unabhängig und neutral über die neusten wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen. Im Mittelpunkt steht die Zukunft der Schweiz in Europa. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Dialog und finden jährlich zweimal im Frühjahr und Herbst statt. Dem Europa Forum Luzern unter dem Vorsitz des Stadtpräsidenten von Luzern gehören Kanton und Stadt Lu-zern sowie private Körperschaften an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert