Feintool will im Geschäft mit Elektromotoren in China Fuss fassen

Feintool will im Geschäft mit Elektromotoren in China Fuss fassen
Feintool-CEO Knut Zimmer. (Foto: Feintool)

Lyss – Die Feintool-Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr unter der allgemeinen Schwäche im Automobilmarkt gelitten und unter anderem weniger Serienteile verkauft, die in Autogetrieben oder -sitzen verbaut werden. In den kommenden Jahren soll auch mit dem Aufbau des neuen, dritten Standbeins Elektroblechstanzen die Wende gelingen.

Die gestanzten Bleche kommen in Elektromotoren zum Einsatz. Feintool-Chef Knut Zimmer ortet im Trend hin zur E-Mobilität nicht nur bei der Vorzeigemarke Tesla, sondern auch bei anderen Autoherstellern Wachstumspotenzial. «Sie werden versuchen, die Lücke zu Tesla zu schliessen und wir werden sie dabei unterstützen», sagte Zimmer am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz ohne konkret die Namen dieser Marken zu nennen, die bereits zu den Feintool-Kunden zählen.

Im Automobilmarkt werde sich der Fokus auf Hybrid- und Elektroantriebe verlagern, ist Zimmer überzeugt. Einer Feintool-Studie zufolge fahren gut 90 Prozent der 2019 weltweit produzierten 91 Millionen PKWs noch mit einem Verbrennungsmotor. Dieser Anteil dürfte laut Zimmer bis 2030 auf rund die Hälfte zurückgehen, während Hybridmotoren dann gut einen Drittel und Elektromotoren etwa 15 Prozent an der Autoproduktion ausmachen dürften.

In derselben in Auftrag gegebenen Studie geht Feintool von einem jährlichen, durchschnittlichen Wachstum in der weltweiten Automobilproduktion von knapp 3 Prozent aus. Bis 2030 könnte so die Zahl der Autos, die vom Stapel gehen, auf 109 Millionen ansteigen.

Produktionsaufbau in China
Dem Trend hin zur E-Mobilität will sich Feintool nicht verschliessen und hat im Jahr 2018 mit der deutschen Stanz- und Lasertechnik Jessen Know-how und Kapazitäten für die Herstellung von Rotoren und Statoren für E-Motoren zugekauft. Noch werden diese Teile nur in Deutschland produziert, doch bereits im laufenden Jahr beginnt Feintool mit dem schrittweisen Aufbau einer Produktion in China. Mit den Kunden werde an Prototypen und Vorserien dazu gearbeitet, hielt der Feintool-Chef fest.

Und auch beim Ausbau des Geschäfts mit den Technologien Umformen und Feinschneiden spiele China weiterhin eine tragende Rolle, fuhr Zimmer fort. Feintool habe die Teilefertigung für die chinesische Autoindustrie mit den in den vergangenen Jahren gewonnenen Nominierungen konsequent ausgebaut und rechne für 2020 mit einer Verdoppelung der Produktionskapazitäten. Bleibt nun abzuwarten, ob diese Kapazitäten auch abgerufen werden.

Die Auswirkungen rund um das Coronavirus, scheint zumindest in China keine grössere Delle bei Feintool zu hinterlassen. Nach der von der Regierung verordneten Schliessung der beiden chinesischen Standorte für rund zweieinhalb Wochen, laufe die Produktion von Umform- und Feinschneideteile mittlerweile beinahe wieder wie vorher, sagte Zimmer. Unklar sei dagegen, welche Auswirkungen das Coronavirus in Europa und den USA haben werde.

Schwaches Anlagengeschäft
In Europa machte Feintool im letzten Jahr 56 Prozent des Gruppenumsatzes von 633 Millionen Franken; in den USA waren es 29 und in Asien 15 Prozent. Dabei fiel der weltweite Umsatz von Feintool mit Blick auf die Unsicherheiten rund um die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China um Währungs- und Akquisitionseffekte bereinigt um beinahe 10 Prozent zurück. Die Ergebnisse brachen gar um über 60 Prozent ein.

Während sich im klar grösseren Teilegeschäft der Umsatzrückgang mit bereinigten 5 Prozent im Rahmen hielt, sackten die Verkäufe im Geschäft mit Feinschneideanlagen um 40 Prozent ab. Zimmer rechnet im Segment Fineblanking Technology nicht mit einer baldigen Erholung. Die Investitionsneigung der Kunden sei nach wie vor von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt.

Immerhin zeichne sich im Verkauf von Serienteilen eine Nachfragebelebung ab, sagte Zimmer. Feintool rechnet daher über die gesamte Gruppe gesehen für 2020 mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Die Profitabilität werde sich dank Massnahmen, wie etwa der Anfang Jahr am Presseanlagenwerk in Jona eingeführten Kurzarbeit, verbessern.

Davon betroffen seien gegen 50 der insgesamt rund 70 Angestellten in Jona. Kurzarbeit will Feintool auch am Hauptstandort in Lyss einführen. Da sei für rund 40 Prozent der insgesamt rund 200 Angestellten bei den zuständigen Behörden ein Antrag auf Kurzarbeit gestellt worden, hiess es. (awp/mc/ps)

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