Flughafen Zürich gibt sich kämpferisch

Flughafen Zürich gibt sich kämpferisch
(Foto: Flughafen Zürich)

Zürich – Der Flughafen Zürich hat 2020 wie erwartet einen historischen Einbruch erlitten. Eine Normalisierung bleibt in weiter Ferne. Nun fordert der Flughafenbetreiber klare Vorgaben von der Politik.

Wegen der Pandemie starteten die Flugzeuge im vergangen Jahr teilweise kaum noch und dem grössten Schweizer Flughafen brachen die Erträge weg. «Es ist ein Flugbetrieb wie vor 50 Jahren», fasste Flughafen-Chef Stephan Widrig die Lage am Freitag vor den Medien zusammen.

Gerade im Fluggeschäft gingen die Erträge um zwei Drittel zurück. Aber auch das Nichtfluggeschäft (-27%) litt darunter, dass am Flughafen wegen der mangelnden Passagiere und Home-Office weniger Betrieb war.

Immerhin stiegen die Erträge in der Immobilienbewirtschaftung (+13%). Dabei spielte wesentlich der Ende 2019 getätigte Kauf von 36 Immobilien eine Rolle, aber auch erste Beiträge aus dem im November eröffneten Shopping- und Dienstleistungszentrum «The Circle».

Einsparungen verhindern Verlust nicht
Zudem setzte der Flughafen früh auf Kostenmassnahmen wie Kurzarbeit und hielt so den Schaden in Grenzen. Die Infrastruktur musste aber auch bei einem minimalen Flugbetrieb jederzeit aufrecht erhalten bleiben, weshalb es nicht gelang durch Einsparungen, die Ertragsverluste ganz wettzumachen.

So betrug der Betriebsgewinn mit 196 Millionen Franken nicht einmal ein Drittel des Vorjahreswerts. Am Ende stand ein Verlust von 69 Millionen.

Rückkehr zur Normalität ungewiss
Der Weg zur Erholung bleibt wegen Corona weiter unsicher, wie die jüngst publizierten Verkehrszahlen zum Februar zeigen. Diese lagen 90 Prozent unter Vorjahr.

Eine konkrete Zielsetzung blieb denn auch aus. Um 2021 die Gewinnzone zu erreichen, seien aber etwa 50 Prozent des Passagiervolumens von 2019 nötig, rechnete Finanzchef Lukas Brosi vor.

Klare Vorgaben der Politik gefordert
CEO Widrig drängt nun auf klare Vorgaben von Seiten der Politik und plädiert dafür, dass geimpfte Personen und solche mit einem negativen Corona-Test ohne Quarantänemassnahmen fliegen dürfen.

Es gäbe keine Evidenz, dass im Flugverkehr die Ansteckungen höher seien. Daher sei nicht einzusehen, wieso bei einer Einreise in ein fremdes Land mit dem Flugzeug ein PCR-Test nötig sei, nicht aber mit der Bahn oder mit dem Auto.

Auch forderte Widrig eine Aufhebung von Beschränkungen zwischen Ländern mit ähnlichen Fallzahlen. Insgesamt müsse es in Europa zu einem Umdenken kommen, weg von einer Politik, die bloss auf Grenzschliessung setze. So erhofft sich der Flughafen-Chef, dass bis im Sommer 2021 der Flugbetrieb im Schengen-Raum wieder geöffnet ist.

Vollständige Erholung noch weit weg
Bis sich der Flugverkehr aber vollständig erhole, könne es noch bis 2025 dauern, gab CFO Brosi zu bedenken. Der Flughafen sieht sich aber gut finanziert und möchte die Krise mit Ausnahme von Kurzarbeit weiter ohne staatliche Hilfe meistern.

Zudem sieht sich das Management durch die Immobilienstrategie der vergangen Jahre bestärkt. Hier sei man weit weniger als im Flugbetrieb von der Pandemie betroffen. Das biete in der Krise eine Stütze.

Auch soll das internationale Geschäft künftig einen grösseren Beitrag leisten und in eine eigene Geschäftseinheit überführt werden. Der Fokus liege dabei vor allem auf Indien und Brasilien, wo noch Wachstumsraten möglich seien, wie man sie in Europa nicht mehr kenne, so Widrig.

Wachstum auf lange Sicht
Ferner erwartet Widrig, dass langfristig der Flugverkehr weiter zunimmt. Er sehe keinen Grund, warum «unsere Kinder weniger fliegen sollten als wir».

Und gerade deshalb sei es aber wichtig, noch umweltfreundlicher zu werden. Zwar erfülle man bereits die Pariser Klimavorgaben für 2030, wolle aber bis 2050 vollständig CO2-neutral werden. Und diese Vorgabe müsse für die ganze Flugbranche gelten, so Widrig.

An der Börse fiel die Reaktion auf das Gesagte und Veröffentlichte positiv aus. Die Aktie schloss am Freitag 1,7 Prozent im Plus auf 166,50 Franken.(awp/mc/pg)

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