Dübendorf: Bund prüft zivil-militärische Option

Dübendorf: Bund prüft zivil-militärische Option

«Strategische Landreserve erster Güte»: Flugplatz Dübendorf.

Zürich – Der Militärflugplatz in Dübendorf ZH könnte künftig verstärkt für die zivile Fliegerei genutzt werden. Aus Sicht der Bundesbehörden würde eine massvolle Ausdehnung des zivilen Flugverkehrs den Flughafen Zürich entlasten, wie diese am Donnerstag mitteilten.

Das bedeute nicht, dass künftig der Riesenvogel Airbus A380 oder Swiss-Flugzeuge in Dübendorf starteten und landeten, sagte Daniel Göring, Leiter Kommunikation beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. «Es geht um die Kleinaviatik, etwa die Freizeit- und Geschäftsfliegerei». Mit mehr zivilem Flugverkehr könne auch der Militärflugbetrieb gesichert werden, heisst es in einer Mitteilung des Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) sowie des Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).

Kosten müssen geteilt werden
Die Bundesbehörden haben eine Studie in Auftrag gegeben, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Diese soll Ende 2011 vorliegen und die wirtschaftlichen, operationellen und raumplanerischen Möglichkeiten und Auswirkungen einer militärisch-zivilen Mischnutzung des Flugplatzes aufzeigen. Auch nichtfliegerische Nutzungen würden mitberücksichtigt. Der Auftrag sei extern vergeben worden, sagte Sebastian Hueber, Informationschef VBS, auf Anfrage. Voraussetzung für die Mischnutzung sei eine finanziell tragfähige Lösung. «Die Kosten für das Areal müssen zwischen Bund und anderen Nutzern aufgeteilt werden».

Kanton Zürich gegen weitere aviatische Nutzung
Am Rande einer Medienkonferenz in Zürich sagte der Zürcher Baudirektor Markus Kägi, er sei von Bunderat Ueli Maurer kurzfritig über die Pläne des VBS informiert worden. Der Regierungsrat sei bisher davon ausgegangen, dass der Flugbetrieb 2014 vollständig eingestellt werde. Der Regierungst hatte sich bereits früher gegenüber dem Bund gegen eine aviatische Nutzung ausgesprochen. Die rund 300 Arbeitsplätze, die ein Werkflugplatz möglicherweise bringe, stünden in Konkurrenz zu 5000 potenziellen Arbeitsplätzen. Zur Diskussion stehen unter anderem ein Innovationspark sowie ein Erweiterungsbau des Zürcher Universitätsspitals.

«Strategische Landreserve erster Güte»
Laut Kägi ist das Flugplatzareal eine «strategische Landreserve erster Güte». Mit einem Flugbetrieb könne das volkswirtschaftliche Potenzial nicht ausgeschöpft werden. Letztlich entscheide aber der Bund, was er mit seinem Areal machen wolle. Auf dem Flugplatz befinden sich heute neben den Anlagen der Luftwaffe unter anderem Gebäude der Rettungsflugwacht (Rega) und der Flugsicherungsfirma Skyguide. In Dübendorf starteten Ende 2005 zum letzten Mal Kampfjets. Bis 2014 nutzt das Militär den Flugplatz noch als Helikopter-Dienststelle und für Transportflugzeuge.

Heute 6500 Flugbewegungen – Dübendorf befürchtet 80’000
Gemäss John Hüssy von der Arbeitsgruppe «Task-Force Flugplatz Dübendorf» gibt es heute rund 6500 Flugbewegungen pro Jahr. Er plädiert für die Ansiedlung von weiteren zivilen Betrieben für Flugzeugwartung und Produktion. Starts und Landungen sollen aus Rücksicht auf die Bevölkerung auch künftig nur werktags zwischen 9 und 12 sowie 13.30 und 16.30 Uhr möglich sein. Der Dübendorfer Stadtpräsident Lothar Ziörjen (BDP) glaubt, dass der Flugplatz zur vierten Landepiste des Flughafens Zürich wird. Er befürchtet bis zu 80’000 Starts und Landungen mit Kleinflugzeugen. Dies bringe dem dichtbesiedelten Glattal einen «unglaublichen Lärmteppich».

Fluglärmforum Süd warnt vor «Supergau»
Auch das Fluglärmforum Süd, in dem 32 Gemeinden im Süden des Flughafens Zürich zusammengeschlossen sind, warnt vor einem «Supergau» für die Bevölkerung im Süden des Flughafens. Eine erweiterte aviatische Nutzung sei «inakzeptabel und politisch nicht durchsetzbar». Der Flughafen Zürich begrüsst die Erhaltung der aviatischen Infrastruktur in Dübendorf. Der Flugbetrieb in Zürich dürfe aber durch jenen in Dübendorf nicht beeinträchtigt werden, sagte Flughafensprecher Marc Rauch. (awp/mc/ps)

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