Detailhändler beissen bei Lieferanten auf Granit

Bern – Die Schweizer Detailhändler setzen angesichts des starken Frankens ihre ausländischen Zulieferer unter Druck. Die Migros forderte rund 400 Lieferanten in einem Schreiben dazu auf, ihr die Kursgewinne auszuzahlen. Diese wolle die Migros an ihre Kunden weitergeben, sagte Mediensprecher Urs Peter Naef am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Naef bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des «SonntagBlick». Konkret verlangt die Migros von den Zulieferern, dass sie die ausserordentlichen Kursgewinne im ersten Halbjahr nachträglich weitergeben. Kämen diese der Forderung nach, würden die Preise umgehend gesenkt, sagte Naef.

Coop, der grösste Konkurrent der Migros, übt ebenfalls Druck auf die Anbieter aus. «Wir haben alle betroffenen Lieferanten bereits individuell angeschrieben und sie aufgefordert, ihre Wechselkursgewinne weiterzugeben», sagte Mediensprecherin Denise Stadler auf Anfrage der sda. Auch Spar hat seine Lieferanten zur Reduktion der Preise aufgefordert, wie Vertriebsleiter Thomas Weilenmann sagte. Die Rückmeldungen, welche die Detailhändler bislang erhalten haben, sind allerdings ernüchternd. «Die Verhandlungen gestalten sich schwierig», sagte Stadler. Auch die Migros beisst bisher auf Granit. «Sämtliche Lieferanten haben irgendeinen Grund, weshalb sie auf unser Begehren nicht eintreten wollen», ärgerte sich Urs Peter Naef.

Anbieter am längeren Hebel
Das harzige Fortkommen bei den Verhandlungen erklärt Denise Stadler damit, dass die Anbieter dabei am längeren Hebel sässen. «Für sie machen die Verkäufe in die Schweiz nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus.» Zudem sei es für die Händler praktisch nicht möglich, abseits der offiziellen Kanäle einzukaufen. Parallelimporte würden sich nur lohnen, wenn das Produkt ohne Einschränkung importiert werden könne. Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen, beispielsweise bei der Beschriftung, sei dies aber oft nicht möglich.

Migros droht mit Aussortierung

Die Migros will gegenüber den Zulieferern aber hart bleiben. Nötigenfalls werde man bestimmte Produkte aus dem Sortiment nehmen, so Naef. Er ist überzeugt, dass diese Aussicht abschreckend wirkt. «Für jeden Markenanbieter ist die Migros ein Verkaufskanal, auf den er nicht gerne verzichtet.» Auch Coop schliesst nicht aus, auf einzelne Produkte zu verzichten. Diesen Schritt hat Spar in der Vergangenheit schon gemacht. Der Detailhändler habe schon mehrmals Produkte aus dem Sortiment genommen, weil er sich mit einem Lieferanten nicht einig geworden sei, sagte Thomas Weilenmann. Als kleiner Marktteilnehmer habe Spar aber weniger Einfluss als Coop und Migros. (awp/mc/ps)

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