Frauenlöhne in der Informatik: Lohnunterschiede gering

Frauenlöhne in der Informatik: Lohnunterschiede gering
(Foto: © chagin / Fotolia)

(Foto: © chagin / Fotolia)

Zürich – Der Informatik-Fachverband swissICT hat seine jährliche Lohnumfrage auf die Unterschiede zwischen den Löhnen von Männern und Frauen ausgewertet. Resultat: die Unterschiede betragen weniger als fünf Prozent. Dies gilt auch für Kaderlöhne. Jedermann kann die neuen Zahlen bestellen, alle 42 Berufsbilder oder nur einzelne.

18.9% verdienen Frauen in der Schweiz laut Bundesamt für Statistik BFS weniger als Männer. Wesentlich geringer – nämlich weniger als fünf Prozent – sind die Lohnunterschiede für die grosse Mehrheit der Informatikerinnen in der Schweiz. Dies ergab die diesjährige Umfrage „Saläre der ICT“ des Informatik-Fachverbands swissICT.

swissICT befragte zum 34. Mal 200 teilnehmende KMUs, Grossfirmen und staatliche Stellen zu ihren gegenwärtigen Informatiksalären. Die Auswertung der grossen Datenbasis (24‘000 Lohnnennungen, also ca. 12% aller Schweizer Informatiklöhne) zeigt:

  • In den Fach-Kompetenzstufen „Junior“, „Professional“, „Senior“, „Expert“ (S1 bis S4) betragen die Lohnunterschiede maximal 4,7 Prozent (Basis: 2‘866 Median-Löhne von Frauen, bzw. 11% aller Löhne von Informatikerinnen der Schweiz. Definitionen s. Erläuterungen S. 2).
  • Diese vier Kompetenzstufen umfassen 21‘165, bzw. 87,5 % aller erfassten Lohnnennungen
  • Der geringe Lohnunterschied gilt auch für Fachleute mit acht oder mehr Jahren Berufserfahrung im Fachgebiet und Kader.

Bestätigt wird die Aussage durch die Analyse der swissICT-Lohnumfragen 2011 bis 2014. Es zeigt sich zudem, dass die Ungleichheit stabil gering bleibt. Kompetenzstufen mit Personalführung wurden nicht ausgewertet, da die Anzahl von Frauen-Lohnnennungen keine verlässlichen Vergleiche erlauben.

Methodik mit Aussagekraft für die Praxis
Wie bei der BFS-Befragung stellt bei der swissICT-Umfrage der Arbeitgeber sicher, dass Löhne exakt angegeben werden. Im Unterschied zu andern Umfragen kann swissICT die Lohnniveaus sehr spezifisch auswerten, da nicht alle Löhne unter einer Tätigkeit „Analysieren, programmieren, Operating und Daten erfassen“ zusammengefasst werden wie z.B. beim Lohnrechner „Salarium“ des Bundes, sondern aufgeteilt in die 42 unterschiedlichen Berufsbilder wie „Applikationsentwickler“ oder „Projektleiter“.
Da das konkrete Berufsbild lohnrelevant ist, unterstützen die swissICT-Zahlen sowohl Arbeitgeber als auch Fachspezialisten und Personalvermittler praxisnah bei Salärdiskussionen.
Weitere Sicherheit der Analysequalität gibt, dass moderne Umfrage-Methoden zum Einsatz kommen: es werden nur Frauen und Männer in ähnlichen Berufen und entsprechend ähnlichen Qualifikationen verglichen. Zudem bietet die Studie Lohndaten per 1.5.2015 (BFS/Salarium: 2012).

Zwei Versionen erhältlich: Ganze Studie sowie einzelne Berufe
„Saläre der ICT 2015“ ist in zwei Versionen für jedermann erhältlich: entweder als umfassende Version mit der Standardauswertung von 42 Informatikberufen (Stufen „Junior“, „Professional“ und „Senior“) oder die Löhne einzelner Berufsbilder wie z.B. „W irtschaftsinformatiker“. Die Zahlen sind immer in Relation zu
Funktion, Branche, Alter, Unternehmensgrösse und geographische Region aussagekräftig.

Informatik ist attraktiv für Frauen
Der Anteil an Frauen in der Schweizer Informatik ist mit 13% relativ tief, doch dafür können keine Lohnunterschiede geltend gemacht werden, so das Fazit, das aus „Saläre der ICT“ gezogen werden kann. Im Gegenteil zeigt die Studie, wie attraktiv die Schweizer IT-Branche für Frauen ist.

Erläuterungen zu den ausgewerteten Kompetenzstufen
S1 Junior:

  • abgeschlossene Ausbildung und erste Kenntnisse des Fachgebiets
  • keine oder erste Praxiserfahrung im Fachgebiet
  • benötigt fachliche Begleitung

S2 Professional:

  • gute Kenntnisse des Fachgebiets
  • drei oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet
  • führt selbständig Aufträge aus
  • Mitarbeit in Projekten

S3 Senior:

  • vertiefte Kenntnisse im Fachgebiet sowie Kenntnisse in benachbarten Fachgebieten
  • fünf oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet
  • führt selbständig Aufträge aus und kann erfahrene Fachpersonen fachlich anleiten
  • Fähigkeit zu fachlicher Projektleitung
  • Fähigkeit zu konzeptioneller Tätigkeit, Beratung und Lösung von anspruchsvollen Problemen im Fachgebiet
  • Kann innerhalb grösserer Firma als Kader eingestuft sein, ohne direkte Führungsverantwortung zu haben

S4 Expert

  • umfassende Kenntnisse im eigenen und in benachbarten Fachgebieten
  • acht oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet
  • Fähigkeit, Projektteams von Spezialisten fachlich zu leiten und zu coachen (ohne Personalführung)
  • Fähigkeit zu konzeptioneller Tätigkeit, Beratung und Lösung von komplexen Problemen
  • kann innerhalb einer grösseren Firma als Kader oder Direktionsmitglied eingestuft sein, ohne direkte Führungsverantwortung zu haben

Zahlen zu Fachspezialisten in der Schweizer Informatik

  • Die Schweiz beschäftigt total 197‘600 Informatikerinnen und Informatiker
  • Frauenanteil: 13%
    Quelle: ICTswitzerland: «ICT-Fachkräftesituation | Bedarfsprognose 2022» (2014)

(swissICT/mc/ps)

Über swissICT
swissICT ist der primäre Repräsentant des ICT-Werkplatzes Schweiz und der grösste Fachverband der Branche. swissICT vertritt die Interessen von 3‘000 ICT-Unternehmen, Anwender-Unternehmen und Einzelpersonen und engagiert sich für die Branche: swissICT fördert den Informationsaustausch, bündelt Bedürfnisse, publiziert sowohl die wichtigste ICT-Salärumfrage als auch die ICT-Berufsbilder und verleiht den „Swiss ICT Award“. Hunderte von Experten engagieren sich bei swissICT in 17 thematischen Fachgruppen ehrenamtlich für die ICT in der Schweiz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert