Geberit erhöht trotz Bauflaute in Europa Margenprognose

Geberit erhöht trotz Bauflaute in Europa Margenprognose
Geberit-CEO Christian Buhl. (Foto: Geberit)

Jona – Geberit spürt weiterhin die Flaute in Europas Baukonjunktur. So ist der Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023 klar zurückgegangen. Die Profitabilität konnte dennoch gesteigert werden, was das Unternehmen zu einer leicht mutigeren Margenprognose verleitet.

Der Umsatz reduzierte sich von Januar bis September um 12,3 Prozent auf 2,39 Milliarden Franken, wie der Sanitärtechnikkonzern am Donnerstag mitteilte. Ohne die negativen Währungseffekte im Umfang von 119 Millionen Franken fiel das organische Minus mit 7,9 Prozent allerdings moderater aus.

Im dritten Quartal immerhin hat sich der Abwärtstrend mit einem organischen Minus von 4,8 Prozent etwas gemildert. Im ersten Semester schrumpfte Geberit in Lokalwährungen noch um mehr als 9 Prozent, im zweiten Quartal gesondert betrachtet gar um über 14 Prozent.

Kunden investieren in Heizungen statt in Sanitär
Das Umfeld sei ausserordentlich schwierig gewesen, heisst es zum Geschäftsverlauf nach neun Monaten. Die verkauften Volumina seien aufgrund der rekordhohen Vorjahresperiode sowie der rückläufigen Bauindustrie in Europa deutlich tiefer ausgefallen. Zusätzlich sei die Sanitärindustrie in einigen Ländern weiterhin von der Verschiebung der Nachfrage von Sanitär- zu Heizungslösungen belastet gewesen. Einen positiven Einfluss von rund 10 Prozent hatten dagegen Preiserhöhungen.

Regional betrachtet sanken die währungsbereinigten Umsätze mit zweistelligen Minusraten in Österreich, Deutschland und Osteuropa am stärksten. Mit nur geringen Umsatzeinbussen hielten sich Italien und Westeuropa besser. In der Schweiz setzte Geberit im Neunmonatsvergleich knapp 6 Prozent weniger um als im Vorjahr. In Europa insgesamt lag das Minus bei 9,2 Prozent.

Da die verschiedenen Preisrunden von Geberit vom Vorjahr die Teuerung mittlerweile auffangen konnten und sich zuletzt die Rohmaterialpreise tendenziell seitwärts entwickelten, sank der Gewinn im Vergleich zum Umsatz unterproportional, was positiv auf die operative Marge durchschlug.

Operative Marge steigt deutlich
So verminderte sich der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA um 2,4 Prozent auf 749 Millionen Franken, wogegen die entsprechende Marge gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozentpunkte auf 31,3 Prozent anzog. Der Reingewinn sank gleichzeitig um 4,6 Prozent auf 516 Millionen Franken, belastet unter anderem von einem im Vorjahresvergleich negativeren Finanzergebnis.

Geberit zeigte sich mit Blick auf die Marge zufrieden mit dem Ergebnis. Angesichts des Umfelds und der rückläufigen Bauindustrie in Europa seien die Resultate «überzeugend» ausgefallen, heisst es. Dazu hätten operative Flexibilität, tiefere Energiepreise und das Preismanagement beigetragen.

Der bisherige Ausblick auf das Gesamtjahr 2023 wird mit Blick auf den Umsatz bestätigt. Demnach wird mit einem Umsatzrückgang in lokalen Währungen im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Die Prognose für die EBITDA-Marge wurde dagegen auf 29 bis 30 Prozent von bisher «rund 29 Prozent» erhöht.

Geberit sieht für die unmittelbare Zukunft insbesondere zwei spezifische Herausforderungen für die Sanitärindustrie: Vorzieheffekte aus dem Covid-bedingten Home-Improvement-Trend der letzten Jahre sowie die Verschiebung der Investitionen von Sanitär- zu Heizungslösungen, insbesondere Wärmepumpen.

Investoren hatten Freude an den Zahlen. Bei Handelsschluss notierten die Geberit-Aktien 9,5 Prozent höher bei 462,30 Franken. (awp/mc/ps)

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