Gegenläufige Entwicklungen auf dem Baumarkt

Gegenläufige Entwicklungen auf dem Baumarkt

Zürich – Die Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe gingen im dritten Quartal 2012 im Vergleich zum starken Vorjahresquartal nominell um 1,8% auf 5,5 Mrd. Franken zurück. Im Hochbau legten sie leicht zu (+2,1%); im Tiefbau sanken sie um 5.0%. Der Wohnungsbau erwies sich mit +3,6% als robust. Die Auftragseingänge gingen stark zurück (-9,2%). Die Bauvorhaben der Baufirmen für das laufende, vierte Quartal 2012 sind hingegen gleich hoch wie letztes Jahr (+0,3%). Dies geht aus der neusten Quartalsstatistik des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) hervor. Sie basiert auf einer Erhebung bei 1593 Baufirmen.

Im Bauhauptgewerbe zeigen sich gegenläufige Entwicklungen: Der Hochbau – getrieben vom Wohnungsbau – ist immer noch stark; der Tiefbau hingegen hat Einbussen zu verkraften. Auffallend ist die Divergenz vor allem beim Arbeitsvorrat: Im Hochbau lag er per Ende September um 12,0% höher als vor einem Jahr, im Tiefbau hingegen 5,6% tiefer. Bei den Auftragseingängen verzeichnete der Hochbau einen Rückgang um 7,3% und der Tiefbau um 11,0%. Allerdings war das Vergleichsjahr 2011 auch ein sehr starkes Tiefbaujahr.

Durchwachsene Aussichten
Zugpferd bleibt der Wohnungsbau, bei dem die Baufirmen an der Kapazitätsgrenze arbeiten. Die Auftragseingänge sanken hier zwar um 2,0%, der Arbeitsvorrat liegt aber 15,3% höher als vor einem Jahr. Die Kapazitäten werden in den nächsten Quartalen den Umsatz bestimmen; Aufträge sind genügend da. Im Tiefbau hingegen ist die zurückhaltende Investitionspolitik vieler Kantone angesichts drohender Budgetdefizite langsam spürbar. Für das laufende, vierte Quartal sind die Bauvorhaben im Tiefbau allerdings nur geringfügig kleiner als vor einem Jahr (-2,1%). Über alle Bausparten betrachtet blieb der Arbeitsvorrat konstant (+0,9%).

Widersprüchliche Signale beim Wirtschaftsbau
Der sich in den letzten zwei Quartalen abzeichnende Aufschwung beim Wirtschaftsbau verliert an Fahrt. Die Umsätze gingen leicht zurück (-2,4%) und die Auftragseingänge brachen um 20,4% ein. Immerhin: Der Arbeitsvorrat per Ende September ist grösser als vor einem Jahr (+7,3%). Dies gilt auch für die Bauvorhaben für das laufende Quartal (+7,9%). Damit scheint die Trendwende – seit 2008 schrumpfen die Umsätze – noch nicht ganz erreicht. Die zukünftige Entwicklung hängt mehr als bei anderen Baubereichen von der internationalen Entwicklung ab.

Stau beim Wohnungsbau
Die Zahl der im Bau befindlichen Wohnungen steigt und steigt. Mit 74‘040 erreichte sie gemäss Bundesamt für Statistik einen Wert, den man seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Entsprechend ist der Arbeitsvorrat der Baumeister beim Wohnungsbau gegenüber dem Vorjahr um 15,3% gestiegen. Die Umsätze indes stiegen nur um vergleichsweise bescheidene 3,6%. Auch die Bauvorhaben für das laufende Quartal sind nicht höher als vor einem Jahr (+0,6%). Es fehlt schlicht an Kapazitäten, die Aufträge abzuarbeiten. Die Umsätze hängen in erster Linie davon ab, wie viel gebaut werden kann. Ein entscheidender Faktor wird daher im bevorstehenden Winter die Witterung sein. Die stagnierenden Auftragseingänge (-2,0%) deuten aber auf eine längerfristige Konsolidierung hin. Die striktere Praxis der Banken bei der Hypothekenvergabe scheint zu wirken. Mittel- bis langfristig sind das verfügbare Bauland sowie die Kapazitätsengpässe im Bereich der Planung und Entwicklung limitierende Faktoren.
 
Schwächelnder Tiefbau
Die Umsätze im Tiefbau sanken gegenüber dem sehr starken Vorjahresquartal um 5,0%. Die Auftragseingänge gingen um 11,0% zurück, im öffentlichen Tiefbau gar um 17,0%. Im privaten Tiefbau – welcher in erster Linie vom Wohnungsbau abhängig ist – stiegen sie indes um 9,7%. Die Kantone sind in Folge mancherorts drohender Budgetdefizite vorsichtiger geworden bei den Investitionen. Zudem fehlen im Moment auf nationaler Ebene die ganz grossen Projekte. Die Bauvorhaben für das laufende, vierte Quartal deuten jedoch kurzfristig nicht auf einen eigentlichen Einbruch im Tiefbau hin (-2,1%). Angesichts der bestehenden und sich abzeichnenden Kapazitätsengpässe bei der Verkehrsinfrastruktur bleiben die langfristigen Aussichten sowieso gut.

Rückläufige Beschäftigung
Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten im Bauhauptgewerbe per Ende September sank gegenüber dem letzten Jahr um 2,0%. Auffallend ist der starke Rückgang beim technisch-betriebswirtschaftlichen Personal (-6,1%). Immerhin: Die Zahl ist nicht kleiner als vor drei Jahren. Dennoch spiegelt sich im Rückgang die schwierige Suche nach geeigneten Fach- und Führungskräften, allen voran nach Bauführern. Trotz hoher Nachfrage seitens der Baufirmen steigt ihre Zahl nicht.

Die Konjunktur- und Beschäftigtenzahlen wurden mittels Hochrechnung ermittelt. Dank der hohen Abdeckungsquote von 61.3% (Beschäftigungszahlen) resp. 54,7% (Konjunkturdaten) – gemessen an der SUVA-Lohnsumme im Bauhauptgewerbe, welche alle Betriebe umfasst –  ist die Aussagekraft der Konjunkturdaten hoch. Da das Bauhauptgewerbe starken saisonalen Schwankungen unterliegt, werden jeweils die Quartale des Vorjahres als Vergleichsgrösse herangezogen. (Schweiz. Baumeisterverband/mc/pg)

Schweizerischer Baumeisterverband

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