Geschäftslage kühlt sich ab – das Verarbeitende Gewerbe beginnt zu schwächeln

Geschäftslage kühlt sich ab – das Verarbeitende Gewerbe beginnt zu schwächeln
(Adobe Stock)

Zürich – Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft, der aus den KOF Konjunkturumfragen berechnet wird, ist im Oktober deutlich gesunken. Die Lage der Unternehmen ist zwar weiterhin vorwiegend gut. Allerdings war der Geschäftslageindikator zuletzt im Juni 2021 auf einem niedrigeren Stand als derzeit. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe sind die Anzeichen für ein Abflauen der Geschäftstätigkeit unübersehbar. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfragen von Oktober.

Der wirtschaftliche Schub durch die Lockerung der Corona-Schutzmassnahmen läuft aus. Denn gerade auch in den Wirtschaftsbereichen, die von diesem Schub profitiert haben, kühlt sich die Geschäftslage ab: im Gastgewerbe und im Dienstleistungsbereich. Aber auch in fast allen anderen befragten Wirtschaftsbereichen gibt der Geschäftslageindikator im Oktober nach: bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im Grosshandel, abermals im Verarbeitenden Gewerbe, leicht im Detailhandel sowie im Projektierungsbereich. Einzig im Baugewerbe ist die Entwicklung leicht positiv.

Fast alle Wirtschaftsbereiche planen Preise zu erhöhen
Die Tendenz der Unternehmen ihre Preise anzuheben hat sich auf breiter Front deutlich verstärkt. Jüngst hat der Preisauftrieb vor allem im Gastgewerbe, bei den Dienstleistern und im Verarbeitenden Gewerbe nochmals zugenommen.

Entspannung beim Mangel an Vorprodukten
Fehlende Materialien und Vorprodukte sind für die Unternehmen zwar weiterhin ein Problem, es ist aber eine leichte Entspannung erkennbar. Der Grosshandel erwartet weniger häufig als bisher steigende Lieferfristen. Das Verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe melden zudem nicht mehr ganz so häufig einen Mangel an Materialien und Vorprodukten. Im Baugewerbe hat ein anderer Mangel seit einigen Monaten höheres Gewicht erhalten: der Personalmangel.

Im Branchendurchschnitt rechnen die Unternehmen mit einem Lohnplus von 2.4%
Die KOF hat in ihre regulären Konjunkturumfragen seit Juli dieses Jahres Fragen zu den Erwartungen der Firmen über die Lohnentwicklung im eigenen Unternehmen und zur Inflationsentwicklung (des Konsumentenpreisindex) aufgenommen. Diese Fragen werden alle drei Monate erneut gestellt, im Oktober somit zum zweiten Mal. Die Ergebnisse sind noch als experimentell und daher vorläufig anzusehen. Gegenüber der Juli-Umfrage wurden die Erwartungen bezüglich der Bruttolohnentwicklung in den kommenden 12 Monaten minimal angehoben. Im Durchschnitt aller Branchen wird mit einem Lohnplus von 2.4% gerechnet (Juli 2.3%).

Verarbeitendes Gewerbe verliert an Schwung – Gegenwind im Auslandsgeschäft
Im Verarbeitenden Gewerbe sinkt der Geschäftslageindikator bereits den vierten Monat in Folge. Sowohl die export- als auch die binnenorientierten Unternehmen stufen ihre momentane Geschäftslage als weniger günstig ein als bis anhin. Es werden nun jedoch vor allem die Bestände an Auslandsaufträgen als eher unbefriedigend erachtet. Schleifspuren hinterlässt inzwischen wohl auch der Franken-Wechselkurs: die Wettbewerbsposition in den Auslandsmärkten ist unter Druck geraten.

In die Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen vom Oktoberi 2022 sind die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 58%. (KOF/mc/pg)

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