Glencore erhöht in letzter Minute Angebot für Xstrata

Glencore erhöht in letzter Minute Angebot für Xstrata

Zug – In das Pokerspiel um die Übernahme des Bergbaukonzerns Xstrata durch den weltgrössten Rohstoffhändler Glencore ist in letzter Minute Bewegung gekommen. Am Freitag stockte Glencore sein Angebot um 9% auf rund 35 Mrd USD auf und wendete damit das bereits erwartete Scheitern des Zusammenschlusses ab. Glencore ging mit der neuen Offerte auf wichtige Grossaktionäre von Xstrata zu, die damit gedroht hatten, die Übernahme zu blockieren.

Die Aktionäre beider Unternehmen waren bereits zu den entscheidenden Treffen zusammengekommen, um über die alte Offerte zu entscheiden. Sie wurden kurz nach dem Beginn unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt. Nun soll ein neuer Termin gefunden werden, an dem die Aktionäre über das neue Angebot entscheiden können. «Wir konnten Ihnen leider keine Vorwarnung geben», sagte Glencore-Verwaltungsratschef Simon Murray. «Ich bitte um Entschuldigung, dass wir Sie hier unter nahezu falschen Vorzeichen haben zusammenkommen lassen.»

Glencore will die ganze Macht
Glencore will nach Xstrata-Angaben nun 3,05 eigene Aktien je Anteil des schweizerisch-britischen Bergbaukonzerns bieten, bislang wollten sie nur 2,8 Aktien bezahlen. Der Rohstoffhändler ist bereits seit langem zu 34% an Xstrata beteiligt. Xstrata betonte in der Mitteilung, dass es sich bei der neuen Offerte noch nicht um ein festes Angebot handele. Es könne noch Änderungen geben. Xstrata-Aktien legten bis zum frühen Nachmittag gut 8% zu, Glencore-Papiere verloren rund 4%.

Im Gegenzug für das höhere Angebot will Glencore nun die komplette Macht über Xstrata. Der Konzern änderte den Status des Geschäfts. Aus der bislang offiziell als «Zusammenschluss unter Gleichen» bezeichneten Transaktion soll nun auch formal eine Übernahme werden. Zudem reklamiert Glencore-Chef Ivan Glasenberg die Führungsposition für sich. Bislang war diese Rolle für Xstrata-Chef Mick Davis vorgesehen.

Nächtliche Verhandlungen beenden Stillstand
Dem neuen Angebot waren nächtliche Verhandlungen mit dem Grossaktionäre Katar vorausgegangen. Allen voran hatte das Emirat Katar die bisherige Offerte als zu niedrig zurückgewiesen. Die staatseigene Qatar Holding – die erst nach dem Übernahmeangebot von Glencore im Februar ihren Anteil an Xstrata von 3 auf 12% erhöht hatte – verlangte zuletzt 3,25 Aktien pro Xstrata-Anteilsschein.

Um die Übernahme zu blockieren, benötigen die Gegner bei der Xstrata-Generalversammlung gerade einmal 16,48% der Stimmen. Nach dem massgeblichen britischen Recht darf nämlich Glencore selbst mit den bereits von ihm kontrollierten Aktien bei der Übernahmeentscheidung nicht mitstimmen. Da neben Katar auch andere wichtige Aktionäre wie Fonds einen höheren Preis forderten, war der Anteil der skeptischen Aktionäre zuletzt bereits nahe an der kritischen Schwelle.

Katar entscheidend
Dennoch hatte Glencore sich lange geweigert, das Angebot vom Februar aufzustocken. Noch im August hatte Glasenberg betont, dass ein Scheitern nicht das Ende der Welt sei. Es gehe «nicht um einen Deal, den man unbedingt machen muss». Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus mit der Situation vertrauten Kreisen erfuhr, soll Xstrata-Chef Mick Davis zuletzt noch einmal bei dem wichtigsten Grossaktionär Katar und bei Glasenberg für eine Einigung geworben haben.

Der bislang ebenfalls skeptische Vermögensverwalter Standard Life, der 1,42% von Xstrata besitzt, kündigte unterdessen bereits an, das neue Angebot anzunehmen. Offen blieb zunächst, ob Katar das höhere Angebot akzeptiert. Die Qatar Holding schaltet sich gern in laufende Übernahmeversuche ein. So spielte sie etwa bei der Fusion von VW und Porsche ein wichtige Rolle. Auch bei der Übernahme des Baukonzerns Hochtief durch den spanischen Konkurrenten ACS stiegen die Katarer in die Schlacht ein, als sie auf einmal massiv Hochtief-Aktien kauften.

Rohstoff-Boom neigt sich dem Ende zu
Der Druck auf alle Seiten ist bei dem Rohstoffdeal hoch. Manche Beobachter sehen in dem laufenden Übernahmeversuch bereits auf absehbare Zeit die letzte Chance für einen grossen Zusammenschluss. Denn in der Branche wachsen die Befürchtungen, dass sich der jahrelange Rohstoff-Boom angesichts der sich weltweit eintrübenden Wirtschaftsaussichten einem Ende nähert. Die Bergbauunternehmen meldeten zuletzt bereits kräftige Gewinnrückgänge. In einem solchen Umfeld sind Grossübernahmen nicht mehr besonders attraktiv.

Mit der Übernahme von Xstrata durch Glencore soll eine Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von fast 210 Mrd USD entstehen. Gemeinsam würden die beiden Unternehmen die gesamte Kette der Wertschöpfung von der Förderung über den Transport bis zum Verkauf von Bodenschätzen unter einem Dach vereinen und damit über eine entsprechende Marktmacht verfügen. Beide Konzerne haben vor allem aus steuerlichen Gründen ihren Hauptsitz nur wenige Kilometer voneinander entfernt im Kanton Zug. (awp/mc/pg)

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