Huber+Suhner wächst schneller als erwartet – Devestition drückt Gewinn

Zürich – Die in der elektrischen und optischen Verbindungstechnik aktive Huber+Suhner (H+S) hat im ersten Halbjahr 2017 den Umsatz gesteigert. Dazu trugen die beiden Zielmärkte Kommunikation und Industrie bei, während der Bereich Transport vom Bahngeschäft gebremst wurde. Der Gewinn ging dagegen markant zurück, wofür insbesondere der Produktemix, Kosten aus der vor kurzem bekanntgegebenen Devestition im Bahngeschäft sowie Investitionen in künftiges Wachstum verantwortlich gemacht werden. In Marktkreisen wird der Gewinnrückgang als Enttäuschung empfunden, entsprechend stark steht die Aktie unter Druck.

Der Umsatz erhöhte sich um 7,7% auf 410,7 Mio CHF, organisch, das heisst ohne Währungs- und Kupfereinfluss (+0,3%) sowie Portfolioeffekte (+2,2%), ergab sich ein Plus von 5,2%. Der Auftragseingang stieg gleichzeitig um 9,5% auf 425,1 Mio CHF, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Wegen des Gewinnrückgangs bezeichnet der seit April als CEO amtende Urs Ryffel das Ergebnis an einer Medienkonferenz als «gemischt». So nahm der EBIT markant um knapp 22% auf 32,8 Mio CHF ab, während die EBIT-Marge um 3 Prozentpunkte auf 8,0% zurückfiel. Sie liegt damit nur noch knapp innerhalb des im Frühjahr neu formulierten Zielbandes von 8 bis 10%. Der Reingewinn reduzierte sich um über 27% auf 23,9 Mio.

Tiefmargiges Geschäft wächst überdurchschnittlich
Den Rückgang des operativen Gewinns begründet Ryffel mit Investitionen in die Zukunft, Kosten im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus dem europäischen Build-to-print-Bahnkabelsystemgeschäft und einem ungünstigen Produktmix. «Gewachsen sind wir insbesondere mit Grossprojekten im Kommunikations- und Bahnmarkt mit tieferer Marge», erklärte er dazu. Dies liess die Marge in der Sparte Fiberoptik um über 5 Prozentpunkte purzeln. Und der Druck auf die Margen in diesem Bereich werde auch weiterhin anhalten, fügte er an.

Als Beispiel für ein «gewichtiges, einmaliges Grossprojekt» in dieser Sparte führt er den Ausbau der Mobilfunknetze auf LTE-Standard in Indien an. Positiv streicht Ryffel hervor, dass innerhalb der Fiberoptik das im vergangenen Jahr übernommene US-Unternehmen Polatis die Produktionskapazitäten habe verdoppeln müssen. Wachstumspotential sieht er weiter in den Investitionen in die Rechenzentren als Folge der Zunahme der Datenströme.

Von den drei Sparten wuchs die grösste, Fiberoptics, mit einem Umsatzplus von gut 18% auf 186,4 Mio CHF am stärksten. Die EBIT-Marge ging dagegen wie erwähnt um über 5 Prozentpunkte auf 8,7% zurück. Der Geschäftsbereich Hochfrequenz erwirtschaftete ein Umsatzwachstum von 7,0% auf 118,1 Mio bei einer gegenüber dem Vorjahr um 80 Basispunkten verringerten EBIT-Marge von 13,1%.

Niederfrequenz sollte Talsohle durchschritten haben
Schwach abgeschnitten hat vor allem der kleinste Bereich Niederfrequenz, welcher nur eine schwarze Null schrieb. Die Profitabilität wurde insbesondere vom Kabelsystemgeschäft mit Bahnkunden in Europa belastet. In dieser Sparte sieht CEO Urs Ryffel aber Zeichen der Verbesserung. «Wir hoffen, dass wir hier das Schlimmste hinter uns haben», sagte er am Rand der Veranstaltung gegenüber AWP. Ein Lebenszeichen sei hier sicherlich der gestiegene Auftragseingang im Bahnenmarkt in Asien. Er verwies aber auch auf die Strukturanpassungen, welche im zweiten Semester einen positiven Einfluss haben sollten.

Für das Gesamtjahr 2017 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von rund 5%, dies bei stabiler Währungssituation, sowie einer EBIT-Marge in der unteren Hälfte des neuen Zielbands von 8 bis 10%. Ryffel geht davon aus, dass dank der positiven Signale aus dem Bahnmarkt hier der Weg zurück auf den Wachstumspfad gefunden werde. Überdies zeigt er sich «felsenfest davon überzeugt», dass gewisse Märkte von Huber+Suhner eine gute Zukunft hätten.

An der Börse büssten die Aktien von H+S bis Börsenschluss 9,6% auf 60,55 CHF ein. (awp/mc/upd/ps)

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