Johnson&Johnson übernimmt Actelion für 30 Mrd USD

Johnson&Johnson übernimmt Actelion für 30 Mrd USD
Jean-Paul Clozel, ehemaliger Actelion-CEO. (Copyright: Actelion)

Allschwil – Nach monatelangen Verhandlungen wird die Übernahme des Allschwiler Biopharmaunternehmens Actelion durch Johnson&Johnson (J&J) nun Tatsache. Der US-Konzern hat den Actelion-Aktionären ein Übernahmeangebot von 280 USD je Aktie gemacht, was einem Kaufpreis für das Unternehmen von insgesamt 30 Mrd USD entspricht. Ausserdem werden die Forschung- und Entwicklungsaktivitäten in ein börsenkotiertes Unternehmen unter Führung von CEO Jean-Paul Clozel abgespalten.

Die am Donnerstag erfolgte Kaufofferte für die auf die Behandlung der Krankheit Lungenbluthochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH) spezialisierte Actelion war keine Überraschung. Erste Gespräche hatten die Unternehmen bereits Ende November 2016 bestätigt. Nach einem Verhandlungsabbruch und Spekulationen über ein Gegenangebot des französischen Sanofi-Konzerns verpflichteten sich die Parteien dann am 21. Dezember offiziell zu «exklusiven Gesprächen».

Sowohl Actelion-CEO Clozel wie auch die Vertreter von J&J zeigten sich vor den Medien in Allschwil zufrieden mit der Vereinbarung. Für den US-Konzern ist das hochprofitable Actelion-Geschäft «komplementär» zu seinen bestehenden Aktivitäten. J&J will den Actelion-Hauptsitz in der Schweiz aufrechterhalten. Überschneidungen, aber auch Möglichkeiten für Synergien gebe es kaum, meinte J&J-Vertreter Paul Stoffels.

Aktionäre erhalten auch Aktien für neue Gesellschaft
Wie bereits aus den Übernahmeverhandlungen durchgesickert war, wird die vorklinischen Forschung sowie die klinischen Pipeline («R&D New Co») in eine neue Gesellschaft unter der Führung von Actelion-Mitgründer und CEO Jean-Paul Clozel abgespalten, die an der Schweizer Börse SIX kotiert sein wird. Ausgenommen davon sind das MS-Präparat Ponesimod und das Antibiotikum Cadazolid. Die Actelion-Aktionäre sollen Aktien der «R&D New Co» in Form einer Sachdividende erhalten.

Die Vereinbarung einer Akquisition mit gleichzeitigem Forschungs-Spin-off bezeichnete Clozel als äussert interessantes Modell. Denn Actelion habe über die Jahre neben dem PAH-Geschäft auch eine «einmalige Medikamentenentdeckungs-Maschine» aufgebaut. Für diese hätte es gemäss den Befürchtungen des Actelion-CEO bei einer Integration in den grossen Johnson&Johnson-Konzern wegen Überlappungen keinen Platz gegeben.

Rund 600 Personen in neuem Unternehmen
Die neue Forschungs-Gesellschaft kann mit Mitteln von 1 Mrd CHF starten. Zudem werde sie bereits Einnahmen aus Lizenzgebühren für Ponesimod und Cadazolid erhalten. Laut Clozel wird sie 600 bis 700 Personen der heute rund 2’500 Mitarbeitenden von Actelion umfassen.

An der neuen Gesellschaft wird der J&J beteiligt bleiben. So umfasst die Vereinbarung ein Wandeldarlehen des US-Konzerns an der «R&D New Co». Eine erste Tranche wird nach dem Vollzug der Abspaltungstransaktion gewandelt und führt dazu, dass J&J einen Anteil von 16% halten wird. J&J will während der kommenden fünf Jahre grundsätzlich einen Anteil von 32% nicht überschreiten.

Hoher Kursaufschlag
Die Actelion-Aktionäre erhalten mit dem offerierten Preis von 280 USD einen Aufschlag von 46% gegenüber dem Durchschnittskurs der Actelion-Aktie vor der Voranmeldung des Kaufangebots (191,20 CHF). Noch grösser ist der Aufschlag mit Sicht auf den Kurs vor Jahresfrist: Anfang 2016 hatte die Actelion-Aktie noch bei knapp 139 CHF notiert.

Die Angebotsfrist soll voraussichtlich vom 3. März bis zum 30. März dauern. Die Actelion-Aktionäre sollen an einer ausserordentlichen Generalversammlung im zweiten Quartal 2017 über die Fusion befinden. Clozel rechnet nach eigenen Angaben mit dem Vollzug der Transaktion und dem Start des neuen Unternehmens an der Schweizer Börse SIX etwa im Juni dieses Jahres.

Aktie steigt um 20%
An der Schweizer Börse legte die Actelion-Aktie am Donnerstag um 19% auf 271,60 CHF in die Nähe des Übernahmepreises zu. Am Markt gehen die Kommentatoren allgemein von einem Zustandekommen der Transaktion aus. Ein Gegenangebot sei auch angesichts des hohen Kaufpreises wenig wahrscheinlich, meint etwa die ZKB-Analystin. (awp/mc/upd/pg)

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