KOF rechnet für 2018 mit BIP-Wachstum von 2,3%

KOF rechnet für 2018 mit BIP-Wachstum von 2,3%
(Foto: Valerie Potapova - Fotolia)

Zürich – Die Schweizer Wirtschaft wächst, und zwar ziemlich robust. Die KOF rechnet für 2018 mit einem BIP-Zuwachs von 2.3%. Die Konjunkturentwicklung dürfte sich 2019 leicht abgeschwächt fortsetzen. Die Arbeitslosenquote wird etwas sinken, die Preise steigen erst allmählich wieder an.

Die Weltproduktion expandierte zu Jahresbeginn 2018 deutlich weniger kräftig als noch im Jahr 2017. Nachdem die Weltproduktion im vergangenen Jahr einen konjunkturellen Höhepunkt erreicht hatte, setzte einerseits die erwartete Abflachung der Konjunkturentwicklung ein. Andererseits wurde die Konjunkturentwicklung durch Sondereffekte gedämpft, wie etwa das negative Wachstum des Staatskonsums in Deutschland aufgrund der langwierigen Regierungsbildung. In diesem und den kommenden Quartalen werden die Sondereffekte wegfallen und die globale konjunkturelle Dynamik dürfte in der Folge noch einmal etwas zulegen.

Die US-Steuerreform könnte dabei stimulierende Effekte entfalten. Allerdings wird die hohe Dynamik des Jahres 2017 nicht mehr erreicht werden, angesichts einer graduell zunehmenden Überauslastung der weltweiten Produktionskapazitäten sowie einer schrittweise weniger expansiv ausgerichteten Geldpolitik. Für den Euroraum erwartet die KOF auch im zweiten Quartal 2018 eine weiterhin etwas gedämpfte Konjunkturentwicklung. Der Ölpreis setzte seinen Aufwärtstrend im Frühjahr 2018 fort. Ein hieraus resultierender Anstieg der Energiepreise dürfte die weltweite Teuerung kurzfristig anschieben. So prognostiziert die KOF für den Euroraum einen Anstieg der Inflation auf rund 2% in den kommenden Monaten.

Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und der EU erhöht die Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung. Hieraus dürften je nach Eskalationsstufe negative Effekte auf den internationalen Handel und die Investitionen resultieren. Ein weiteres Prognoserisiko ergibt sich aus den jüngsten politischen Entwicklungen in Italien. Ein Wiederaufflammen der Eurokrise stellt ein erhebliches Abwärtsrisiko für den globalen, insbesondere aber den europäischen Wirtschaftsgang dar.

Positive Entwicklung in der Schweiz
Die Schweiz verzeichnet seit einem Jahr eine ansehnliche Wirtschaftsentwicklung. Einige Indikatoren für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung – wie etwa das KOF Konjunkturbarometer – stagnierten zwar jüngst oder gingen zurück; die Auftragsbücher der Unternehmen sind aber weiterhin gut gefüllt. Der Aufschwung sollte somit noch nicht zu einem Ende gekommen sein und die KOF rechnet mit Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2.3% in diesem Jahr, wobei die Lizenzeinnahmen aus Sportevents die Zunahme etwas nach oben verzerren (siehe auch Kasten). Die Zeichen für die nähere Zukunft deuten auf eine etwas weniger starke Expansion hin, so rechnet die KOF für 2019 mit einem BIP-Wachstum von 1.9%. Das Pro-Kopf-Wachstum fällt nach nunmehr drei Jahren Stagnation sowohl in diesem (1.4%) wie im nächsten Jahr (0.9%) positiv aus.

Die Talsohle nach der Frankenaufwertung hat die Schweizer Wirtschaft vor mehr als einem Jahr durchschritten. Dank der nun wieder gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Firmen und der verbesserten Konjunkturlage in Europa konnten im vergangenen Jahr die exportorientierten Industriebranchen expandieren. Das Erstarken des Euro seit Mitte 2017 erlaubte sogar eine Ausweitung der Margen. Die Schrumpfung der Industrie ist zwar wohl vorerst beendet, für die Bauwirtschaft sieht die Zukunft etwas weniger günstig aus. Diese Branche gedeiht seit Jahren recht gut, das heutige Aktivitätsniveau lässt sich aber schwerlich weiter erhöhen.

Die stärksten Impulse für die Konjunkturentwicklung erwartet die KOF von den Dienstleistungen, insbesondere der Versicherungsbranche. Das Gastgewerbe, in den letzten Jahren ein Sorgenkind der schweizerischen Wirtschaft, ist inzwischen auf einen Expansionspfad zurückgekehrt. Für die Prognoseperiode schätzt die KOF die Entwicklung weiterhin positiv ein. Ohne eine erneute Aufwertung des Frankens sorgt die gegenüber dem Ausland geringere Teuerung sogar für eine Stärkung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit.

Rückgang der Arbeitslosigkeit, aber statistisch überzeichnet
Auf dem Arbeitsmarkt schlägt sich die allgemeine Wirtschaftsentwicklung erst verzögert nieder. Die Zahl der Arbeitslosen geht bereits seit 2016 langsam zurück, in der jüngsten Zeit verstärkte sich dieser Rückgang sogar. In den Monaten März bis Mai dieses Jahres wurde der Rückgang der Anzahl der registrierten Arbeitslosen jedoch durch Umstellungen in der Erfassung überzeichnet. Die Zahl der Beschäftigten hat verstärkt zugenommen, was ein Indiz für eine grössere Zuversicht der Unternehmen hinsichtlich der konjunkturellen Situation ist. Die Arbeitslosenquote gemäss International Labour Organization (ILO) liegt dieses Jahr bei 4.5%, im nächsten Jahr bei 4.3%.

Trotz der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt steigen die Löhne nur langsam. Im vergangenen Jahr erhöhten sie sich im Ausmass der Teuerung, was auch für das laufende Jahr zu erwarten ist. Erst im nächsten Jahr werden die Arbeitnehmer zusätzlich an der Produktivitätszunahme teilhaben. Die momentan leicht höhere Inflation wird vor allem durch höhere Erdölpreise verursacht. Eine restriktive Geldpolitik drängt sich somit nicht auf. Die KOF rechnet deswegen mit einem weiterhin tiefen Zinsniveau bzw. negativen Kurzfristzinsen.

Verbessertes Investitionsklima
Die Investitionsneigung hat mit der besseren Wirtschaftslage zugenommen, von einem ausgeprägten Investitionsboom kann aber in unserer Prognose nicht die Rede sein. In den letzten Jahren und auch dieses Jahr wurden bzw. werden die Schwankungen der Ausrüstungsinvestitionen insbesondere durch Investitionen in Luft- und Schienenfahrzeuge dominiert. Diese bewirken grosse Änderungsraten von Quartal zu Quartal. In der Prognoseperiode wird dieser Effekt nach jetzigem Kenntnisstand kleiner ausfallen.

Internationale Sportanlässe 2018 und 2020 überlagern Konjunkturentwicklung
Die Einnahmen der in der Schweiz ansässigen internationalen Sportverbände aus grossen internationalen Sportanlässen werden in diesem Jahr wieder stark zunehmen. Die Olympischen Winterspiele in Südkorea und vor allem die Fussballweltmeisterschaft in Russland generieren sehr hohe Lizenzeinnahmen, die zum Teil der schweizerischen Wertschöpfung zugerechnet werden. Die KOF rechnet mit einer vergleichbaren Grössenordnung dieser Einnahmen wie vor vier Jahren, als beide Grossanlässe das letzte Mal stattfanden. Erst 2020 finden wieder vergleichbare Grossanlässe statt. In der vorigen Prognose hatte die KOF den Effekt leicht höher eingeschätzt. Die Grössenordnung der Einnahmen aus Fernsehlizenzen der Sportverbände sind weitgehend bekannt. Wie viel davon durch erhöhte Vorleistungsbezüge aus dem Ausland kompensiert wird, ist schwieriger vorauszusagen. (KOF/mc/pg)

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