KOF senkt Prognose für das BIP-Wachstum 2019 von 1.6% auf 1.0%

KOF senkt Prognose für das BIP-Wachstum 2019 von 1.6% auf 1.0%
(Foto: Valerie Potapova - Fotolia)

Zürich – Unsicherheit durch den Brexit, wirtschaftliche Abkühlung in China, Abschwung im Euroraum: Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einem schwierigen Umfeld. Die KOF senkt ihre Prognose für das BIP-Wachstum im Jahr 2019 von 1.6% auf 1.0%. Die Erwartungen exportorientierter Unternehmen haben sich verschlechtert. Die Reallöhne dürften auch dieses Jahr nur schwach zunehmen, die Arbeitslosigkeit hingegen konstant tief bleiben. 2020 bleibt das prognostizierte Wachstum mit 2.1% praktisch unverändert.

Die internationalen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Im Euroraum ist im ersten Halbjahr dieses Jahres mit einer relativ schwachen konjunkturellen Dynamik zu rechnen. Für das ganze Jahr 2019 prognostiziert die KOF dem Euroraum ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0.9%, im Jahr 2020 von 1.4%. Auch in China dürfte sich die wirtschaftliche Abkühlung fortsetzen. Der Ausblick für die USA ist weiterhin solide, doch die teilweise Stilllegung der amerikanischen Bundesregierung hat der Wirtschaft im ersten Quartal 2019 einen empfindlichen Dämpfer versetzt.

Nach der kräftigen Ausweitung des US-amerikanischen BIP um 2.9% im Jahr 2018 rechnet die KOF für dieses Jahr mit einem Plus von 2.4%. Die Konjunktur im Vereinigten Königreich war letztes Jahr vom drohenden Brexit geprägt. Die gesamtwirtschaftliche Produktion stieg um 1.4% und damit deutlich weniger stark als in den Vorjahren. Dieses Jahr wird ein BIP-Zuwachs von 1.1% erwartet.

Exporte in das Vereinigte Königreich sinken stark
Das Schweizer BIP ist 2018 preisbereinigt um 2.5% gewachsen und damit deutlich stärker als in den drei Jahren zuvor. Die Schweizer Gesamtexporte haben 2018 um 3.4% zugenommen. Allein im 4. Quartal 2018 stiegen sie nach einem starken Rückgang im Vorquartal kräftig um 12%. Positive Wachstumsimpulse lieferte aber fast ausschliesslich die pharmazeutische Industrie. Die Ausfuhren der übrigen Warenkategorien entwickelten sich seitwärts, wenn auch insgesamt auf einem hohen Niveau.

Pharma-Exporte zu einem Grossteil in die Niederlande
Die Exporte in das Vereinigte Königreich sanken im letzten Jahr um satte 23%. So wurde ein Grossteil der Ausfuhren von pharmazeutischen Produkten nicht mehr in das Vereinigte Königreich, sondern in die Niederlande geliefert. Die konjunkturelle Eintrübung in den wichtigen Absatzmärkten der Schweizer Industrie erschwert die Lage für die inländischen Exporteure. Die Erwartungen der exportorientierten Schweizer Unternehmen haben sich im vierten Quartal 2018 nochmals verschlechtert. Auch der Schweizer Bausektor hat in der zweiten Jahreshälfte 2018 deutlich an Dynamik verloren, der private Konsum entwickelte sich ebenfalls schwach.

Vor diesem Hintergrund rechnet die KOF 2019 neu mit einem Wachstum des BIP von rund 1% (letzte Prognose: 1.6%). Für das Jahr 2020 bleibt die BIP-Prognose unverändert bei 2.1%. Die Warenexporte dürften sich im ersten Halbjahr 2019 nur schwach entwickeln. Erst im zweiten Halbjahr ist mit einer anziehenden Exportentwicklung zu rechnen. Die Abkühlung der Weltwirtschaft wirkt sich auch dämpfend auf die ausländische Tourismusnachfrage aus. Bereits im vierten Quartal 2018 war eine Abschwächung bei den Logiernächten der ausländischen Touristen in der Schweiz zu erkennen. Bei den Bauinvestitionen erwartet die KOF 2019 eine Stagnation. Die realen Wohnbauinvestitionen dürften um 3% zurückgehen, vor allem wegen der Überproduktion, die zu zunehmenden Leerständen geführt hat. Der private Konsum wächst dieses Jahr gemäss Prognose nur schwach um 0.8%.

Reallöhne wachsen um bescheidene 0.4 Prozent
Auf die Schweizer Angestellten kommen eher unerfreuliche Entwicklungen zu. Zieht man die Teuerung ab, sind die Löhne in der Schweiz in den letzten zwei Jahren geschrumpft. Gemäss Prognose setzt sich die schwache Reallohnentwicklung auch im laufenden Jahr fort. Die KOF rechnet mit einem Wachstum des Schweizerischen Lohnindex um 0.9%. Nach Abzug der Inflation von 0.5% bleibt ein bescheidenes Reallohnwachstum von 0.4%, was auch auf den privaten Konsum drücken wird. 2020 dürften ebenfalls keine grossen Reallohnzuwächse resultieren.

Nachlassende Dynamik schägt auf den Arbeitsmarkt durch
Auch die Arbeitsmarktaussichten haben sich merklich eingetrübt. Das liegt vor allem an der nachlassenden Dynamik der Weltwirtschaft. Im ersten Quartal 2019 dürfte das Stellenwachstum mit rund 1% annualisiert noch vergleichsweise ansehnlich ausfallen. Danach wird die Dynamik während einigen Quartalen aber zurückgehen. Insgesamt resultiert daraus für dieses Jahr ein Anstieg der vollzeitäquivalenten Beschäftigung von 0.7%, was leicht unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Die Zahl der Erwerbstätigen wächst um 0.8%. 2020 erholt sich die Wachstumsdynamik etwas. Die Arbeitslosigkeit hat sich letztes Jahr gemäss der International Labour Organization (ILO) merklich zurückgebildet und sank im Jahresdurchschnitt auf 4.6%. Die KOF geht davon aus, dass die Quote in diesem und im nächsten Jahr bei 4.2% verharren wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den ersten positiven Zinsschritt seit 2011 weiter aufgeschoben. Da kaum zu erwarten ist, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Leitzinsen vor der EZB anhebt, werden die Zinsen in der Schweiz voraussichtlich noch mindestens ein Jahr auf dem heutigen Niveau verbleiben. Die aktuellen Negativ- und Niedrigzinsen sind zwar nicht unproblematisch für die Kapitalallokation. Die Risiken einer Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro dürften aus Sicht der SNB jedoch höher wiegen. Die KOF geht darum für die Prognoseperiode von einem unveränderten Wechselkurs gegenüber dem Euro von 1.13 Franken aus. (KOF/mc/pg)

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