Lohnrunde 2014: Gewerkschaftsbund fordert 1,5 bis 2% mehr Lohn

Lohnrunde 2014: Gewerkschaftsbund fordert 1,5 bis 2% mehr Lohn

SGB-Präsident Paul Rechsteiner.

Bern – Während die Wirtschaft über die schwache Auslandskonjunktur klagt, sieht der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) Spielraum für Lohnerhöhungen: Das Geld dazu sei vorhanden. Nach Branchen abgestuft, fordert der Gewerkschaftsbund 1,5 bis 2% mehr Lohn.

Grosse Teile der Schweizer Wirtschaft liefen gut, teilweise sehr gut, sagte SGB-Präsident Paul Rechsteiner an der Pressekonferenz vom Montag in Bern. Gemessen am BIP-Wachstum habe die Schweiz in den letzten Jahren die grosse Mehrheit der übrigen Industrieländer hinter sich gelassen, konkretisierte SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Die Löhne hätten mit der positiven wirtschaftlichen Entwicklung jedoch nicht Schritt gehalten. Während die hohen Einkommen in den letzten zehn Jahren unverhältnismässig stark zugelegt hätten, seien die Zuwachsraten bei den tiefen und mittleren Einkommen bescheiden geblieben, sagte Rechsteiner. Vor allem Berufsleute mit Lehre seien leer ausgegangen.

«Das verfügbare zusätzliche Einkommen stieg einzig bei den hohen und höchsten Einkommen stark an», sagte Rechsteiner. Der durchschnittliche Arbeitnehmer habe nach Abzug der Teuerung Ende des letzten Jahrzehnts sogar weniger verdient als im Jahr 2002. Höhere Wohnkosten und Krankenkassenprämien hätten das verfügbare Einkommen zusätzlich geschmälert.

Mindestlöhne anheben
Die Gewerkschafter erachten Lohnerhöhungen in fixen Frankenbeträgen als bestes Mittel, um diese Entwicklung zu korrigieren. Die Unia fordert deshalb für einen Grossteil der Branchen eine generelle Aufstockung um monatlich 80 bis 100 CHF. Niedrige Mindestlöhne in Gesamtarbeitsverträgen sollen ausserdem überproportional angehoben werden, sagte Vania Alleva, Co-Präsidentin der Gewerkschaft. Die Lohnerhöhungen müssten zudem generell erfolgen, sagte Rechsteiner. Die Erfahrung habe gezeigt, dass bei individuellen Lohnrunden viele mit tiefem und mittlerem Einkommen leer ausgingen, während sich die Kader selbst die grössten Lohnerhöhungen und Boni gewährten.

Besonderen Handlungsbedarf sehen die Gewerkschafter ausserdem bei den Löhnen der Frauen. Im privaten Sektor verdienten Frauen bei gleicher Arbeit monatlich durchschnittlich 677 CHF weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Diskriminierung solle durch eine gezielte Anhebung der Frauenlöhne behoben werden, sagte Alleva.

Baubranche: 80 CHF mehr
Die Gewerkschafter stuften ihre Forderungen nach Branche ab: Für die boomende Baubranche fordert die Unia eine generelle Lohnerhöhung um 80 CHF. Dies entspreche einer Reallohnerhöhung von rund 1,5% auf den Durchschnittslöhnen und knapp 2% auf den tiefsten Mindestlöhnen. Auch von Coop, demjenigen Grossverteiler mit dem die ersten Lohnverhandlungen in diesem Jahr geführt werden, fordert die Unia Lohnerhöhungen um 80 Franken monatlich. Analoge Forderungen stellt die Gewerkschaft auch an andere Detailhandelsunternehmen.

Die Lohnentwicklung in der Industrie verlaufe seit Jahren schleppend, sagte Alleva. Für die MEM- und Nahrungsmittelindustrie fordert die Unia daher 100 CHF zusätzlich, für die Chemie- und Pharmaindustrie 150 CHF.

Bis zu 2% mehr Lohn bei Post und Swisscom gefordert
Auch Syndicom, die Gewerkschaft der Medien- und Kommunikationsbranche, pocht auf satte Reallohnerhöhungen: Sowohl die Post als auch die Swisscom hätten ansehnliche Gewinne ausgewiesen, weshalb Lohnerhöhungen tragbar und angebracht seien, sagte Alain Carrupt, Co-Präsident von Syndicom. Die Gewerkschaft fordert einen Lohnanstieg um 1,5 bis 2% bei der Post und um rund 2% bei der Swisscom.

Für die Druck- und Medienbranche fordert Syndicom Lohnerhöhungen von mindestens 100 CHF monatlich. Im Fokus stünden dabei die grossen Unternehmen wie Ringier, die NZZ-Gruppe und Tamedia.

In den Lohnrunden der letzten Jahre hatte der SGB Lohnerhöhungen in einer ähnlichen Grössenordnung gefordert wie in diesem Jahr. Die tatsächlichen Erhöhungen seien jeweils etwas tiefer ausgefallen, sagte SGB-Chefökonom Lampart. Der Reallohnzuwachs habe durchschnittlich zwischen 1 und 1,5% gelegen. (awp/cm/upd/ps)

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