Nestlé bezüglich Wachstum hinter den eigenen Zielen zurück

Nestlé bezüglich Wachstum hinter den eigenen Zielen zurück
Paul Bulcke, ehemaliger Nestlé-CEO. (Foto: Nestlé/Flickr)

Nestlé-CEO Paul Bulcke. (Bild: Nestlé)

Vevey – Nestlé hat 2014 zwar unter den eigenen Wachstumszielen abgeschnitten, angesichts des schwierigen Umfeldes aber ein respektables Wachstum erzielt. Vor allem in China kämpft der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller mit sich rasch verändernden Gewohnheiten der Konsumenten. Der Gewinn blieb dank ausserordentlichen Posten aber deutlich über den Erwartungen und die Aktionäre können sich an einer erneut erhöhten Dividende erfreuen. Das Nestlé-Papier legt denn auch zu und gehört zu den grössten Gewinnern im SMI.

Organisch, d.h. bereinigt um Wechselkurse und Akquisitoren, wuchs der Konzern im Berichtsjahr um 4,5% und verfehlte damit sein eigenes Wachstumsziel von jährlich 5 bis 6% zum zweiten Mal in Folge. Es war auch das schwächste Ergebnis seit dem Rezessionsjahr 2009. Umsatzmässig musste Nestlé aufgrund des bereits im Vorjahr bzw. vor dem SNB-Entscheid starken Frankens ein Minus von 0,6% auf 91,6 Mrd CHF hinnehmen, wobei die Wechselkurse das Ergebnis mit -5,5% belasteten. Die operative Marge konnte um 10 BP auf 15,3% gesteigert werden, beim Reingewinn ergab sich aufgrund des Teil-Verkaufs der L’Oréal-Beteiligung und einer Neubewertung des Galderma-Anteils eine Verbesserung um 4,4 Mrd auf 14,5 Mrd CHF.

«Wir haben 2014 ein solides Resultat erzielt, sowohl auf Umsatz- wie auch auf Gewinnebene», sagte Konzernchef Paul Bulcke am Donnerstag vor den Medien. «Wir waren aber konfrontiert mit einigen grösseren Herausforderungen», ergänzte Finanzchefin Wan Ling Martello. Und diese dürften auch im laufenden Jahr nicht abnehmen. Das Management erwartet denn auch, dass das laufende Jahr ähnlich wird wie 2014.

Wachstumsziel von 5 % «angemessen»
Nestlé peilt für das laufende Jahr ein organisches Umsatzwachstum von rund 5% an. Dies sei im gegenwärtigen Umfeld «angemessen», meinte Bulcke. Man könne sich vor der Realität nicht verschliessen. Nestlé wolle damit aber das Marktwachstum übertreffen und 5% sei dabei die angestrebte Zielgrösse. Das Nestlé-Modell als langfristiger Leitfaden bleibt damit weiter intakt, wiederholte der Konzernchef seine Aussagen vom Herbst.

Bulcke sprach von drei grossen Herausforderungen, mit denen sich Nestlé derzeit konfrontiert sehe. Da sei zuerst einmal der Schweizer Franken, der sich nach dem SNB-Entscheid stark aufgewertet habe. Das habe zwar negative Auswirkungen etwa auf die Kosten des Hauptsitzes oder auf die Exporte aus der Schweiz heraus. Aber insgesamt besitze Nestlé einen «guten natürlichen Hedge», da 90% des Umsatzes lokal produziert und verkauft werden. Ausserdem habe man mit dem starken Franken zu leben gelernt.

Entwicklung in China herausfordernd
Eine weitere Herausforderung ist laut Bulcke die Entwicklung in China, wo sich die Gewohnheiten der Konsumenten sowie die Handelsstrukturen in rapidem Tempo verändern. «Ich habe so etwas noch nie gesehen», meinte Bulcke dazu. Er gestand dabei auch ein, dass man von dieser Entwicklung etwas überrascht worden sei. Nestlé sei nun daran, die Probleme zu lösen. Die Abkühlung in China, welche 2014 zu beobachten war, werde im laufenden Jahr zwar noch anhalten, aber langfristig bleibt der Konzern hinsichtlich China sehr zuversichtlich. Insgesamt bzw. über alle Kategorien sei Nestlé in China nämlich auch letztes Jahr gewachsen.

Tiefkühlgeschäft in den USA ein Sorgenkind
Das dritte Sorgenkind ist laut Bulcke das US-Tiefkühlgeschäft. Nestlé arbeite weiterhin hart daran, den Turnaround in dieser Kategorie zu schaffen, so Finanzchefin Martello Es stehe zwar auch noch viel Arbeit zur Neupositionierung der verschiedenen Marken an, sie erwarte jedoch Verbesserungen im Verlauf von 2015. Konzernchef Bulcke geht davon aus, dass die Repositionierungen im Verlauf des zweiten Quartals 2015 an Momentum gewinnen werden.

Insgesamt betonte Bulcke aber, dass angesichts von kurzfristigen Geschehnisse der Fokus auf die längere Frist nicht verloren gehen dürfe. Er sehe die Herausforderungen denn auch als Chance. «Wir halten den Fokus auf unser langfristiges Geschäft und stärken damit die Grundlagen für zukünftiges Wachstum», meinte er dazu.

Dividende weiterhin im Vordergrund
Unabhängig vom aktuellen Geschäftsverlauf will der Konzern seine Aktionäre mit höheren Dividenden bei Laune halten. Für das vergangene Jahr wird die Ausschüttung pro Aktie denn auch um 5 Rappen auf 2,20 CHF erhöht. Und die Finanzchefin versicherte, dass Nestlé trotz der gestiegenen Unsicherheiten einer nachhaltigen Dividendenpolitik in Schweizer Franken verpflichtet bleibe. Die Dividende in Franken sei seit 50 Jahren nicht gesenkt worden und dies solle auch künftig so bleiben.

Die Aktionäre zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Das Nestlé-Papier schloss in einem am Ende deutlich festeren Gesamtmarkt 1,3% höher bei 72,00 CHF. Das Ergebnis wurde in Analystenkreisen nicht euphorisch, aber doch gut aufgenommen. «Der Nestlé-Supertanker ist auf Kurs», hiess es etwa bei der ZKB. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert