Pharma stark, Uhren schwach: Schweizer Ausfuhren nach China auf hohem Level

Pharma stark, Uhren schwach: Schweizer Ausfuhren nach China auf hohem Level
Nicolas Musy, Managing Director der Nonprofit-Organisation Swiss Center Shanghai (SCS). (Foto: SCS)

Shanghai – Schweizer Ausfuhren nach China (inkl. Hongkong) verbleiben auf einem hohen Level: Laut aktuellen Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung exportierte die Schweiz im Jahr 2016 Waren im Wert von 14,69 Milliarden Schweizer Franken ins Reich der Mitte. Damit sind die Exporte fast identisch mit dem Vorjahr, als der Wert von 14,67 Milliarden Schweizer Franken erreicht wurde. «Die Schweiz ist eines von sehr wenigen Ländern, die über eine positive Handelsbilanz mit China inklusive Hongkong verfügen, ohne Rohstoffe zu exportieren. Der Handelsbilanzüberschuss beträgt 1,3 Milliarden Schweizer Franken», erklärt Nicolas Musy, Mitbegründer und Delegierter des Verwaltungsrats des Swiss Centers China, einer Nonprofit-Organisation, die Markteintrittshürden für Schweizer Unternehmen in Asien beseitigt. «Schweizer Know-how und qualitativ hochwertige Produkte werden in den dynamisch wachsenden Sektoren der chinesischen Wirtschaft benötigt – zum Beispiel in der fortgeschrittenen Fertigungstechnologie, im Pharma- und Medizinbereich sowie bei erneuerbaren Technologien», betont Musy.

Weltweit nahmen die Schweizer Ausfuhren im Jahr 2016 um 3,8 Prozent zu. Deutschland (39,7 Milliarden CHF, +8,3%) und die Vereinigten Staaten (31,4 Milliarden CHF, +14,6%) bleiben die grössten Absatzmärkte für Schweizer Waren. China (inkl. Hongkong) bleibt der drittgrösste Markt, noch vor Frankreich (14 Milliarden CHF, +0,8%) und Italien (12,7 Milliarden CHF, -0,9%).

Ausfuhren nach Festlandchina auf Rekordlevel
Im Jahr 2016 bestimmten einige sehr interessante Trends die Entwicklung der Schweizer Exporte nach China und Hongkong: Betrachtet man Festlandchina, bedeuten die Schweizer Ausfuhren im Wert von 9,8 Milliarden Schweizer Franken einen neuen Rekord und ein Exportwachstum von starken 9,9 Prozent im Jahresvergleich. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Ausfuhren nach Festlandchina damit fast verdreifacht.

«Der bestimmende Faktor für dieses Wachstum ist die Pharma- und Chemiebranche: Pharma-Exporte nach Festlandchina haben im Vergleich zu 2015 um beeindruckende 28,8 Prozent zugenommen», berichtet Musy. Mit Ausfuhren im Wert von 4,3 Milliarden Schweizer Franken nach Festlandchina nimmt die Schweizer Pharmaindustrie die führende Rolle in diesem Markt ein. Die Schweizer Maschinenexporte nach Festlandchina machten 2016 einen Warenwert von 2,1 Milliarden Schweizer Franken aus, ein Minus von 2,2 Prozent im Jahresvergleich.

Uhren bereiten Sorgenfalten
Uhren und Präzisionsinstrumente bleiben weiterhin die bedeutendste Warengruppe, wenn man die Ausfuhren nach China und Hongkong addiert. 2016 wurden Uhren und Präzisionsinstrumente im Wert von 6,3 Milliarden Schweizer Franken nach China und Hongkong verkauft. Allerdings repräsentiert diese Zahl einen negativen Trend: Uhrenexporte nach Hongkong, historisch der weltweite Schlüsselmarkt für die Schweizer Uhrenbranche, brachen im Jahresvergleich um 18,5 Prozent ein. Dies führte zu einem Rückgang der Gesamtexporte in die chinesische Sonderverwaltungszone: -15,5 Prozent. «Die Hauptgründe für die rückläufigen Uhrenexporte sind die chinesische Antikorruptionsinitiative und eine kürzlich eingeführte Steuer auf Luxusgüter», informiert Musy.

Zhen Xiao, Geschäftsführer des Swiss Centers China: «Wir sehen in den vergangenen zwei Jahren rückläufige Schweizer Ausfuhren nach Hongkong aufgrund der schwachen Uhrenexporte. Zur gleichen Zeit ist aber die Entwicklung in Festlandchina überaus positiv. Das Exportwachstum in anderen Sektoren konnte die Abnahme der Uhrenexporte nach Honkong kompensieren. Das ist sehr erfreulich und stimmt uns hoffnungsvoll für die Zukunft.»

Mit der Transformation der chinesischen Volkswirtschaft hin zu einer vom privaten Sektor angetriebenen, unternehmerischen Wirtschaft, erwarten die Swiss Centers Experten auch neue Geschäftschancen für Schweizer Unternehmen: «Viele Schweizer Firmen verfügen über einzigartiges Know-how im Ingenieurwesen, bei nachhaltigen Technologien, in der Pharma- und Medizinaltechnik-Branche sowie in der Präzisionsfertigung. Solche Fähigkeiten werden in China immer mehr gefragt sein. Deswegen erwarten wir, dass der Exportrekord von 2016 schon heuer übertroffen werden wird», analysiert Xiao.

Schweizer Entscheidungsträger in China sind ebenso zuversichtlich: 68 Prozent der eidgenössischen Führungskräfte in China erwarten 2017 «höhere» oder «bedeutend höhere» Umsätze als 2016, während nur ein Prozent mit einem Umsatzrückgang rechnet. Das sind die Ergebnisse der aktuellen «2017 Swiss Business in China» Umfrage, umgesetzt von der China Europe International Business School (CEIBS, eine führende Wirtschaftsschule Asiens), Swiss Centers China (SCC), der Schweizer Botschaft in China, Swissnex, SwissCham, Switzerland Global Enterprise und China Integrated. Die umfassende Befragung beinhaltet Antworten von 102 Schweizer Unternehmen, von KMU bis hin zu Grossunternehmen. Damit gilt die Umfrage als repräsentativ für die ungefähr 600 Schweizer Firmen, die in China den Betrieb aufgenommen haben. Neben Schweizer Unternehmen nahmen auch Firmen aus China (853), der EU (106) und den USA (105) an der Umfrage teil.

«Es sind nicht nur die Umsatzerwartungen sehr positiv, sondern auch die Gewinnerwartungen», berichtet Xiao. 68 Prozent der Entscheidungsträger von Schweizer Unternehmen in China gaben an, dass ihre Geschäfte im Jahr 2016 «profitabel» oder «sehr profitabel» waren, während nur ein Prozent einen beträchtlichen Verlust vermeldet. Für 2017 erwarten 48 Prozent noch höhere Gewinne, nur 4,6 Prozent rechnen mit einem Gewinnrückgang.

 61 Prozent der Schweizer Firmen wollen mehr investieren
Bei so grosser Zuversicht verwundert es nicht, dass die meisten Schweizer Unternehmen beabsichtigen, ihre Investitionen im chinesischen Markt zu verstärken. 61 Prozent der Befragten gaben an, die Investitionen erhöhen zu wollen. Nur drei Prozent wollen sie reduzieren. Für 57 Prozent der Befragten ist China ein Top-3-Markt für Investitionen. (SCC/mc/ps)

Über Swiss Centers China (SCC)
Im Jahr 2000 als gemeinnützige schweizerisch-chinesische Public Private Partnership gegründet, ist Swiss Centers China heute bei weitem das grösste Cluster von Schweizer Unternehmen in Asien. Mit fünf strategisch positionierten Standorten an Chinas dynamischer Ostküste (Shanghai, Peking und Tianjin) bietet das SCC nicht nur Büro-, Werkstatt- und Ausstellungsflächen, sondern unterstützt seine Mitgliedsfirmen auch mit Government Relations, Technologietransfer und mit einem breiten Netzwerk an Experten. Das SCC hat in China mehr als 300 Unternehmen unterstützt – sowohl KMU als auch Grossunternehmen. Unter anderem haben die Experten des Swiss Centers 30 Produktionsbetriebe und mehr als 50 Büros und Vertriebsfirmen aufgebaut. Zudem veröffentlicht das SCC umfassende Studien und Analysen über Chinas wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen und fördert die Marke «Swiss Made» sowie die Sichtbarkeit der Schweiz als Land der Innovation und führender Wirtschaftsstandort.  Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: www.swisscenters.org.

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