Richemont wächst im Halbjahr wie erwartet stark

Richemont wächst im Halbjahr wie erwartet stark
Johann Rupert, Executive Chairman Richemont.

Genf – Der Luxusgüterkonzern Richemont hat im ersten Halbjahr 2017/18 erwartungsgemäss den Umsatz und die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert. Wie die gesamte Branche profitierte die Gruppe von einer kräftigen Markterholung, nachdem die Umsätze im vergangenen Jahr stark zurückgegangen waren. Ausserdem hatten im vergangenen Jahr Lagerrückkäufe auf die Ergebnisse gedrückt. An der Börse werden weiter Gewinne ins Trockene gebracht.

Der Umsatz von Richemont wuchs in den Monaten April bis September um 10% auf 5,61 Mrd EUR und in Lokalwährungen gerechnet um 12%, wie die Gruppe am Freitag schreibt. Das kommt nicht überraschend, denn bereits Mitte Oktober wurden im Rahmen einer positiven Gewinnwarnung die genannten Wachstumsraten in Aussicht gestellt.

Richemont habe vom allgemein verbesserten Marktumfeld und einer tiefen Vorjahresbasis profitiert, wird VR-Präsident Johann Rupert in der Mitteilung zitiert. Im vergangenen Jahr hatte vor allem die Vorzeigemarke Cartier bei Händlern in Hongkong und Macau im grossen Stil Uhren aus den Lagern zurückgekauft, um für neue Kollektionen Platz zu schaffen. Ohne diesen Effekt wäre der Umsatz in der Berichtsperiode in Lokalwährungen um 8% gewachsen.

Das starke Wachstum wirkt sich positiv auf die Ergebnisse aus: Der Betriebsgewinn EBIT nahm – wie ebenfalls angekündigt – um 46% auf 1,17 Mrd EUR zu und die entsprechende Marge kletterte um 510 Basispunkte (BP) auf 20,8% in die Höhe. Ohne Sondereffekte hätte sich der EBIT immer noch um 11% erhöht. Derweil stieg der Reingewinn dank eines verbesserten Finanzergebnisses gar um 80% auf 974 Mio.

Wachstum in Asien
Im Schmucksegment mit den Marken Cartier und Van Cleef & Arpels wuchs der Umsatz um 15% und die EBIT-Marge lag bei 31,0% (+360 BP). Die Uhrenhersteller (IWC, Piaget, Jaeger LeCoultre etc.) setzten 6% mehr um und steigerten die Marge um 640 BP auf 19,3%.

Stark erholt zeigt sich dabei das Geschäft in Asien-Pazifik (+25% in LW). In Nordamerika wuchs die Richemont mit 10%, in Japan mit 7% und in Europa sowie in Middle East & Africa mit je 3%. Treibende Kräfte das zweistellige Wachstum in Festland-China, Korea, Hongkong und Grossbritannien, erklärte CFO Burkhart Grund an einer Telefonkonferenz. Es reisen wieder vermehrt chinesische Touristen nach Hongkong und in Festland-China erzielt Richemont seit 18 Monaten zweistellige Wachstumsraten.

Mit Blick auf die Verkaufskanäle hat Richemont über das eigene Retail-Netz insgesamt 3,29 Mrd EUR umgesetzt (+13% in LW). In den eigenen Boutiquen wachse auch der Durchverkauf an die Endkunden zweistellig, dagegen bleibe das Geschäft mit den Uhrenhändlern herausfordernd und die Situation in deren Lager sei nach wie vor «unbefriedigend», so der Finanzchef. Das Wholesale-Wachstum im Halbjahr von 11% hat vor allem mit den Lagerrückäufe zu tun.

Kunden im Fokus
Richemont sieht sich für die Zukunft gut gerüstet und will die Bedürfnisse der Kunden in der digitalen Welt stärker in den Fokus rücken. Eine wichtige Rolle spiele der Vertrieb über verschiedene Kanäle. Nebst dem traditionellen Händlerkanal und den in dem vergangenen Jahren aufgebauten Netz markeneigener Shops, soll in Zukunft auch der Handel über e-Commerce an Bedeutung gewinnen.

Die finanzielle Flexibilität für die Transformation sei vorhanden, heisst es. Per Ende September weist Richemont eine Netto-Cash-Position von 4,61 Mrd EUR aus. Und auch das Management sei für die Zukunft gerüstet. Jérôme Lambert wird die neu geschaffene COO-Position einnehmen und bis auf die Schmuckmarken für alle anderen «Maisons» verantwortlich sein. Zu seiner Unterstützung wurde Emmanuel Perrin zum Leiter Vertrieb Specialist Watchmakers berufen. Der neue Chief Technology Officer Jean-Jacques van Oosten stösst Anfang Jahr zum Senior Executive Committee.

An der Börse büssten Richemont am freitag deutliche 3,8% auf 86,80 CHF ein. Nach der guten Kursentwicklung im laufenden Jahr hätten Anleger nun Gewinne mitgenommen, hiess es im Handel. Anfang November war die Aktie bei 92,50 CHF noch auf ein Jahreshöchst geklettert. (awp/mc/ps)

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