Roche-Spitze nimmt Bundespräsident Cassis in die Zange

Roche-Spitze nimmt Bundespräsident Cassis in die Zange
Christoph Franz, ehemaliger Roche-VRP. (Foto: Roche)

Basel – Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz und CEO Severin Schwan haben an die Adresse des Bundespräsidenten Ignazio Cassis flammende Appelle zur Sicherung des Forschungsstandorts Schweiz gerichtet. Anlass des Treffens war die Einweihung des zweiten Roche-Turms.

Franz und Schwan nahmen am Freitag Cassis bei der Einweihungsfeuer des Baus 2, des höchsten Hochhauses der Schweiz, regelrecht in die Zange. Die Spitzenleute von Roche lobten beide die Vorteile des historisch gegeben Standortes Basel und Schweiz, namentlich die Sicherheit, die Verlässlichkeit der Politik und das Umfeld mit herausragenden Hochschulen, die einen wichtigen Beitrag für das Knowhow für den forschungsintensiven Pharmakonzern leisteten.

Franz und Schwan äussern ihre Sorgen
Franz nutzte aber auch die Gelegenheit, seinen Sorgen Ausdruck zu verleihen. Dazu gehören nach seinen Worten der Ausschluss aus dem europäischen Forschungsprogramm Horizon, die hinterher hinkende Entwicklung bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen und Tendenzen, den Patentschutz aufzuweichen. Horizon Europe sei für Life-Science-Unternehmen eine sehr wichtige Grundlage gewesen, sagte er.

Roche-CEO Severin Schwan nahm die Worte des Verwaltungsratspräsidenten bei der direkten Konfrontation mit Cassis auf einem Podium auf. Er erwähnte Beispiele von bislang mit Roche kooperierenden Forscher aus der ETH, die nicht mehr in die Hochschule zurückgekehrt seien.

Direkt an Cassis appellierte Schwan, dass der Bund nun nicht den Fehler begehen solle, in der sich anbahnenden Krise Bildungs- und Forschungspolitik zu vernachlässigen. Die Schweiz habe die Chance, sich hier gegenüber anderen Staaten einen Vorsprung zu verschaffen.

Cassis reicht Schuld an die EU weiter
Cassis versuchte nicht, das Krisenthema Horizon Europe zu beschönigen – hier drücke der Schuh, sagte er. Er reichte die Verantwortung für die Probleme aber an die EU weiter. Die EU nutze des Ausschluss aus dem Forschungsprogramm als Druckmittel, um die Schweiz zu Konzessionen bei der sozialen Sicherheit zu drängen.

Es sei höchste Zeit, diese roten Linien bei den Verhandlungen hinter sich zu lassen, sagte Cassis. Auch die EU leide unter dem Ausschluss der Forschenden aus der Schweiz und Grossbritannien, sagte er.

Bei der Gewichtung von Forschung und Entwicklung in der Bundespolitik stosse der Appell von Roche beim Bundesrat auf offene Ohren, sagte Cassis weiter. Gegenwärtig würde den Ansprüchen entsprochen, die Zukunft liege aber auch in den Händen des Parlaments und letztlich des Stimmvolks. (awp/mc/pg)

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