Schweizer Bauwirtschaft warnt vor schwierigeren Zeiten für die Branche

Schweizer Bauwirtschaft warnt vor schwierigeren Zeiten für die Branche
(Foto: Pixabay)

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Bern – Die Auftragsbücher der Schweizer Bauunternehmen sind gut gefüllt. Doch die Dachorganisation bauenschweiz schaut weniger positiv in die Zukunft als auch schon. Grund sind zahlreiche politische Vorstösse und Vorlagen, die den Druck auf die Branche verstärken könnten.

«Es scheint sich langsam die Meinung durchzusetzen, dass wir uns innerhalb der Bauwirtschaft in eine Konsolidierungsphase begeben», sagte Hans Killer, Präsident von bauenschweiz, am Dienstag an der Herbstversammlung in Bern gemäss Redetext. Viele Unternehmen äusserten sich zurückhaltender, was die Einschätzung der Zukunft betreffe.

Kein massiver Rückgang in Sicht
Zwar seien die Auftragsbestände noch sehr komfortabel, die Kapazitätsauslastung sei nach wie vor sehr gut, ein massiver Rückgang oder Einbruch der Bautätigkeit sei gegenwärtig nicht in Sicht. Doch der Aufwärtstrend neige sich dem Ende zu, sagte Killer. «Beispielsweise die Baugesuche und Baubewilligungen sind seit einiger Zeit rückläufig.»

Grund dafür seien insbesondere politische Vorhaben. Der Aargauer SVP-Nationalrat zählte einige Risikofaktoren auf, welche die Branche schwächen könnten: das Zweitwohnungsgesetz, die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative, die Verschärfung der Lex Koller, die strengere Regulierung bei der Hypothekenvergabe oder kantonale Kulturlandinitiativen.

Bedrohliche Volksinitiativen
«Diese Vorlagen scheinen sich langsam bemerkbar zu machen und rufen bei den Unternehmen eine gewisse Verunsicherung hervor», sagte Killer. Auch Donato Scognamiglio, Chef des Zürcher Immobilienberatungsunternehmens IAZI, gab zu bedenken, dass die jüngsten politischen Prozesse nicht ohne Einfluss auf den Immobilienmarkt bleiben dürften.

Initiativen, welche zum Schutz der natürlichen Grundlagen ergriffen würden, berücksichtigen laut Scognamiglio die Auswirkungen auf den Schweizer Immobilienmarkt oft zu wenig. Dies erstaune insofern, als dass Immobilien einen hohen Anteil am Volksvermögen ausmachten. Er warnte vor eingeengtem Blickwinkel. Die Initiativen trügen das Potenzial erheblicher Kollateralschäden in sich. Die Folgen seien in Zeiten einer drohenden Immobilienblase und einer unsicheren Weltwirtschaftslage kaum absehbar.

Bund als wichtiger Investor
Bundesrätin Doris Leuthard unterstrich an der Versammlung die Bestrebungen des Bundes, weiterhin verschiedene Bauvorhaben finanziell zu unterstützen. Heute investiere das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) jährlich weit über 6 Mrd CHF direkt und indirekt in die Branche – dies seien gut 10% der nationalen Bauinvestitionen.

Insbesondere beim Bau und Unterhalt der Infrastrukturanlagen sei der Bund auf eine funktionierende Bauwirtschaft angewiesen. Umgekehrt dürfe die Bauwirtschaft klare und praxistaugliche Vorgaben der Politik erwarten. Leuthard skizzierte des Weiteren die wichtigsten Etappen in der Energiestrategie 2050. Insbesondere beim energieeffizienten Bauen seien die Bundesziele auch von der Bauwirtschaft abhängig, sagte die Bundesrätin laut Killer. Der Energieverbrauch von Gebäuden solle auf 20 bis 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter gesenkt werden. Heute betrage dieser Wert 100 kWh pro Quadratmeter.

Wechsel im Vorstand
Die über hundert Delegierten und Gäste begrüssten auch drei neue Vorstandsmitglieder. Der Bündner FDP-Ständerat Martin Schmid wurde ebenso neu ins Gremium berufen wie Hans Rupli, Präsident von Holzbau Schweiz, und Gian-Luca Lardi, designierter Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes.

Verabschiedet wurden Hans-Peter Domanig, Alfons Kaufmann, Werner Messmer und Guy Monbaron. Die Nachfolge von Letzterem wird voraussichtlich im kommenden Frühling geregelt. (awp/mc/pg)

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