Streit zwischen Aeropers und Swiss geht in die nächste Runde

Streit zwischen Aeropers und Swiss geht in die nächste Runde

Piloten in einer Maschine der Swiss. (Foto: Swiss)

Kloten – Aeropers will im Streit mit der Swiss nun eine gerichtliche Klärung. Zuvor waren die Verhandlungen über künftige Arbeitsbedingungen, die Einflottung neuer Flugzeuge sowie eine Zusammenlegung der beiden Pilotenkorps der Swiss gescheitert.

Der Knackpunkt liegt dabei in der künftigen Durchführung von Langstreckenflügen: Die Swiss will die neuen Jets des Typs Boeing 777 künftig nicht nur von den Langstreckenpiloten, sondern auch von den tiefer entlöhnten Regionalpiloten fliegen lassen. Dies legte die Fluggesellschaft in deren neuen Gesamtarbeitsvertrag «GAV14 Plus» fest.

Damit verletze die Swiss die Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrages mit den Langstreckenpiloten, erklärte Aeropers in einer Medienmitteilung vom Donnerstag und bestätigte damit eine entsprechende Meldung der Zeitung «Blick».

Man habe das Management in den letzten Wochen mehrfach auf diese Verletzungen hingewiesen, hiess es weiter. Leider habe dieses die vorgebrachten Lösungsvorschläge abgelehnt und dem Verband keine andere Wahl gelassen, als die Gerichte anzurufen, liess sich Aeropers-Präsident Rolf Odermatt in der Mitteilung zitieren.

Aeropers wirft Swiss unzulässige Auslagerung vor
Der Verband wirft der Swiss-Geschäftsleitung mehrere Vertragsverletzungen vor, darunter Verstösse gegen die Treuepflicht, die Verhandlungspflicht sowie den Unterwanderungsschutz.

Aeropers sieht in der Übertragung von Langstreckenflüge an die bisherigen Regionalpiloten nämlich eine unzulässige Auslagerung. Damit sei auch der Schutz der Schweizer Qualität und der Marke Swiss gefährdet.

Heute führen die einstigen Swissair-Piloten die Langstreckenflüge durch. Diese sind bei der Swiss International angestellt und im Verband Aeropers vertreten. Die Regionalpiloten, die Jumbolino-Flugzeuge der einstigen Crossair fliegen, sind dagegen bei Swiss European angestellt und im Verband IPG organisiert.

Swiss kündigte GAV
Seit 2012 laufen zähe Verhandlungen, um die beiden Pilotenkorps zusammenzulegen. Im April dieses Jahres scheiterte ein gemeinsamer Gesamtarbeitsvertrag jedoch an der Ablehnung durch die Aeropers-Piloten. Als Gründe nannte Aeropers damals die geforderten Einschnitte und mangelndes Vertrauen in die Swiss-Geschäftsleitung

Daraufhin hatte die Swiss mit IPG den «GAV14 Plus» abgeschlossen. Verhandlungen zur Einbindung der Aeropers in den neuen GAV scheiterten jüngst. Am Montag hatte die Swiss die Kündigung des aktuell geltenden GAVs per November 2016 ausgesprochen. Der Grund seien «unüberbrückbare Differenzen» sowie die Ankündigung gerichtlicher Schritte durch Aeropers.

Daher sei die Einreichung der Klage auch keine Überraschung, liess die Fluggesellschaft am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda schriftlich verlauten. Von der Klage habe die Swiss aus den Medien erfahren. Zu den Vorwürfen hält Mediensprecherin Myriam Ziesack lediglich fest, dass die Swiss den GAV eingehalten habe und dies auch weiterhin tun werde.

Konzernweite Spannungen
Aber nicht nur bei der Swiss brodelt der Streit zwischen Piloten und Airlines. So sind Spannungen im gesamten Lufthansa-Konzern zu beobachten, wie Streiks belegen. In einem ähnlichen Fall wie nun zwischen der Swiss und Aeropers gab kürzlich der Europäische Gerichtshof den Piloten der Swiss-Schwestergesellschaft Austrian Airlines AUA Recht. Deren Verwaltungsratspräsident ist gleichzeitig Swiss-Chef Harry Hohmeister.

Nachdem die AUA 2012 vor dem Konkurs gestanden war, hatte das Management den Bord-Kollektivvertrag aufgekündigt, um den Umstieg auf den Kollektivvertrag der billigeren Tochter Tyrolean zu erzwingen. Die Gewerkschaft klagte dagegen. Mitte September erklärte der Europäische Gerichtshof, dass der aufgekündigte Kollektivvertrag nachwirke. Nun drohen der AUA Lohnnachzahlungen. (awp/mc/ps)

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