Zeitungskrise und Publicitas-Konkurs setzten Tamedia zu

Zeitungskrise und Publicitas-Konkurs setzten Tamedia zu
Tamedia-CEO Christoph Tonini. (Foto: Tamedia)

Zürich – Tamedia hat zwar auch im ersten Halbjahr den Geschäftsschwerpunkt weiter von den Zeitungen weg hin zu digitalen Angeboten verlagert. Unter dem Strich hat der Zürcher Medienkonzern jedoch trotzdem deutlich weniger verdient. Im Zeitungsbereich will er darum auch weiter sparen.

Tamedia hat im ersten Halbjahr noch einen Gewinn von 39,9 Millionen Franken geschrieben. Gegenüber der Vorjahresperiode ist das ein Einbruch um fast die Hälfte. Dafür verantwortlich sind zum einen Sonderfaktoren. So fiel der Vorsorgeaufwand deutlich höher aus als im Vorjahr. Zudem belastete der Konkurse von Publicitas das Ergebnis.

Tamedia hat in den ersten sechs Monaten jedoch weiter unter der Zeitungskrise gelitten. Im klassischen Zeitungsgeschäft mit den Zeitschriften und den Tages- und Wochenzeitungen hat Tamedia im ersten Halbjahr mit 21,6 Millionen Franken (EBITDA) über 40 Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Grund dafür ist ein weiterer starker Rückgang der Zeitungswerbung, die selbst das Management von Tamedia überrascht hat. Der Rückgang liegt über unseren Erwartungen», sagte Tamedia-Chef Christoph Tonini an einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Punktueller Stellenabbau in den Redaktionen
Das hat Folgen. «Wir müssen in diesem Bereich weiter an der Kostenstruktur arbeiten», kündigte Tonini an. Dazu gehört ein weiterer Stellenabbau in den Redaktionen. «Es wird punktuell gewisse Anpassungen geben», sagte der Tamedia-Chef. Davon abgesehen will Tonini, «die Kosten dort anpassen, wo es geht.»

Bereits bekannt ist, dass Tamedia im Servicebereich der Zeitungen 20 Vollzeitstellen abbaut. Auf Ende Jahr wurde auch der deutschsprachige Keystone-SDA-Sportdienst gekündigt. Abgesehen vom Effekt der Sparrunden erwartet Tonini in diesem Bereich auch kurzfristig keine Besserung. «Bei den Bezahlzeitungen gehen wir von einem ähnlichen Rückgang im zweiten Halbjahr aus», sagte Tonini.

Unter dem rückläufigen Print-Werbemarkt haben auch die Pendlerzeitungen gelitten. In diesem Bereich ist der Betriebsgewinn mit einem Minus von 22 Prozent auf noch 14,7 Millionen Franken ebenfalls deutlich zurückgegangen.

Zulegen konnte Tamedia dagegen im Bereich der digitalen Marktplätze und Angebote. Im ersten Semester erhöhte sich der Betriebsgewinn in diesem Geschäftsbereich um 12 Prozent auf 53,2 Millionen Franken. Die Stellenbörse JobCloud hat dabei laut Tonini sehr gut abgeschnitten.

Digital macht bereits 70 Prozent des Gewinns
Tamedia baut diesen Bereich auch weiter aus. Mit den Halbjahreszahlen gab der Medienkonzern die Aufstockung des Anteils am Internet-TV Angebot Zattoo auf über 50 Prozent bekannt. Das sei eine strategische Investition, sagte dazu Tonini. Mit der Übernahme des Werbevermarkter Goldbach ergeben sich laut ihm neue Synergie-Möglichkeiten für die Vermarktung von Zattoo in der Schweiz und Deutschland.

Tatsächlich hat sich der Medienkonzern mit den Übernahmen von Firma Neo Advertising und Goldbach zu einem vertikal voll integrierten Medien- und Internet-Konzern gewandelt. Er verfügt mit der Vermarktung jetzt über alle Wertschöpfungsstufen in diesem Geschäft.

Mit der Integration dieses neuen Geschäfts schreitet der Umbau des Konzern vom Medien zum Internetunternehmen auch weiter voran. Bereits im ersten Halbjahr hat Tamedia fast 40 Prozent des Umsatzes von insgesamt 477,5 Millionen Franken mit digitalen Angeboten erwirtschaftet. In der Vorjahresperiode betrug der Anteil noch 37 Prozent. Beim Betriebsgewinn (EBITDA) ist der Anteil der digitalen Angebote sogar von 50 Prozent im Vorjahr auf über 70 Prozent angestiegen. (awp/mc/ps)

Tamedia

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