Tamedia verdient mehr – TV/Radio steht zum Verkauf

Tamedia verdient mehr – TV/Radio steht zum Verkauf

Tamedia-CEO Martin Kall.

Zürich – Die Tamedia-Gruppe hat ihre Profitabilität im abgelaufenen Jahr markant gesteigert. Dazu beigetragen haben neben den anziehenden Werbeumsätzen nicht zuletzt auch die getroffenen Massnahmen zur Effizienzsteigerung. Im Zuge der Zusammenführung der eigenen Aktivitäten mit denjenigen von Edipresse Schweiz gibt sich die Gruppe eine neue gemeinsame Strategie.

Nicht mehr zum Kerngeschäft zählen dabei die Radio- und TV-Aktivitäten. Diese sollen verkauft werden.

Konzerngewinn um knapp 140 Prozent gesteigert
Die Mediengruppe steigerte ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 7,6% auf 806,3 Mio CHF. Die positive Entwicklung sei in erster Linie auf die erstmalige Berücksichtigung der Regionalzeitungen Zürcher Unterländer und Zürichsee-Zeitung, die Pendlerzeitungen 20 Minuten und 20 minutes, die Stellenplattformen von Jobup sowie die auf Anfang 2010 neu erworbene Plattform search.ch zurückzuführen. Der EBIT nahm um 122% auf 112,4 Mio CHF zu, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 13,9% von 6,8% im Vorjahr. Alle Geschäftsfelder leisteten einen positiven EBIT-Beitrag. Unter dem Strich schliesslich verblieb ein knapp 140% höherer Konzerngewinn von 110,8 Mio, wie die Mediengruppe am Dienstag mitteilte. Darin enthalten sind 16,9 (VJ -0,9) Mio von assoziierten Gesellschaften, wozu insbesondere die Beteiligung an den Schweizer Aktivitäten von Edipresse zählt.

Höhere Dividende
Mit dem ausgewiesenen Ergebnis hat Tamedia die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung die Ausschüttung einer auf 4,00 von 1,50 CHF erhöhten Dividende vor. Im grössten Geschäftsfeld Zeitungen gelang Tamedia insbesondere dank den getroffenen Effizienzsteigerungsmassnahmen bei den regionalen Tageszeitungen eine deutliche Ergebnisverbesserung. Bei nur leicht höheren Umsätzen verbesserte sich die EBIT-Marge hier auf 12,5% nach 2,0% im Vorjahr. Spitzenreiter bezüglich Profitabilität blieben aber auch 2010 die Zeitschriften, welche die EBIT-Marge dank tieferen Druckkosten auf 17,4 (VJ 12,2)% steigerten. Dank den Online-Medien erhöhte das Geschäftsfeld Elektronische Medien den Umsatz um knapp 24% auf 112,7 Mio CHF. Mit den gestiegenen Erlösen verbesserte sich auch die Rentabilität deutlich; die EBIT-Marge wird mit 7,8% nach -1,5% im Vorjahr ausgewiesen.

Radio- und TV-Aktivitäten sollen veräussert werden
Im Zuge der bereits auf das laufende Jahr vorgezogenen Zusammenführung von Tamedia mit den Schweizer Aktivitäten von Edipresse hat sich die Gruppe eine gemeinsame Strategie erarbeitet. Kerngeschäft bleiben dabei reichweitenstarke Zeitungen und Zeitschriften sowie Onlinemedien. Tamedia will gemäss Mitteilung die eigenen Zeitungen und Zeitschriften weiter stärken und mit Investitionen in die Onlineplattformen sowie weiteren Beteiligungen an Onlineunternehmen wachsen. Bereits 2012 sollen 25% des Ergebnisses mit digitalen Angeboten erzielt werden, so die Zielsetzung. Nicht mehr zum Kerngeschäft zählen dagegen die Radio- und TV-Aktivitäten sowie die Fachmedien Mobil. Ein Verkauf dieser Bereiche soll geprüft werden. Entsprechende Gespräche mit möglichen Käufern will Tamedia in den nächsten Wochen führen. Die Prüfung eines Verkaufs soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein.

Anpassung der Führungsorganisation
Die neue, um Edipresse Schweiz erweiterte Gruppe kommt auf Basis der Zahlen von 2010 auf einen Umsatz von über 1,1 Mrd CHF sowie einen EBIT von 151 Mio. Diese neue Grösse führt zu einer Anpassung der Führungsorganisation. Die bisherige Struktur wird um die beiden Bereiche Edipresse Schweiz (Leitung: Serge Reymond) und Digital (Leitung: Christoph Tonini) erweitert. Ebenfalls angepasst wird die Segmentsberichterstattung. Ab Halbjahr werden neu die drei Segmente ‹Print regional›, ‹Print national› sowie ‹Digital› ausgewiesen.

Ausblick wenig konkret
Bezüglich Ausblick auf das laufende Jahr gibt sich die Gruppe wie gewohnt wenig konkret: Tamedia rechnet auf Basis der Konjunkturprognosen des Staatssekretariates für Wirtschaft Seco mit einem moderaten Wachstum der Werbeinvestitionen und im Jahresverlauf mit steigenden Umsätzen im Bereich der Stelleninserate. Bei Edipresse Schweiz erwartet das Management bereits im laufenden Jahr eine deutliche Ergebnissteigerung. Tamedia bekräftigt gemäss den Unterlagen zur Ergebnispräsentation das Ziel, über den Konjunkturzyklus eine EBIT-Marge von 15 bis 20% zu erreichen. Die neue Tamedia könnte somit einen EBIT von über 200 Mio erwirtschaften, so die Prognose.

Ringier Schweiz überlegt sich Kauf von TeleZüri
Für Ringier Schweiz wäre ein Kauf des Privatfernsehsenders TeleZüri eine Option, wie Sprecher Edi Estermann am Dienstag auf Anfrage sagte. Noch sei aber nichts entschieden: «Wir prüfen die Situation auf dem Markt». Es sei kein Geheimnis, dass Ringier an einer Ausweitung seiner Aktivitäten im TV-Bereich interessiert sei, sagte Estermann. Schon heute verfügt Ringier über verschiedene Beteiligungen: An Sat1 (Schweiz) hält der Medienkonzern 50%, an Teleclub 33,3%, an der Produktionsfirma Grundy Schweiz 35%. Dazu kommen etwa Presse TV, Ringier TV Productions und Ringier Web TV. Über ein allfälliges Interesse von Ringier an einem der Radiosender, die Tamedia allenfalls verkaufen will, äusserte sich Estermann nicht. Heute hält Ringer Schweiz gemäss eigener Website am Privatradiosender Energy Zürich 51%, Energy Bern ist zu 100% in Ringier-Besitz. (awp/mc/ps)

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