Tamoil schliesst voraussichtlich Raffinerie im Wallis

Tamoil schliesst voraussichtlich Raffinerie im Wallis
(Foto: Tamoil)

Tankstellennetz von Tamoil bleibt bestehen. (Foto: Tamoil)

Sitten – Der Raffinerie- und Tankstellenbetreiber Tamoil wird seine Raffinerie in Collombey-Muraz im Wallis voraussichtlich per Ende März schliessen. Das Tankstellennetz in der Schweiz bleibt jedoch bestehen. 220 der insgesamt 240 Mitarbeitenden droht die Kündigung.

Den Zeitpunkt der Schliessung nannte Roland Bilang, Geschäftsführer der Erdöl-Vereinigung Schweiz, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte damit einen Bericht von nouvelliste.ch. Die Tamoil SA spricht indes in einer Mitteilung von einem «Betriebsunterbruch» auf unbestimmte Zeit. Weiter schreibt das Unternehmen: «Wir sind sehr stolz und dankbar für das ausserordentliche Engagement und die Leistung unserer Mitarbeiter, welche sich über die vergangenen Jahre für eine sichere, verlässliche und effiziente Betriebsführung eingesetzt haben.»

Seit Jahren ein Verlustgeschäft
Als Begründung für den Unterbruch nennt Tamoil die erheblichen Verluste in den letzten Jahren. Der Schweizer Raffinationsmarkt habe unter starken Marktspannungen gelitten. Diese seien durch einen steigenden Import von fertigen Erdöl-Produkten, einer rasant sinkenden Nachfrage nach Treibstoff und zunehmenden Regulierungskosten bedingt gewesen. Trotz Investitionen von mehr als 700 Millionen Franken seit dem Jahr 2000 betrachtet Tamoil die Fortführung des Raffineriebetriebs in Collombey zurzeit als wirtschaftlich nicht tragbar. Die Dauer des Betriebsunterbruchs könne noch nicht beziffert werden.

«Wir werden aber das wirtschaftliche Umfeld und den Markt sehr genau beobachten, bevor eine endgültige Entscheidung gefällt werden kann», so Tamoil. Die Raffinerie im Wallis verfügt über eine Kapazität von 55’000 Barrel pro Tag und ist mit der Anlage in Cressier (NE) die letzte Raffinerie in der Schweiz. Die Raffinerie in Cressier war zeitweise ebenfalls stillgelegt worden.

Walliser Regierung wird aktiv
In einer ersten Stellungnahme bedauert die Walliser Kantonsregierung den Entscheid von Tamoil. Angesichts der Konsequenzen dieses Entscheids für die kantonale Wirtschaft habe die Regierung eine Strategie erarbeitet, um die Raffinerietätigkeiten im Unterwallis aufrechtzuerhalten, heisst es in der Mitteilung. Von Tamoil verlangt die Regierung nun, sich innert fünf Jahren über die Zukunft des Standorts und seine Aktivitäten zu äussern und sämtliche Gesetzesanforderungen im Umwelt- und Sozialbereich einzuhalten. Zudem hat sie eine Task Force beauftragt, notwendige Schritte einzuleiten, um die Chancen auf eine Neubelebung des Standorts zu erhöhen.

Tankstellen und Heizöl nicht tangiert
Vom Entscheid nicht betroffen ist das Tankstellennetz von Tamoil in der Schweiz. Zu diesem gehören rund 300 Tankstellen. Weitergeführt wird auch das Heizöl-Geschäft mit insgesamt 70’000 Endkunden. Laut Angaben von Bilang der Erdöl-Vereinigung wird Tamoil Schweiz künftig vorgefertigte Erdöl-Produkte importieren, anstatt selber zu raffinieren. Für den Kunden an der Zapfsäule ändere sich nichts. (awp/mc/pg)

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